Touch The Lake lockte rund 45'000 Musikbegeisterte an
Text: Manuela Troxler und Dominique Rais
Das diesjährige Touch the Lake hielt schon am Freitagabend Hip-Hop-Grössen wie Joey Bada$$ und Kendrick Lamar bereit. Zuvor jedoch begeisterte der deutsche Rapper Marteria. Mit «Lila Wolken» lieferte Marteria Ende 2012 den «gute-Laune-Sommer-Song», der durfte selbstverständlich auf seiner Setliste nicht fehlen. Ebenso wenig wie ein Auftritt seines Alter Egos Marsimoto, dessen Markenzeichen die gepitchte Stimme hinter der grünen Maske ist.
Die Erwartungen an Kendrick Lamar waren hoch, denn er gilt als der neue Star der Westküste: eine Stimme wie Q-Tip, die Aura des frühen Jay-Z und den Geist von 2Pac. Kendrick Lamar brauchte ein, zwei Lieder, um in Fahrt zu kommen, konnte danach aber die Leute mit Hip-Hop-Beats mitreissen und mit seinem letzten und gleichzeitig bekanntesten Song, «Swimming Pools», fand auch noch der Letzte auf der Blatterwiese Gefallen am Hip-Hop-Geschehen.
Auf den US-amerikanischen Rapper und Songwriter folgte Xavas, die von Anfang an begeisterten. Xavier Naidoo und Kool Savas zeigten nicht nur eine einwandfreie Live-Performance, sondern überzeugten mit Charakter und Sympathie. Das Duo ergänzte sich: eine gesunde Mischung aus Hip-Hop, Rap, guten Lyrics und einer Prise Herzschmerz rundete das Urban Line-up ab.
Im Deep-House-Zelt ging es nicht minder hochwertig weiter. Grössen wie Finnebassen und Niconé & Sasha Braemer brachten die Leute zum ausgelassenen Tanzen. Bei Letzteren bekamen die Tanzwütigen selbstverständlich den Hit «Caje» zu hören. Zur selben Zeit versetzte DJ Antoine mit «Ma Chérie», «Welcome To St. Tropez» oder «Bella Vita» die Menge in Tanzlaune. Das Hamburger DJ-Set von Digitalism und die Cyberpunkers aus Milano brachten Elektro-Liebhaber schliesslich in Richtung Morgendämmerung.
Remmidemmi und ein ausverkaufter Samstag.
Ganz zum Bedauern des Publikums sagte die Australierin Iggy Azalea ihren Auftritt kurzfristig ab. Dies sorgte bei den Festivalbesuchern für Unmut, weil die Absage weder über die sozialen Netzwerke noch über die Festivalseite kommuniziert wurde.
IAM überzeugte dafür mit französischem Rap und lautem Bass. Danach folgten die Hip-Hop-Legenden schlechthin: The Roots, die klassischen Rap mit hochstehenden Musikeinlagen vereinten und so einen souveränen Auftritt boten.
Deichkind im Hamsterrad. / Foto: Dominique Rais
Ein weiteres Highlight waren Deichkind, die mit Hip-Hop-Elektropunk und der bisher aufwendigsten Show für Begeisterung sorgten. Bis auf die Zehen verkleidet lieferten sie ein äußerst unterhaltsames Chaos aus Lichteffekten, Rauch und Ballonen. Hits wie «Der Mond», «Leider geil» und «Arbeit nervt» heizten die Stimmung noch mehr an, die Menge sang und tanzte mit. Doch kein Konzert ohne «Remmidemmi» – dem Publikum gefiel’s.
Wem das zuviel Show war, der konnte sein Tanzbein mit den australischen Zwillingsschwestern von Nervo schwingen. Das Duo trifft mit einer Mischung aus Dance und Progressive House den Nerv der Zeit. Für die Unermüdlichen ging es mit Fritz Kalkbrenner auf der Hauptbühne und einer Vielzahl anderer DJs im Electro- und Deep-House-Zelt bis in die frühen Morgenstunden weiter. Ein ausverkaufter Samstag bestätigte das durchaus geglückte Line-up
Gutes Wetter. Gute Laune. Gutes Line-up.
Auch wenn die Füsse aufgrund der vorangegangenen Festivaltage bereits schmerzten, schafften es Steff La Cheffe, Max Herre und Cro die müden Glieder auch am Sonntag in Schwung zu bringen. Max Herre bekam dabei Unterstützung von seiner Frau Joy Denalane, einem Rapper und nicht zu vergessen: seiner Band. Gerade Songs wie «Wolke 7» oder der Freundeskreisklassiker «Anna» waren es, mit denen er sich in die Herzen des Publikums sang.
Cro trat gewohnt lässig auf, natürlich mit Pandamaske. Auch sein DJ Psycho Mirko legte eine kurze Rapeinlage ein. Bei seinen Songs wie «Du», «Einmal um die Welt» und «Easy» wurde kräftig mitgesungen. Cros Auftritt war ein äusserst gelungener Abschluss des diesjährigen Festivals. Gute Laune und Sonne Pur – bis zum letzten Takt.