Purer Rock'n'Roll

Konzertkritik: Black Rebel Motorcycle Club
Bildquelle: 
Bäckstage.ch / © Stéphane Kaeser

Typisch schweizerisch zeigte sich das Publikum zu Beginn des Konzerts, als noch nicht Black Rebel Motorcycle Club auf der Bühne standen, sondern die Vorband Dead Combo. Vor der Bühne war noch sehr viel Platz, obwohl die Zwei-Mann-Band vollkommen überzeugte. Der Rock’n’Roll zeigte sich bei den beiden nicht nur in der Musik, die durch eine rockig-laute Stimme, geniale Gitarren-Soli und dem für nur zwei Personen überraschend guten Gesamtsound, sondern auch im Style derselben. Nach hinten gegelte Haare und Lederjacke treffen auf Zigarette-im-Mundwinkel-Attitüde und viele «Fuck»-Ausdrücke. Lautstark forderte der Sänger das Publikum auf, sich endlich mal zu bewegen, in einer Art, die fast nicht anders zu beschreiben ist als mit charmanter Unfreundlichkeit. Genützt hat es leider wenig. Die Konzertbesucher zeigten zwar mit lautem Jubel und Klatschen, dass ihnen gefiel was auf der Bühne abging, Hüftenschwingen, Tanzen oder immerhin etwas mehr Bewegung blieb aus.

 

 

Dies änderte sich schlagartig, als schliesslich die drei Musiker von Black Rebel Motorcycle Club auf der Bühne standen. Nun fing ein Teil des Publikums an zu pogen und zu moschen, auch wenn dies teilweise überhaupt nicht zur Musik passte. Irgendwann hatte ein Besucher auch die glorreiche Idee, eine Wall of Death zu starten, ohne darauf zu achten, dass das folgende Lied eher eine Ballade als ein wilder Rocksong war. Und so fiel das gebildete Loch im Publikum wieder in sich zusammen. Die Band selbst überzeugte, genau wie auch im Studio, vor allem mit den grossartigen instrumentalen Parts. Peter Hayes und Robert Levon Been zeigten erst bei einer Akustik-Darbietung gegen Ende des Konzerts, dass sie eigentlich auch ganz gut singen können. Leider spielte auch da das Publikum nicht so ganz mit. Trotz Gesten und Erklär-Versuchen von Been wollten viele nicht kapieren, dass mit dem 360-Grad-Mikrofon, welches dafür eingesetzt wurde, Stille herrschen musste. Aber das Publikum wollte sowieso keine Akustik. Sie wollten Rock. Und das zeigten gewisse Leute auch so deutlich, dass einem die Band fast kurz leid tun konnte.

 

Insgesamt war der Abend purer Rock’n’Roll, der von beiden Bands – Dead Combo wie auch Black Rebel Motorcycle Club – durchwegs gelebt und geliebt wurde. Schade, dass das Publikum nicht immer mitspielte. 

 

Bilder: Bäckstage / © Stéphane Kaeser

Seraina Schöpfer / So, 02. Mär 2014