Die Vampire sind zurück in Zürich
«We haven’t played this city in over ten years», sagte Ezra Koenig, Frontmann der Band Vampire Weekend am Montagabend im Volkshaus, nachdem sie die ersten Songs gespielt hatten. Es ist wahr: Zuletzt waren die New Yorker für die Tour zu ihrem Debütalbum im Zürcher Mascotte zu sehen und hören.
Seither ist viel passiert. Die Band hat nicht nur drei weitere, erfolgreiche Alben veröffentlicht, die Mitglieder haben sich zwischendurch auch eine Auszeit von einigen Jahren gegönnt und sind anderen Projekten nachgegangen. Fans der Band befürchteten, dass der Ausstieg von Rostam Batmanglij einen Qualitätsverlust für die Musik von Vampire Weekend bedeuten würde. Tatsächlich fehlt dem neuen Album «Father of the Bride», das dennoch viele gute Songs enthält, die kompromisslose Originalität und der Fokus der Vorgänger.
Live ist dies kaum zu spüren. Die Band spielt fast dreissig Songs und verzichtet auf eine Vorband, um selbst möglichst lange spielen zu können. Mit breitem Grinsen auf dem schon von Natur aus bübischen Gesicht betritt Ezra die Bühne mit seiner Band und zeigt auch nach zwei Stunden keine Müdigkeit. Die Band ist in Hochform, ist ganz offensichtlich perfekt aufeinander abgestimmt, spielt scheinbar jeden Abend eine andere Setlist mit immer wechselnden Coverversionen berühmter Songs und als Zugabe nehmen Koenig und Co. zwei Wünsche aus dem Publikum entgegen.
«Harmony Hall» als Höhepunkt
Das Konzert mag etwas lasch mit dem neuen Song «Flower Moon» beginnen. Tatsächlich gibt es zwischendurch einzelne Lieder, die mit etwas wenig Energie gespielt werden («How Long?», «Rich Man»). Dies ist allerdings die Ausnahme. Das Publikum, anfangs noch ein wenig reserviert – wie so oft in der Schweiz – tanzt auch auf den halbleeren Emporen schon bald, nach einigen Songs jubeln die Leute im ganzen Saal, und zum Ende der doch ziemlich langen Show verlassen die meisten Menschen das Volkshaus noch nicht, sondern verlangen lauthals noch mehr.
Der Höhepunkt des Konzerts kommt in der Mitte mit «Harmony Hall», der ersten, ausgezeichneten Single des neuen Albums. Besonders die Perkussion der beiden Schlagzeuger trägt zur spürbaren Energie des Instrumentalteils bei, nach welchem der ganze Saal lauthals singt: «I don’t want to live this way, but I don’t want to die». Gefolgt ist diese lebensbejahende Hymne von einigen Hits der Band in schnellem Tempo, welche das exakte Timing von Vampire Weekend zur Schau stellen. Das Set beschliesst vor der Zugabe «Sunflower», das ein von Ezra Koenig als «Fingerübung auf der Gitarre» beschriebenes Riff als Basis hat. Der neue Gitarrist der Band, Brian Robert Jones, zeigt hier sein Können, indem er und Ezra Koenig das Riff immer weiter ausbauen und kreativ erweitern, bis der Song nach einem fantastischen Crescendo zu Ende kommt.
«I promise this time we will come back sooner, Zurich», ruft Ezra Koenig gegen Ende des Konzerts ins Mikrofon. Das hofft das Publikum ganz offensichtlich auch.
Vampire Weekend überzeugen durch einen energetischen Auftritt und ihre Fähigkeit, das Publikum zu animieren.
* Mehr Bilder gibt es in der Galerie von Shirley auf www.loadsofmusic.com