They still got «The Look».
Ein heisser und schwüler Tag neigte sich mit einem perfekten Sonnenuntergang dem Ende zu, was könnte dies noch besser machen? Richtig, seinen Kindheitsidolen bei der Arbeit auf der Bühne anlässlich ihres 30-jährigen Jubiläums zuzuhören und -sehen.
Auch wenn heute nicht mehr in aller Munde, Roxette liefen zumindest während den 90er-Jahren in fast allen Radiostationen rauf und runter. Wie bereits andere schwedische Landsmannen und -frauen ein paar Jahre vorher, prägten Roxette mit eingängigen Melodien und Texten und Songs wie «The Look», «Joyride» oder «It Must Have Been Love» den Pop-Olymp. Die Erwartungen waren dementsprechend folgende: Kann die vor mehr als zehn jahren an Hirntumor erkrankte Sängerin Marie Fredrikkson überhaupt noch auf der Bühne überzeugen? Oder diente die ein bisschen verfrühte Jubiläumstour (die zwei fanden sich im jahre 1986) doch einzig und allein dem Rubel?
Die Band Eskobar stimmte die zu Beginn doch ein wenig artig ruhigen Zuhörer angemessen auf den Abend ein. Ihr Hit «Someone New», im Original zusammen mit Heather Nova, vermochte doch einzelne Stimmen zum Mitsingen zu bringen. Die Kulisse oben auf dem Zürichberg beim Dolder untermalte gut die Bühne, perfektioniert wurde sie mit der immer mehr untergehenden Sonne.
Roxette starteten pünktlich um 21:20 mit dem Opener «Sleeping In My Car». Die Band, sichtlich am Spass haben und tight, brachte bereits mit den ersten Takten das Publikum aus ihren Stühlen, wo sie den Rest des Abends auch blieben. Auf «The Big L» folgten »Stars», «Spending My Time» und »Crash, Boom, Bang». Marie, sichtlich angeschlagen infolge ihrer Krankheit, meisterte das Konzert im Sitzen. Aufgrund dessen sind einige schiefe oder schwache Töne auch verziehen, oder, um es in den Worten von Kollege Per Gessle zu sagen: «Now I’m just happy she’s still able to sing on the stage next to me.»
Roxette verbinden Generationen.
Der Song «Watercolours In The Rain» sang sie schliesslich neben der Backgroundsängerin am Piano im Duett, was sichtlich Gänsehaut-Stimmung im Publikum erzeugte. Hit um Hit wurde gespielt, jeder Fan kam auf seine Kosten. Die Lautstärke, am Anfang noch ein wenig moderat, schraubte sich aber glücklicherweise mit jedem Song ein wenig in die Höhe.
Auf «Dressed For Success» folgte nathlos «Dangerous», beide laut mitgesungen von den anwesenden Gästen, welche hauptsächlich aus Mittdreissigern und -vierzigern bestand. Trotzdem vermochte man genauso jüngere oder ältere Gesichter im Publikum zu erblicken; die Musik von Roxette verbindet Generationen. Der letzte Song des regulären Sets, «Joyride» wurde lustigerweise mit dem Schweizer Volkslied «Es Buurebüebli mani nid» eingestummen, gespielt an der Gitarre von Tourmusiker Christoffer Lundquist. Ein willkommener Gag, welcher die Band noch ein wenig sympathischer machte.
Der Aufruf zur Zugabe wurde frenetisch beklatscht und bestampft, bis die Band für die Überhits «Listen To Your Heart» und das obligatorische «The Look» auf die Bühne zurückkehrte. Nun hielt es schliesslich niemand mehr auf seinen Plätzen: die Meute rannte nach vorne, um möglichst nah der Band zu sein. Aber auch ein perfekter Konzertabend geht mal vorüber: am Schluss standen nur noch Per Gessle und Marie Fredrikkson auf der Bühne, sie liebevoll von ihm gestützt, er mit Spitzbub-Lächeln wie eh und je. Ein kurzer Wink in die Nacht und beide verschwanden hinter der Bühne. Mögen sie genügend Kraft für die noch bevorstehenden Tourdaten haben, sollen sie doch bis ins Jahr 2016 dauern. Und dann kommt ja vor Weihnachten noch ein neues Album. UND Mitte Juli ein Remake von «The Look». Man merkt schon: die haben Power diese Nordländer.
Back to the past: Roxette vereinen immer noch die Massen und überzeugen auf (fast) allen Spuren.