Kritik: Eric Church live @ Kaufleuten
Die Nachricht, dass der amerikanische Country-Sänger Eric Church einen Stop in der Schweiz (gerade im Kaufleuten, mag sich mancher Leser vielleicht denken) einlegte, ging wahrscheinlich an manchen eher vorbei. Warum auch. Gerade in trump’schen Zeiten soll sich die ja so neutrale Schweiz für einen Musiker interessieren, der auf den ersten Blick für Werte wie Biertrinken im Sonnenuntergang, Republikaner und Dauer-Sonnenbrillen-Träger steht?
Man wurde aber überrascht an diesem kalten Sonntagabend: Bereits um halb acht war das Kaufleuten bis fast nach ganz hinten gut gefüllt. Mancher Konzertbesucher warf sich in Cowboy-Uniform oder wühlte seine alten Boots aus dem Keller hervor. Der Singer-Songwriter Andrew Combs aus Nashville eröffnete den Abend gemütlich und passend mit eingängigen mehrstimmigen Country-Folk-Songs, die bereits ein paar zustimmende Klatscher von den Zuhörern forderten.
Applaus und Boots in der Luft
Der eigentliche Star des Abends trat kurz nach neun Uhr mit einer 7-köpfigen Band auf die knapp bemessene Bühne. Eric Church hatte die Massen ab dem ersten Akkord seiner Gitarre fest im Griff. «Knives of New Orleans» aus dem aktuellen Album «Mr. Misunderstood» eröffnete den Konzertabend, dicht gefolgt von Hits seiner früheren Alben «Drink in My Hand» und «Creepin». Die Mischung aus Country, harten Gitarren, lauten Drums und raffiniert instrumentierten Songs liess die Anziehungskraft von Church’s Musik erahnen, denn die kommt an. Sehr sogar. Textsicher und laut sang das durchmischte Publikum die Texte von Church mit, sie handeln von Alkohol, Arbeiterschicht, dem Leben in Amerika und von Jesus. Auch wenn an manchen Stellen plakativ, kein Wort war zu viel oder zu wenig an diesem Abend. Die Band spielte tight und lustvoll und lud zum Hüfteschwingen ein.
Eric Church schien angetan vom Schweizer Publikum und erwähnte, dass das heutige Konzert alle bisherigen seiner kleinen Europatournee in den Schatten stellt. Jubel im Saal und hochgehaltene Boots beim Song «These Boots» bekam er als Antwort zurück. Der Southern-Akzent von Church, gepaart mit den richtigen Worten, Bewegungen und tanzbaren Songs, machten den Mann und seine Musik zu einem Entertainer, trotzdem wirkte sein Auftritt nicht allzu aufgesetzt.
Somit kann man mit guten Gewissen sagen, dass der Abend ein voller Erfolg war, beide beteiligte Parteien (Band und Zuhörschaft) werden wohl noch lange an dieses glorreiche Konzert zurückdenken.
Eric Church hat bei der Schweizer Premiere mit Kraft, Dreck, Prärie und Bier (bzw. Jack Daniels) authentisches Country-Feeling ins Kaufleuten gebracht.