Max Prosa in der Hafenkneipe

Konzertkritik: Max Prosa in der Hafenkneipe
Bildquelle: 
© Patrick Holenstein

Kaum bemerkt bahnen sich Max und seine Band einen Weg durch das Publikum in der ausverkauften Hafenkneipe, positionieren sich hinter ihren Instrumenten und steigen mit «Flügel» ins Set ein. Sofort wird klar, dass da jemand am Werk ist, der viel Leidenschaft besitzt. Mit einem schlichten grauen Blazer und einem weissen T-Shirt wirkt Max ein wenig wie die Blaupause des Indie-Nerds und weckt Assoziationen an Adam Green, was die Locken nur noch unterstützen. Hier geht es um die Musik und nicht um die Show. Mit abgehakt klingendem und seinem eigenen Rhythmus gehorchenden Gesang, der charmant an Rio Reiser erinnert, findet der Berliner sofort Zugang zu den Herzen der zahlreichen Frauen im Publikum. Max ist frisches Blut für die Musik, einer, der Intellekt und schnörkellosen Singer-/Songwriter-Pop vereint. Und doch bricht der Spannungsbogen. 

 

 

Etwa in der Mitte der Show ist der Bonus, den Newcomer oft haben, nämlich verraucht. Max, der Geschichtenerzähler, der Vermittler von kryptischen Weisheiten, die nicht immer sofort klar sind und vielleicht auch gar nicht sein sollen, verliert sich in musikalischen Wiederholungen. Zu ähnlich klingen seine Songs über das ganze Konzert gesehen. Das kann ihm nur bedingt angelastet werden, denn ein junger Künstler, der offenbar dabei ist Einflüsse von Leuten wie Element of Crime oder Rio Reiser zu einer künstlerischen Identität zu formen und mitten in diesem Prozess steckt, kann das auf einer Platte nicht schaffen. Dazu kommt, dass die Texte von Max zwar tiefgründig und philosophisch angehaucht sind, jedoch auch viel Aufmerksamkeit bedingen, sprich man muss zuhören. 

 

 

Das mit dem Zuhören fällt den Konzerbesuchern mitunter nicht leicht. Leider kränkelt das Set zwischendurch an der fehlenden Abwechslung. Es würde schon genügen, wenn die starke Band sich mal austoben dürfte. Mit «Im Stillen“ vermögen Max und seine Band als Abschluss des Sets noch einmal richtig zu packen. Plötzlich hört wieder jeder im Raum zu, verfolgt den leisen Song, lauscht Max’ Worten und widmet der Band vollste Aufmerksamkeit. Ein respektvoller Abschluss für ein im Grunde gutes Konzert, das Höhen («Mein Kind») und nicht ganz so hohe Momente («Schöner Tag») hatte. Die Grundlagen sind klar da und Max hat zweifelsohne das Talent, um ein ganz Grosser zu werden. Bei seinem ersten Auftritt in der Schweiz hat er in der Hafenkneipe jedenfalls ein solides Konzert gegeben.

 

Bilder: Bäckstage.ch / © Patrick Holenstein

Patrick Holenstein / Mi, 15. Feb 2012