Paloma Faith auf kleiner Bühne ganz gross
Text von Thomas Hügli
Das Hallenstadion in Zürich wäre die angemessen Grösse für ein Konzert dieses Kalibers. Das Kaufleuten war jedenfalls brechend voll. «Nice to be here» nasalt Paloma ins Mikro mit ihrer niedlichen Stimme, 33 Jahre alt und super sexy. Sie trägt ein rotes Kleid, dass viel tättowierte Haut preisgibt. Ihr Haar ist Teil des Kleides und mit Stoff in dessen Farbe zu einem riesigen Dutt geknotet. Auf knallroten Pumps streckt sich Paloma in die Höhe.
«I am a lucky english person» fügt sie an und beschreibt in einem kurzen Statement die Aura um ihren Gemütszustand. Die Frau scheint ausgeglichen, geerdet, ist lustig, herzlich, feurig und herzallerliebst. An diesem Abend ist sie in ihrem Element und vergnügt das Publikum mit Retro-Pop-Soul, 60ies-Vibes und ihren herzigen Ansprachen, in denen sie sich als Katzen- und Latinoliebhaberin outet. «Only can hurt like this», bombastischer Sound und Singlekandidat, auch wenn das Stück nicht so recht zu Paloma‘s Stimme passen mag und die Lyrics unbedeutend sind. Trotzdem Hitverdächtig, die Melodie stammt schliesslich aus der Feder von Diane Warren, die schon Schwergewichten wie Ace of Base und Aerosmith zu Hits verhalf. Paloma erinnert dabei annähernd an Amy Winehouse. Der Vergleich hinkt keineswegs, einst hatte sie das Angebot als Backgroundsängerin bei Amy zu arbeiten. Den Job schlug sie aus, um sich auf ihre eigene Karriere zu konzentrieren. Eine Mutmassung, dass sie viel von Amy abgekupfert hat. Paloma Faith entwickelte ihre ganz eigenen Attitüden und Nuancen in der Farbe ihrer Stimme und ihrem rockigen, markigen Gesang. Die Coverversion von «river deep, mountain high» von Ike und Tina Turner, erlebt ein energiegeladenes Revival mit der aussergewöhnlichen Stimme von Paloma Faith.
Es ist gewiss nicht einfach eine solche Stimme zu produzieren. Im Stück «trouble with my baby» zeigt sich Paloma zusammen mit ihrer Backgroundsängerin als begeisterte Tänzerin und es wird getwerkt was das Zeug hält. Auch hier zeigt sich deutlich die Qualität ihrer Musik. Den Song gibt es jedenfalls als Free Download im internet. Sie nennt ihn lapidar «the babysong». Gar nicht so niedlich findet sie den Hype um «fifty shades of grey» und ratet den anwesenden Frauen postwendend, doch lieber die Finger von dem Kram zu lassen und stattdessen die Männer aufzufordern, «those things» doch selbst zu meistern.
«I sleep with the TV on and write the sadest songs», Zigaretten und Alkohol dazu und der Herzschmerz lässt nicht mehr nach. Die Lyrics im Song «Love only leave you lonely» zeugen von einer philosophischen verletzlichen Ader und die Melodie ist ein Ohrwurm.
Die 5 Bandmusiker machen einen super Job. In Soli mit ihren Instrumenten kommen sie nicht zu kurz neben dem Feuerball Paloma. Dank der perfekt abgemischten Akustik ist der Sound phänomenal und fast eine Spur zu laut für den Kaufleutensaal. In «picking up the pieces» ist noch einmal zu hören, dass Palomas Stimme nicht zu jedem ihrer durchwegs hochwertigen Songs passt. Die Show war grossartig, Paloma ein Genuss und die Musik hallt noch lange in den Ohren.