(Un)erfüllte Sehnsüchte mit Years & Years

Konzertkritik: Years and Years
Bildquelle: 
Bäckstage / © Seraina Thuma

Etwas zurückhaltend, aber offensichtlich bodenständig, eröffnete der Support-Act Klyne am 7. März 2016 die Headline Show von Years & Years im X-Tra Zürich. Mit einem dunkelblauen Mantel stimmte Nick Klein, Sänger des Electro-Pop-Duos, den ersten Song an. Begleitet wurde er von Ferdous Dehzad, dem zweiten Kopf von Klyne, und ihrem Tourschlagzeuger. Trotz ergreifend weichen Tönen und seiner erstklassigen Stimme, war es im Saal ziemlich laut. Leider nicht, weil Nick so laut sang, sondern weil die Mehrheit der Besucherinnen und Besuchern wohl noch nicht bemerkt hatte, dass jemand auf der Bühne stand. Immer mehr richteten den Blick jedoch nacheinander nach vorne und hörten den drei Jungs zu. «Closer» hat es dem Publikum besonders angetan, denn nicht nur am Ende des Songs, sondern auch zwischendurch war die Begeisterung durch Jubel und Pfiffe deutlich zu hören. Den Auftritt beendeten Klyne dem bekanntesten Stück «Paralyzed» und haben wohl einige Fans mehr dazugewonnen.

 

Das X-Tra bebte schon ziemlich, als der gesamte Saal nach einigen Minuten Pause in rotes Licht getaucht wurde und die Stroboskope um die Wette blitzten. Dies passte ganz gut zu der dröhnenden Basslinie. Langsam wurde das Y im Hintergrund sichtbar, der Schlagzeuger Dylan Bell positionierte sich am hinteren Rand der Bühne, Emre Türkem platzierte sich links am Synthesizer und der Gitarrist Michael Goldsworthy nahm die rechte Seite ein. Olly begann zu singen und tauchte anschliessend ebenfalls auf der Bühne auf. Die Show eröffneten die Jungs mit dem Song «Foundation», der ebenfalls die Nummer eins ihres Debut-Albums «Communion» ist. 

 

Bilder: © Seraina Thuma

 

Mit den Worten «Heute sind wir das allererste Mal für eine Headlineshow in der Schweiz und es ist der Wahnsinn», unterbrach Olly Alexander sein Set plötzlich. Vor allem in den ersten Reihen wurde laut gekreischt und es war offensichtlich, dass sich die Mädchen da vorne kaum einkriegen konnten. Plakate wurden in der dicht aneinander gedrängten Menschenmenge hochgehalten, Olly nahm Geschenke entgegen und sogar ein BH flog auf die Bühne, was den Künstler jedoch kaum beeindruckte. Das Plakat mit der Aufschrift «Olly, let me sing «Eyes Shut» with you», imponierte ihn wohl mehr, denn er winkte die Security zu sich, welche das Mädchen aus dem Publikum über die Wellenbrecher auf die Bühne brachten. Nebeneinander sassen sie an Olly’s Keyboard und sangen zusammen mit dem Publikum den Song «Eyes Shut».

 

Olly’s Talent liegt nicht nur im leidenschaftlichen Gesang, denn seine Bewegungen und Tanzeinlagen schienen das Publikum zu faszinieren. Man muss zugeben: dieser Blondschopf kann tanzen! Und nicht nur das – er steckt das Publikum auch gleich damit an. Bei dem Clubtrack «Desire» stimmte die Mehrheit des Publikums lautstark in den Gesang mit ein und für eine ganze Weile war die Euphorie im Saal deutlich zu spüren. Etwas softer wurde es dann mit der Ballade «Memo», in der Olly über unerfüllte Sehnsüchte in Beziehungen singt. Weiter ging es unter anderem mit den Years & Years-Hits «Shine» und «Real». Eine Cover-Einlage galt ausserdem dem altbekannten Song „Toxic“ von Britney Spears und auch zu diesem Stück wusste sich der 25-jährige Engländer in seinem skurrilen Outfit zu bewegen. Knöchellange Leggins unter locker flatternden Shorts mit farbigem XL-T-Shirt ist nicht jedermanns Geschmack aber der Style passt zum Brite, seiner aufgestellten Art und seinem Auftreten als selbstbewusster und doch sympathischer junger Mann.

 

Ob irgendwelche Sehnsüchte nach diesem Gig unerfüllt blieben, sei dahingestellt. Die Show war abwechslungsreich, das Bühnenbild einfach gehalten aber fesselnd und die vier Jungs lieferten eine makellose Show.

 

Gemeinsam mitsingen und tanzen. Years & Years zeigten wie es ist, wenn nahezu 1‘800 Personen aus demselben Grund in einem Saal zusammen kommen. 

 

Rahel Inauen / Fr, 11. Mär 2016