Tanita Tikaram: Zurück und trotzdem vorwärts

Konzertkritik: Tanita Tikaram @Kaufleuten
Tanita Tikaram
Bildquelle: 
Tanita Tikaram Facebook

«From The Beginning!», rief einer der Konzertgänger kurz vor der ersten Zugabe. Dagegen hätte wohl auch das Zürcher Publikum nichts einzuwenden gehabt. Der Grund dafür: die britische Sängerin Tanita Tikaram. Eine gefühlte Ewigkeit war es ruhig um die Sängerin, doch jetzt ist sie zurück mit ihrem siebten Studioalbum «Can’t Go Back». Und mit genau diesem Album scheint sie das zu schaffen, was Kritiker schon längst nicht mehr für möglich gehalten haben, nämlich das Anknüpfen an das Debütalbum «Ancient Heart“. Zurück zu ihren musikalischen Erfolgswurzeln und trotzdem einen Schritt vorwärts.

 

Tanita Tikaram, die Frau mit der dunklen und eindringlichen Stimme, hatte vergangenen Mittwoch nicht nur ihr aktuelles Album «Can’t Go Back» im Gepäck, sondern bot den Zuhörern auch ein musikalisches Potpourri älterer Songs. Oder um es mit den Worten, der in Deutschland aufgewachsenen Sängerin zu sagen: «It’s a mash-up… Old songs, new songs and never heard before songs.»

 

 Melancholie traf auf Gänsehaut

 

Bereits zu Beginn präsentierte Tikaram dem Zürcher Publikum die Single «Dust On My Shoes» ab dem aktuellen Album. Sie selbst sagt über den Song: «I’ve always wanted to write a song like ‚Dust On My Shoes‘, which is a simple freedom song. The word ‚freedom‘ becomes more and more important to all of us - in every choice, every political & moral decision and the attempt to live in a free way I find very moving.» Unterstützt von einem röhrenden, teilweise fast trötenden Saxophon, wurde schnell klar, wie stark der Song Tikaram am Herzen liegt.

 

Tanita Tikaram hat die Melancholie in der Stimme und weiss diese auch einzusetzen. Die Botschaft ihrer Songs ist so authentisch, dass ob man will oder nicht, Gänsehaut entsteht. Nicht zuletzt war es auch dem Trio, das Tikaram musikalisch unterstützte, zu verdanken: der smarte Gitarrist, der auch gerne mal das Zupfinstrument gegen das Piano eintauschte, der vollbärtige Kontrabassist und der talentierte Saxophonist, der auch mit Oboe und Querflöte zu begeistern wusste.

 

 Zeitreise in die 1980er

 

Gefolgt vom Lovesong «Make The Day», einem weiteren Song ab der neusten Platte, in dem die 43-jährige darüber singt, wie es sich anfühlt, wenn man so lange auf genau den einen Menschen gewartet hat. Alle, die nicht oder nicht mehr an die Liebe glauben, durften sich besonders vom Song «Play Me Again» angesprochen fühlen. «Damals, als ich noch jung war und keine Ahnung von der Liebe hatte», kündigte Tanita Tikaram den Titel «Cathedal Song» an und nahm das Publikum auf eine Zeitreise mit ins Jahr 1989.

 

Genau so wenig durfte natürlich auch «Twist In My Sobriety» fehlen. Durch Tikaram mit Gitarre, begleitet von Kontrabass, Oboe und einer weiteren Gitarre, war der Hit zweifelsohne einer der Höhepunkte des Abends. 1988 begeisterte sie eine ganze Generation mit diesem Song und schafft es auch heute noch. Das wurde vom Publikum mit Applaus und Zurufen wie dem eingangs erwähnten «From The Beginning!» lautstark bestätigt. Und in eben solchen Momenten zeigte sich in Tanita Tikarams Gesicht ein liebenswertes und dankendes Lächeln, gefolgt von der Schüchternheit eines Kindes: «Thanks for being such a lovely audience! And thanks to my Trio».

 

 Chapeau!

 

«Love Is In The Air», ein Cover von John Paul Young, war nicht nur einer der Zugabesongs, sondern beschrieb wohl auch am besten die Stimmung an jenem Abend. Denn sich liebevoll küssende Paare, aus jener von Tikaram geprägten Generation, waren überall zu finden und schienen durch die Musik nochmals ins Jahr 1988 zurückversetzt.

 

Tanita Tikaram hat im Kaufleuten eindrücklich bewiesen, dass sie nicht in die Riege der Musiker à la One-Hit-Wonder gehört und es nach fast 25 Jahren mit «Can’t Go Back» geschafft hat, an ihren Debüt-Album-Erfolg «Ancient Heart» anzuknüpfen. Chapeau.

Dominique Rais / Do, 23. Mai 2013