George Ezra lässt Hallenstadion erstrahlen

Konzert-Kritik: George Ezra in Zürich
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Pressebild / © Sony Music

«It`s lovely!» bekommt man an diesem Abend oft zu hören. Der junge Brite George Ezra ist total bezaubert: von den zahlreichen Zuschauern, deren Sing-Qualitäten, vom heutigen Konzert und vom Leben allgemein. Ein genügsamer Mensch, der es unter anderem auch durch Charme und Zielstrebigkeit bis sehr weit nach oben geschafft hat. Ezra ist zwar erwachsener geworden, das Gesicht weniger kindlich als noch vor zwei Jahren und sein Auftritt deutlich selbstbewusster, aber der Erfolg ist ihm keinesfalls zu Kopf gestiegen: Er habe nicht gedacht, dass sein zweites Album so gut ankomme. Wie der Junge von nebenan, der noch nicht ganz begriffen hat, welch grossartige Musik er eigentlich macht. 

 

Schon mit dem ersten Stück «Don`t matter now» vom aktuellen Album «Staying at Tamara`s» gewinnt er die Zuschauer für sich. Seine Stimme ist immens kräftig, tief und rau für sein Alter. Auch das Bühnenbild ist einladend, eine urige Wohnzimmeratmosphäre mit altrosa Tapete und altertümlichen Lampen, inklusive Grammophon. In den drei Fenstern im Hintergrund laufen auf die Songs thematisch abgestimmte bunte Videosequenzen. So richtig zum Träumen und Geniessen, wie die Musik selbst. Beim Liebeslied «Hold my girl» setzt er noch einen drauf: Von der Decke werden tibetische Laternen heruntergelassen, die das Hallenstadion warm erstrahlen lassen.

 

Obwohl der Musiker aus Bristol seine Karriere schon mit 18 Jahren gestartet hat, sind bisher erst zwei Alben erschienen. Sein Erstlingswerk, «Wanted on voyage», beinhaltet zahlreiche Ohrwürmer wie etwa «Barcelona» oder «Budapest». «Vielleicht ist es euch schon aufgefallen: Ich schreibe gerne Lieder über Orte, die ich besucht habe», meint er augenzwinkernd. Seine Band besteht aus sieben Musikerinnen und Musikern, Instrumente wie Trompete, Posaune, Schlagzeug und Piano sind vertreten. Die Musikrichtung kann mit Folk Rock, Blues und Roots Rock umschrieben werden.

 

Der grosse Blondschopf mit den zur Seite gegelten Haaren liebt es, seine Songs mit passenden Anekdoten anzukündigen. Dies tut er in einem unverkennbaren British Englisch. Er spricht langsam und sehr präzise, was manchmal einen etwas altklugen Touch hat – und er geniesst es, wenn das Publikum auf ihn eingeht und lacht. Zu «Barcelona» gibt es folgendes zu sagen: Anstatt, wie normale Menschen, in ein Hotel einzuchecken habe er sich für mehrere Wochen privat zuhause bei jemandem einquartiert. Er sei dann jeweils stundenlang durch Barcelona gestreift und habe alles beobachtet; die Stücke fürs Album seien aber dann erst zuhause entstanden. Oder zu «Budapest»: Dort sei er bei drei Schwedinnen untergekommen. Leider hätten die ihn zum Eurovision-Songcontest-Finale mitgeschleppt, wofür er sich gar nicht habe begeistern können. Das habe damit geendet, dass er sich schliesslich mit einer Flasche Rum im Arm in einem Park wiederfand. Man könnte ihm ewig zuhören und man muss zugeben: Er ist einfach ein guter Unterhalter. Und ein guter Songwriter. Ein talentierter Sänger und allgemein ein erstklassiger Musiker. Was will man mehr.

 

Eingangs standen die «The Hot 8 Brassband» auf der Bühne, die dem Publikum mit ihren ausgedehnten akustischen Rhythmen einheizten. Acht gemütliche Typen aus New Orleans, die mit ihren zumeist gecoverten Songs eine sympathische Lässigkeit versprühten.

 

George Ezra ist ein Ausnahmetalent, was seine Qualität als Songschreiber, Sänger und Musiker angeht. Auch Anekdoten erzählen kann er ganz gut, was er auf seine langsame, charmante und etwas altkluge Art tut. Als dann tibetische Laternen von der Decke schweben, kann man sich weder sattsehen noch satthören.

 

Katja Nosswitz / Sa, 18. Mai 2019