Scheiss auf Freunde bleiben
Wer kurz vor 23 Uhr am Freitag Abend am Komplex Klub vorbei lief, hörte immer wieder die vier Worte «Scheiss auf Freunde bleiben». Aber keine Angst, dabei handelte es sich nicht um ein Beziehungsdrama, sondern die deutsche Band Revolverheld feierte mit «Freunde bleiben» das Ende ihres knapp zweistündigen Konzerts.
Im intimen Rahmen, ohne Bühnengraben, aber mit viel Charme und Nähe überzeugten Revolverheld im Zürcher Komplex Klub. Nach vier Jahren verschlug es die vier Norddeutschen wieder in die Limmatstadt, auch wenn das Konzert nicht ausverkauft war und der Klub lediglich halbvoll, tat das der Stimmung keinerlei Abbruch. Im Gegenteil, der Kopf der Band, Johannes Strate, freute sich nach unzähligen ausverkauften Konzerten in Deutschland mit mehreren tausend Besuchern wieder mal einen kleineren Gig zu spielen.
Bewegung in der Sauna
Drei Jahre war es um Revolverheld ruhig gewesen. Lange wurde am neuen Album «Immer in Bewegung» gefeilt. Dass dahinter viel Herzblut und Leidenschaft steht, machte sich auch bei der Liveumsetzung bemerkbar. Wer die Band vor einigen Jahren noch als durchschnittliche, deutsch singende Rockband abgetan hatte, muss nun zugeben, dass ihre Musik mittlerweile durchwegs an Facettenreichtum gewonnen hat. Da wurde auch gern mal die Gitarre gegen eine Mandoline eingetauscht. Was jedoch geblieben ist, sind die Geschichten über das Leben, die Liebe und was der Alltag eben so alles mit sich bringt.
Wer den Komplex Klub kennt, weiss seine intime Grösse und Soundqualität zu schätzen, doch mit sechs Mann auf der Bühne wurde es dann trotzdem eng, denn für ihre Live-Auftritte haben die Hamburger Jungs noch einen Bassisten und einen Keyboarder engagiert. «Das ist unser heissestes Konzert auf der Tour», meinte Johannes Strate, nach gerade mal fünf Songs. Zugegeben, der Klub verwandelte sich von Minute zu Minute mehr in eine wohltemperierte Sauna. Aber wie man weiss, sind Norddeutsche, was das Wetter angeht, nicht zimperlich. Schnell einen Schluck Weisswein zur Erfrischung und um die Stimmbänder zu ölen und weiter ging es.
Überraschung in petto
Nach über 10 Jahren Revolverheld kam jeder der Konzertbesucher auf seine Kosten. Da wurde tief in die Repertoirekiste gegriffen und sowohl ältere als auch neue Songs fanden den Weg auf die Setliste. Zwar gab es beim Song «Ich lass für dich das Licht an» keinen Heiratsantrag, aber zum Schluss hatten Revolverheld dann doch noch eine kleine Überraschung in petto. Abgesehen davon, dass sich die Band zu «Spinner» zwei Jungs auf die Bühne holte, drehte sie zu «Deine Nähe tut mir weh» den Spiess einfach um und spielte inmitten ihrer Fans. Dem Zürcher Publikum tat zum Glück die Nähe nicht weh. Die Konzertbesucher waren viel mehr angetan von der bodenständigen, sympathischen Art der Deutschen.