James Arthur: Liebe auf den ersten Blick

James Arthur @ Live At Sunset, Zürich
James Arthur
Bildquelle: 
Live At Sunset Facebook

«Is this love?» sang James Arthur am Dienstagabend Richtung Publikum am Live At Sunset. Eine Frage, die sich wohl jeder schon mal gestellt hat. War man am Konzert, dürfte einem schnell bewusst geworden sein, dass es nur eine rhetorische Frage war, die sich hier stellte, denn bei James Arthur und dem Zürcher Publikum war es Liebe auf den ersten Blick.

 

Das bestätigte sich bereits, als der 25-jährige Brite mit seinen doch eher spärlichen Deutsch- und Französischkenntnissen und mit den Worten «Ich liebe euch! Je vous aimez!» den Song «Roses» ankündigte. Ohne Zweifel gehört James Arthur mit seiner souligen Stimme zu den vielversprechendsten Newcomern, die England in den letzten Jahren gesehen hat.

 

Gefühlsduselei

 

Der Durchbruch und die Wende im Leben von James Arthur kamen erst 2012, als er aus der britischen Casting-Show The X Factor als Gewinner hervorging: «Vor so vielen Leuten meine Musik spielen zu dürfen, das war nicht immer so. Früher war ich ziemlich arm.» Genau dieses Gefühl beschreibt er auch in seinem Song «Recovery», den er so voller Inbrunst sang als würde sein Leben davon abhängen.

 

Nach «Certain Thing», einem Song für alle Verliebten, wie ihn James Arthur ankündigte und jeder Menge Gefühlsduselei, kehrte der Brite mit «Supposed» den Rapper in sich raus. Doch ehe sich die Konzertbesucher versahen, war da wieder der 25-jährige Sänger, der «Get Down» mit solch überzeugender und eindringlicher Verletzlichkeit sang.

 

Zur Farce verkommen

 

Als wären seine emotionsgeladenen Songs nicht genug, bediente er sich auch noch der Herzschmerz-Nummer «Say Something», die aus der Zusammenarbeit von Christina Aguilera und A Great Big Word entstanden ist. Auf das Mindeste reduziert und nur von seinem Keyboarder begleitet sorgte der Sänger mit dem Hundeblick mit der ersten Zugabe «Wrecking Ball» abermals für Gänsehaut und steuerte so dem Ende seines gut eineinhalbstündigen Konzerts zu.

 

Längst waren die Sitzplätze zur Farce verkommen. Wenn das Publikum noch anfänglich unsicher und zurückhaltend war, so wirkte das mantraartige «You’re Nobody ’til Somebody Loves You» wie der lang ersehnte Befreiungsschlag. Bei «Impossible» hielt es dann keinen mehr auf den Rängen. Auf der Dolder-Kunsteisbahn wurde gesungen und getanzt als gäbe es kein Morgen mehr. James Arthur zelebrierte die Liebe und das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen so sehr, dass man manchmal vergass, dass da auf der Bühne kein alter Mann sondern ein 25-Jähriger stand.

Dominique Rais / Di, 15. Jul 2014