Milow: Leidenschaft statt Perfektion?
Milow brachte den Himmel über Zürich zum Weinen. Meteorologisch gesehen steht das diesjährige Live At Sunset Festival nicht unter dem besten Stern. Bereits das Auftaktkonzert des ehemaligen Led Zeppelin Sängers Robert Plant wurde am vergangenen Mittwoch gänzlich verregnet.
Doch kaum stand der belgische Singer-/Songwriter Milow mit seiner fünfköpfigen Band am Freitagabend auf der Bühne tat sich bei „Learning How To Disappear“ der Himmel auf und die letzten Sonnenstrahlen tauchten die Dolder-Kunsteisbahn in ein sanftes Abendrot. Das Schauspiel: geradezu kitschig-romantisch.
Humor und die ganz grossen Gefühle
Spätestens nach dem Hit „You Don’t Know“ war das Publikum gänzlich im Milow-Fieber. Lautstrark wurden seine Songs mitgesungen und beklatscht. Selbst der Aussetzer von Milow bei „Cowboys, Pirates, Musketeers“ wurde von den Konzertgängern mit Humor genommen, stattdessen sang das Publikum den Song in Eigenregie. Leidenschaft statt Perfektion. Ob gewollt oder nicht, das Konzept ging auf.
Mit „We Must Be Crazy“ und „You And Me (In My Pocket)“ sang sich Milow Richtung Ende des Konzertabends ohne Umwege in die Herzen der Konzertbesucher. Der 32-jährige Musiker sorgte während gut eineinhalb Stunden für die ganz grossen Gefühle, das zeigte sich auch in den unzähligen, engumschlungen und dabei verliebt dreinblickenden Paaren.
Der Himmel weinte
Mit seinem Humor, den er dem Zürcher Publikum nicht vorenthielt, schaffte Milow eine Balance zu seinem durchweg grossen Repertoire an melancholischen Songs. Kurz nach 22 konnte dann aber selbst der Himmel seine Tränen nicht mehr zurückhalten.