Barfuss im Gurten-Park
Der Berner Hausberg kleidete sich dieser Tage einmal mehr in sein festliches Gewand. Zum zweiten Mal mit dem neuen, grösseren Gelände. Wie ansehlich dieses ist, stellten Bands wie beispielsweise The Sherlocks, auf ihrem Instagram Account unter Beweis: Die Autofahrt über das Gelände, mit der grossen Zeltbühne im Fokus und darunter Bern und seine Aare, eine Schweizer Tourismusperle par excellence. So manch einer auf der Bühne freute sich auf’s kühle Nass, doch nicht immer blieb Zeit dazu. So führten Annenmaykantereit stattdessen Interviews. Der Hitze während ihres intensiven und berührenden Konzerts trotzten die Bandmitglieder mit dem stufenweisen Striptease bis hin zum nackten Oberkörper. Ganz so mutig waren andere nicht und begnügten sich «barfuss am Klavier» aufzutreten, darunter beispielsweise Faber, Tash Sultana und Jay Buchanan von Rival Sons.
Musikalische Neuentdeckungen boten sich am diesjährigen Gurtenfestival viele. Darunter Bands, die bereits seit paar Jahren Musik machen, aber der grossen Masse noch nicht bekannt waren. Dazu zählen sicherlich Bands wie Blond, The Sherlocks, Rooftop Sailors und Velvet Two Stripes. Das Duo Blond besteht aus den beiden Kummer-Schwestern. Ähnlich wie deren Brüder bei Kraftklub, versprühen die blonden Musikerinnen mitsamt ihres Keyboarders viel Power-Pop/Rock mitsamt ironischen Lyrics. Eine Band, von der wir sicherlich noch hören werden.
Von den grossen Namen überzeugten im Gegensatz zu den kleinen nicht alle. Twenty One Pilots beispielswese sorgten für viel Show, erinnerten zuweilen an einen Zirkus, aber wirklich Emotionen hervorzurufen, gelang ihnen nicht. Ganz im Gegenteil zum diesjährigen (auch erwarteten) Highlight: Patent Ochsner. Deren Heimspiel lief wie am Schnürchen. Ein voller, mitsingender Berg. Bei den Evergreens wie «Bälpmoos», «W. Nuss von Bümpliz» oder «Scharlachrot» übernahm das Publikum den Gesang. Büne Huber musste weder was sagen noch zeigen, die Menge sang ab dem ersten Akkord hingebungsvoll mit. Nicht nur Bünes Augen füllten sich am Ende dieses Konzertes mit Wasser.
Ganz so weit sind sie zwar noch nicht, aber dass sie Patent Ochsner definitiv auf den Fersen sind, zeigten Lo & Leduc, die bei ihrem zweiten Hauptbühne-Konzert nun einiges besser machten als beim ersten Auftritt. Beginnend bei den nun individuellen Outfits, über zu den neuen Song-Remixes, hin zu den doch überraschend offenen Worten eines Lorenz: «Ich sehe Menschen, die ich geliebt habe und Menschen, die ich liebe. Ich sehe hier ein Menschen-Cluster eines meiner Lebensabschnitte». So viel «Privates» ist berichtenswert.
Besonders nennenswert sind unter anderen auch die Auftritte von Editors und Casper & Materia. Viel Power, viel Präzision und so viel Spass & Freude beim Auftritt. Von all dem wollen wir nächstes Jahr auch viel sehen. Weiter so!