Jamie Cullum: Der King des Pop ’n’ Jazz
Parallel zum Live At Sunset in Zürich findet zurzeit am Genfersee das weltbekannte Montreux Jazz Festival statt. Nach Robert Plant and The Sensational Space Shifters und Rodrigo y Gabriela durften sich die Besucher von Live At Sunset vergangenen Samstag auch über die Stippvisite von Jamie Cullum freuen. Alle drei Acts waren zuvor in Montreux zu Gast.
Passend zum Wetter eröffnete Jamie Cullum den vierten Konzertabend auf der Dolder Eisbahn mit einem «Singing In The Rain» / «Umbrella»-Medley, das beim Publikum schon gleich ein Schmunzeln auslöste. Selbst Cullum musste lachen, doch wohl eher wegen der unzähligen Kondome, wie er die in Regenpelerinen gehüllten Konzertbesucher nannte, die sich ihm vor der Bühne präsentierten.
Kleider machen Musik
Jamie Cullum selbst war da schon wesentlich stilsicherer bei der Wahl seines Outfit. Schwarze Skinny Jeans und weisses Hemd, darüber ein dunkles Sakko und untenrum ein Paar weisse Sneakers: Klassisch-modern wie seine Musik, die sich längst nicht nur dem Jazz widmet, sondern auch an Pop und Rock Gefallen findet. Von wegen Jazz wäre nur was für die ältere Generation. Auch die junge Generation war sichtlich begeistert von der Verschmelzung von traditionellem Jazz mit Pop-Elementen.
Jamie beherrscht die hohen Töne ebenso wie die tiefen, die lauten wie die leisen. Mal wie ein sanfter, vom Wind ans Ohr getragener Hauch, dann wieder voller Inbrunst gesungen, spielte Cullum sämtlichen Facetten der Musik, die sich ihm boten, aus.
Willkommener Stilbruch
Der musikalische Stilbruch war bei seinem Auftritt geradezu willkommen, wenn nicht sogar verlangt. So reihte sich ein klassisches «Pure Imagination» aus der Feder von Leslie Bricusse und Anthony Newley an sein eigens komponiertes, poppiges «Everything You Didn’t Do», gefolgt von «Blackbird», einer Hommage an die Beatles. Mit «When I Get Famous» und dem anschliessenden «Please Don’t Stop The Music» liess Cullum beim Publikum alle Dämme brechen.
Er bearbeitete seinen Flügel wie einst Jerry Lee Lewis. Mit Händen und Füssen wurde in die Tasten gehauen, der Hocker nach hinten weggestossen und wie von der Tarantel gestochen auf- und um das Klavier getanzt. Würden sie heute noch leben: Ella Fitzgerald und Aretha Franklin hätten bestimmt so ihre Freude am 34-jährigen Briten Jamie Cullum.