Triggerfinger zeigen sich im Mascotte konzeptuell

Konzertkritik: Triggerfinger im Mascotte
Bildquelle: 
Official Press Photo / Diego Franssens

Nach intensivem Touren zu ihren letzten zwei Alben «All This Dancing Around» und »By Absence of the Sun» wollten Triggerfinger Abstand vom ganzen Trubel, welchen sie im Interview vor dem Konzert treffend «rat race» betiteln. Entstanden ist nun nach kurzer Songwriting- und Recordingpause «Colossus», welches kolossaler nicht sein könnte: Das Trio erweitert seine Soundpalette erfolgreich durch Samples, Akustikgitarren, Bläser und stapelt nach Bedarf auch gerne mal zwei Bassgitarren in einem Song aufeinander.

 

Wie Triggerfinger sich ihr fast schon opulentes Werk live vorstellen, durfte man diesen Mittwoch im Zürcher Mascotte miterleben. Als Unterstützung hatte die Band einen vierten Musiker mitgebracht, der für Tasten, Perkussion und Backingvocals verantwortlich war. Da der Grundsound des Trios sowieso fett und druckvoll ist, erschienen die Songs somit vielschichtiger und auch sonisch ein wenig spannender. Somit war es nicht erstaunlich, dass das aktuelle und und vorherige Album einen grossteil der Setliste ausmachten. 

 

Sänger und Gitarrist Ruben Block liess seine Füsse oft und gerne tanzen, verrenkte sich wie ein wilder Derwisch, während Drummer Mario sicherlich zwei Liter Schweiss ausschwitzte. Der Dritte im Bunde, Hühne und Bassist Paul, erinnert an einen Geldeintreiber der Mafia, welcher ebsenso gut diesen Part in zahlreichen Genrefilmen hätte übernehmen können. Allgemein zeigten sich die Jungs musikalisch von ihrer besten Seite, der Sound war zwar drückend laut, aber dennoch transparent abgemischt, was sicherlich kein leichter Job für den Mischer darstellte. 

 

Wer wegen «I Follow Rivers» gekommen war, musste leider ohne heimkehren, bekam stattdessen aber eine deftige Portion Rock N‘ Roll in die Ohren serviert, die sich absolut hören liess. Die Band kehrte für zwei weitere Songs in der Zugabe auf die Bühne zurück, wo zuerst Ruben Block das Lied «Afterglow» zum Besten gab, welches auch als wichtiger Eckpfeiler des neuen Albums fungiert. Mehr dazu im Interview mit Triggerfinger, das in wenigen Tagen online sein wird.

 

Triggerfinger haben sich nach dem Erfolg ihrer letzten Alben nicht auf ihren Lorbeeren ausgeruht, sondern ein tiefgehendes, fast schon konzeptuales Werk mit einem Spannungsbogen geschaffen. Live wurde dies in gewohnt lässiger aber sehr versierter Art überzeugend umgesetzt. 

 

David Schaufelberger / So, 22. Okt 2017