m4music: Jamie Lidell überfordert, The Jezabels begeistern

Bericht: m4music in Zürich
The Jezabels spielten im Moods
Bildquelle: 
m4music.ch

Alle Jahre wieder dreht sich am m4music alles um eine der schönsten Sachen der Welt: Musik. Während dreier Tage ist das Festival Treffpunkt für Musikschaffende und -Freunde. Auf verschiedenen Bühnen wechseln sich nationale mit internationalen Acts ab. Die musikalische Bandbreite ist gross.

 

Ein Rundgang:

Velvet Two Stripes, die noch junge Band aus St. Gallen verbreitet am Freitag echte Girlpower. Das Trio bestehend aus Franca Mock und den Geschwistern Sara und Sophie Diggelmann überzeugt im Exil mit rockigen Garagesound. Sie wurden schon als «die coolste der Band der Schweiz bezeichnet» – klar ist: sie sind zwar nach billigen Trainerhosen benannt, ihre Musik ist dafür um so exklusiver.

 


Velvet Two Stripes rockten im Exil.

 

Aus England angereist ist Jamie Lidell. Der 40-Jährige brilliert mit ausdrucksstarker Stimme, überfordert aber den einen oder anderen mit seinem an diesem Abend sehr elektronischen One-Man-Sound. Da hätte man sich doch ein wenig mehr von seinem berühmten Soul gewünscht.

 

Kam ohne Band: Jamie Lidell.

 

Für Gedränge bis in die hinteren Reihen sorgten die Überflieger Foals. Die Band aus Oxford (GB) um Sänger Yannis Philippakis wurde ihrem vorauseilenden guten Ruf gerecht – sie begeistern das Publikum mit mal polternden, dann wieder sehr behutsamen Tönen. Yannis vertraute den starken Händen seiner Fans auch in Zürich und liess sich wie üblich ein Bad in der Menge nicht entgehen. Foals kehren übrigens in die Schweiz zurück – sie spielen am 23. Oktober im Zürcher Komplex 457.

 

Kuschelig eng wurde es beim Konzert der Foals.

 

Pop aus Basel bringen am Samstag Sheila She Loves You. In der gut gefüllten Halle steigern sich die vier Jungs kontinuierlich bis zum fulminanten Abschluss. Aus Genf angereist ist das Monkberry Moon Orchestra. Die vier Jungs und Sängerin Audrey spielen im Exil vor leider eher spärlichem Publikum, aber nichtsdestotrotz enthusiastisch und kraftvoll.

 

Sheila She Loves You werden auch von ganz vielen anderen Menschen geliebt.

 

Als viel mehr als nur eine Youtube-Sensation entpuppen sich die kanadischen Newcomer Walk Off The Earth. Sie bringen abwechslungsreichen Sound gespielt von einer sehr gut klingenden Live-Band nach Zürich. Walk Off The Earth erlangten die Aufmerksamkeit der (Musik-)Welt durch ihre gelungene Coverversion von Gotyes «Somebody That I Used To Know» – gespielt zu fünft auf nur einer Gitarre. Über Nacht erhielt das Youtube-Video 4 Millionen Klicks – die sich schnell auf über 200 Millionen Views steigerten. Als sie den berühmten Song am m4music zum besten geben, zücken die Zuschauer ihre Handys und filmen mit. Die hochschwangere Sarah Blackwood (im 7. Monat!) gibt während des gesamten Konzertes Vollgas und wird gesanglich von ihrem Freund und Multiinstrumentalisten Gianni Luminati wie auch von Ryan Marshall unterstützt. Ein echtes Highlight.

 

Hebt ab: Die hochschwangere Sarah Blackwood von Walk Off The Earth.

 

Im Moods sind derweil die hierzulande schon bekannten und geschätzten Australier The Jezabels am Werk. Stimmliche Dramaturgie und schaurig-schönen Popsound produzieren Sängerin Hayley Mary und ihre Band. Ihre Musik bezeichnen die Jezabels selbst als «Intense-Indie». Die Kombi bestehend aus einer Sängerin, die sich für Pop aus den 80ern begeistert, einem Schlagzeuger, der sich dem Metal verpflichtet fühlt, einer klassischen Keyboarderin und einem Gitarristen, der Country liebt, ergibt einen ganz eigenen, mitreissenden Sound. In den hinteren Reihen ist die Musik an diesem Abend leider eher leise. Dabei wären The Jezabels nun wirklich eine Band, die man fast nicht laut genug hören kann.

 

Künftig mindesten ein Ohr sollte man auf die diesjährigen Gewinner der Demotape Clinic haben: Das sind in der Kategorie Rock: Pedro Lehmann, in der Kategorie Pop: Wolfman, in der Kategorie Urban: Rootwords und in der Kategorie Electronic: Classik Swiss Chocolat. 

 

Die Gewinner der diesjährigen Demotape Clinic vereint.

 

Der Mega-Event überzeugt jedes Jahr von Neuem: Mit einer interessanten Auswahl an bekannten und (noch) weniger bekannten Künstlern, dem lobenswerten Augenmerk auf Schweizer Nachwuchsbands, informativen Veranstaltungen für Musikschaffende und einer guten Organisation.

 

Linda von Euw / Mo, 25. Mär 2013