Deep Purple begeisterten doch noch am Live At Sunset

Konzertkritik: Deep Purple @Live At Sunset
Deep Purple
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„Thank you so much! You were great. We love you. Take it easy!“, verabschiedete sich Ian Gillan, Frontman und Sänger von Deep Purple, nach fast zweistündigem Konzert. Doch bis es soweit war, durften knapp 2‘500 Konzertbesucher den Auftritt der wohl legendärsten Hard-Rock-Band aller Zeiten geniessen.

 

Das Publikum war von den englischen Rockern begeistert, wenn auch nicht von Anfang an, denn es dauerte etwas, bis die Alt-Rocker mit dem Publikum warm wurden. Doch zu guter Letzt sprang dann doch noch der Funke über. Dass es so lang dauerte, war wohl der anfänglichen Wortkargheit von Frontmann Ian Gillan zuzuschreiben.

 

 Mehr als nur legendäre Gitarren-Riffs

 

Gerdezu eine Herausforderung für die Platz-Zuweiser war es, die immer wieder nach vorne drängenden Konzertbesucher auf ihre Sitze zu verweisen – ohne Erfolg. Spätestens als die ersten Takte von „Smoke On The Water“ ertönten, hielt es auch die letzten nicht mehr auf ihren Plätzen. Dass Deep Purple weit mehr sind als die Urheber eines der wohl legendärsten Gitarren-Riffs aller Zeiten, bewiesen sie vergangenen Montag auf der Dolder Eisbahn geradezu eindrücklich. Auf ihrer Setlist fanden sich Songs wie „Perfect Stranger“ oder „Black Night“, welcher zugleich der letzte Song des Abends sein sollte.

 

Ian Gillan, Roger Glover, Ian Paice, Don Airey und Steve Morse verstehen es noch immer Musik zu machen, die begeistert, berührt und mitreisst. Auch wenn das Publikum grösstenteils durch die „Smoke On The Water“-Generation vertreten war, so lockten Deep Purple mit ihrer Musik auch weitaus jüngere Konzertbesucher an. „The Bringer Of War“ hiess der Titel des englischen Komponisten Gustav Holst, welcher Deep Purple geradezu heroisch angekündigte. „Into The Fire“ hallte es sogleich über den Adlisberg, als die Alt-Rocker die Bühne betraten. Schnell war klar, auch wenn das Haar mittlerweile ergraut ist, nach 45-jährigerBühnenpräsenz gehören sie noch lange nicht zum alten Eisen.

 

 Ohrwurm-Charakter und Solo-Einlagen

 

„What a lovely place for a nice evening!“, begrüsst Ian Gillan das Publikum auf der Dolder Eisbahn, woraufhin Steve Morse bei seinem Solo die Saiten der E-Gitarre zittern liess. Die Bühne wurde in lila-farbenes Scheinwerferlicht getaucht. Wer jedoch hoffte, neues Material ab dem gerade kürzlich erschienenen Album „Now What?!“, zu hören, musste sich lediglich mit der Singleauskopplung „All The Time In The World“ zufrieden geben. Doch einmal live gehört, hat der Song 100 Prozent Ohrwurm-Charakter – eingängige Drumbeats, markante Gitarrenriffs und der Einsatz der Hammond-Orgel.

 

„Time for a Jazz session! The incredible Don Airey“, kündigte Gillan das Hammond-Orgel-Solo seines Bandkollegen an. Es folgte ein Medley klassischer Stücke. Auch Drummer Paice legte ein geradezu betörendes Solo hin. Ein Ständchen auf der Mundharmonika gefällig? Auch das wurde dem Publikum von Ian Gillan höchstpersönlich beim Song „Lazy“ geboten.

 

„Smoke On The Water. Fire In The Sky“, sang der fast 2’500-köpfige Chor und fegte lautstark über Zürich hinweg. Ein gelungenes Konzert, eine smarte und zugleich unbestritten hochkarätig Hard-Rock-Band sowie eine Kulisse zum Träumen. Schlicht und einfach ein unvergesslicher Abend mit Deep Purple, trotz anfänglicher Startschwierigkeiten.

Dominique Rais / Mi, 17. Jul 2013