Die Motorradgang ist unausrottbar.
Black Rebel Motorcycle Club dürfte es eigentlich gar nicht mehr geben. Die Band aus San Francisco wird im nächsten Jahr ihr bereits 20-jähriges Bestehen feiern und ist ihrem Stil seit jeher treu geblieben. Dreckiger Rock, oft ins bluesige abdriftend, mal episch, dann wieder knackig auf den Punkt aber stets mit einer unzerstörbaren Coolness-Attitude, die selten eine andere Band so ehrlich und konsistent an den Tag legt. Dies sind in der heutigen Zeit aber noch keine Gründe, als Rockband über mehrere Jahre nicht von der Bildfläche zu verschwinden. Das Dazugehören zur damaligen Indie-Welle brachte ihr zwar einen Haufen von Anhängern, seit dem Aussterben der Bewegung aber auch zahlreiche Abgänger.
Und trotzdem, oder gerade deswegen kommen die Leute immer noch in Scharen, wenn die Töffligang zum gemeinsamen Abfeiern des Rock n’ Roll lädt.
Nun, diese Behauptung ist ein wenig übertrieben: Die grosse neue Samsung Hall, ein Zwischenstück zwischen Konzertlokalitäten wie dem Komplex 457 oder X-Tra (neuerdings auch die Halle 622 in Oerlikon) und dem Hallenstadion ist an diesem bitterkalten Samstagabend kurz vor Konzertbeginn eher spärlich gefüllt. Die Sitzplätze auf den überhängenden Balkon standen sogar gar nicht zum Verkauf. Nach einem kurzen Intro ab Band legt die dreiköpfige Band um Robert Levon Deen, Robert Hayes und Leah Shapiro, letztere seit 2008 fix als Drummerin dabei, mit der neuen Single «Little Thing Gone Wild» los. Es ist immer wieder erstaunlich, was für dicke Soundwände von diesen drei Musikern produziert werden können. Im Gegensatz zu ihrem letzten Konzert in Zürich vor drei Jahren klingen diese deutlich weniger matschig und dumpf, sondern definiert und satt. Die Samsung Hall mochte hier sicherlich einen wesentlichen Teil dazu beigetragen haben. Es folgen mehrheitlich Songs aus dem neuen, noch nicht veröffentlichten Album, von dem vor allem «Question of Faith» heraussticht. Ein grossartiger Song mit einer eingängigen Basslinie.
Perfekt abgestimmte Licht-Show
Relativ früh im Set wird «Ain’t no Easy Way» vorgetragen, bei dem Peter Hayes kurzerhand die Mundharmonika umschnallt für die Signaturmelodie im Refrain. Seine Gesangsstrophe singt er sogleich in das silbrige Instrument, das von einem internen Mikrofon abgenommen wird. Ein interessanter wenn auch unspektakulärer Effekt, welcher die Stimme ein wenig verzerrt und nasal klingen lässt.
Erwähnenswert ist der Fokus auf die Lichtshow, welche in der Halle zum Vollen ausgenutzt wird. Anstatt wie andere Bands einen Riesenbildschirm oder sonstige Accessoires aufzustellen, setzen Black Rebel Motorcycle Club alle ihre Karten auf die richtige Inszenierung der Songs durch das Licht, das fast als eigener Höhepunkt des Abends betrachtet werden kann. Selten wurde eine Band der heutigen Zeit durch ekstatische Stroboeffekte, massive Nebelwolken und farbige Lichtstrahler, manchmal komplett in einer Grundfarbe, dann wieder mehrfarbig, ausgeleuchtet. Ein grosses Kompliment an den dafür verantwortlichen Techniker, der sein Handwerk offensichtlich kennt.
Eine willkommene Abwechslung präsentiert sich durch Sänger Robert Levon Deen, der es sich nicht nehmen lässt, in der Hälfte des Abends die Menge nach einem Wunschstück zu fragen. Schliesslich wählt er einen der zerbrechlichsten Songs der Band aus («Mercy»), bei dem fast die ganze Halle artig und ehrfürchtig zuhört. Ein seltener Vorfall, welcher definitiv nicht mit einem Smartphone eingefangen werden kann.
Zusammenführend wünscht man sich von der Band trotz gekonnten Songeinlagen (die Akustiknummern werden jeden Abend der Tour ausgewechselt) ein wenig Mut für das Unbekannte. Die Fangemeinde erweist sich als offensichtlich sehr treu und würde ein paar eingeworfene B-Sides oder andere Perlen der sechs Alben der Band sicherlich nicht verwehren. Denn Hits wie «Love Burns« wurden selbst von den drei Musikern im Gegensatz zu den neueren Stücken lustlos runtergespielt.
Konsistent wie eh und je: die Motorradgang aus San Francisco stellt ihr neues Album mit einer eindrücklichen Lichtshow und einem satten Sound dem Zürcher Publikum vor.