Skunk Anansie: «Homophobe haben hier nichts verloren»

Konzertkritik: Skunk Anansie @ Samsung Hall
Bildquelle: 
Promobild

«This place looks new, let’s dirty it up.» Skin schreit kurz nach Konzertbeginn lauthals ins Mikrofon  und sieht der ersten Reihe direkt in die Augen. Der Bassist gibt ihr den Takt an und das Publikum beginnt zum Refrain aufzuspringen. Zwischen der hüpfenden Menge kann man einige ernste Gesichter erkennen, die starr auf Ihrem Platz bleiben. Die Band spielt lauter, kräftiger, aggressiver. Die Power durchströmt die Menge und zwingt sie zum Mittanzen.

  

Dann erklingt Skin’s sanfte Stimme. Der brandneue Song «Death to the lovers» ertönt etwas zu laut aus den Boxen. Weil Skin’s  Stimme von den Instrumente übertönt wird, verliert ihr weicher Klang an Magie. Dem Publikum macht dies jedoch nichts aus, dieser Song lässt tiefe Gefühle aufschreien. Schlechte Tonqualität hin oder her. Mit geschlossenen Augen und den Händen auf der Brust schaukelt die Menge hin und her.

 

Die unvorteilhafte Tonqualität ist schon bei den Special Guests zu hören. Die Vorband  The Pearl Harts steht auf der Bühne. Zwei junge Frauen mit Ponyfrisur und schwarzer Kleidung. Erwartungen an die Band hat das Publikum keine, kennen tut sie kaum einer. Die Zuschauer tuscheln und sehnen sich nach Rock. Die rothaarige  Sara sitzt am Schlagzeug, Kirsty, eine schlanke Frau mit 3 verschiedenen Halsketten, steht hinter dem Mikrofon. Mit voller Wucht poltert die Drummerin auf das Schlagzeug ein, mit rauer und tiefer Stimme klinkt sich Kirsty in den Song ein. Ihre feinen Finger streicht sie kräftig über die Seiten der E-Gitarre. «Let’s rock it». Das Publikum ist inzwischen begeistert, es wird geschrien, gepfiffen, applaudiert. Obwohl die Instrumente viel zu laut und die Stimme viel zu leise eingestellt sind haben die beiden Britinnen das Publikum für sich gewonnen.

 

Köpfe runter, ich springe

 

Zurück zu Skunk Anansie. Dort stehen neben Skin auf der Bühne: Ace an der Gitarre und Cass mit dem Bass um den Hals sowie hinter dem Schlagzeug Mark Richardson, der die Drummsticks bereit hält. Das rote Licht auf der Bühne lässt Ihre Gesichter düster aussehen. Der 40-Jährige Ace und Cass der Bassist mit den Rastas beginnen die erste Töne zu spielen, dann setzt Mark ein. Mit dem Lied «tear the place up» eröffnet die antirassistische Band das Konzert. In weiss/schwarz gestreiften Strumpfhosen, einer schwarzen, kurzen Capri-Hose und einem schwarzen Hemd strampelt und hüpft Skin auf die Bühne. Ihren kahlen Kopf hat sie mit einem weiss/schwarzen Cap und bedeckt, darüber noch eine Kapuze gezogen. Im ersten Teil des Songs trägt sie eine schwarze Sonnenbrille. 

 

Schon bei der zweiten Hälfte stürzt sich die Sängerin mit Jamaikanischen Wurzeln das erste Mal ins Publikum. Die Stimmung ist grossartig, das Publikum fiebert mit. Dreimal begibt sich Skin ins Publikum. Zweimal lässt sie sich von der Menge tragen und einmal lässt sie das Publikum auf den Stehplätzen am Boden sitzen. Die Zuschauer sind still, die Stimmung ist angespannt. Skin rennt plötzlich durch die sitzende Menge, alle toben, pfeifen, singen, aber keiner rührt sich vom Fleck. Skin singt weiter, das Publikum schaut ihr nach. In der Menge haben die Security Skin aus den Augen verloren, aber Ihre Stimme ist dennoch zu hören. Kurz darauf ist Skin zurück auf der Bühne, das Security-Team kann durchatmen.

 

 

Anti-Faschism, Anti-Racism and Anti-Homophobia

 

Im Publikum stehen Frauen und Männer zwischen 30 und 50 Jahre, einige haben Ihre Kinder mitgenommen andere sind ganz alleine da. Darunter sind auch gleichgeschlechtliche Paare. Sie schätzen Skunk Anansie für Ihre Akzeptanz gegenüber jedem und jeder. Und Skin macht klar, wieso: «This one is for you guys, because i kow all of you are anti-faschist, anti-homophob and anti-racist. And if you‘ re not, you’re on a wrong place.»

 

Die Band war sehr motiviert. Mit Ihrem Sound haben sie in der neuen Samsung-Hall für unglaublich gute Stimmung gesorgt. Schade dass die Instrumente zu laut und die Stimme zu leise eingestellt war. Skins Stimme ist nämlich live sehr schön.

 

 

 

Wir konnten im im Rahmen von Promo für das Konzert mit Schlagzeuger Mark Richardson telefonieren. Das Gespräch findet ihr hier

 

Valeria Piediscalzi / Sa, 18. Feb 2017