Unleserlich, unverständlich
Äh … was habe ich da eigentlich geschrieben? Es scheint mir plötzlich unbrauchbar … zusammenhanglose Satzteile, einige Wörter unleserlich, unverständlich. Reimen tut sich sowieso nichts richtig. Von etwas Tiefgründigem, Aussagekräftigem weit entfernt. Das kann unmöglich ein Songtext werden! Das Papier landet also im Mülleimer. Die anfängliche Euphorie ist weg und ich sitze wieder vor einem leeren Blatt.
Wie schreiben eigentlich andere? Hilft vielleicht ein geplantes Arbeiten? Woher kommen die Inputs? Ich durchsuche meine Kontakte … und finde Valeria Piediscalzi (aktuelle Single «Are You Still Breathing»), die auch Texte schreibt, Klavier spielt und singt.
Valeria - «Are You Still Breathing»
Valeria erzählt mir, dass sie oft zuhause am Klavier schreibe und ihr dabei Ideen aus jeglichen Lebenssituationen einfallen. «Ich schreibe also eher aus Emotionen heraus», führt die junge Musikerin aus. Sie schreibe am besten, wenn sie alleine ist und danach keine Pläne hat und weder auf die Uhr noch auf sonst etwas achten müsse.
Ich frage mich, ob ich zu empfindlich auf Ablenkungen reagiere und möchte wissen, wie das bei ihr ist - ob sie auch Ruhe brauche. Und ja: «Ruhe, Gefühle in jedem Sinn - traurige, fröhliche - und viel Zeit.» Ich frage mich, ob es so eine Art Lieblingszeit gibt, die sich besonders zum Schreiben eignet. Valeria sucht sich die Momente zum Schreiben aus: «Wenn ich das Gefühl habe, jetzt will ich schreiben, dann setze ich mich hin und schreibe einen Song. Ich kann das aber nicht im Vorhinein planen, wie z.B. nächsten Donnerstagabend. Das geht nicht, dann werde ich ziemlich sicher abgelenkt oder nicht bei der Sache sein.»
Auf meine Frage, ob sie alles an einem Stück schreibt oder immer wieder mal hie und da daran feilt, meint sie: «Ich notiere mir Ideen zu einem Song, setze mich dann aber im richtigen Moment, also wenn meine Gefühle das zulassen, hin und schreibe alles an einem Stück. Natürlich überarbeite ich gewisse Sachen im Nachhinein, doch der Grundstein des Textes schreibe ich alles an einem.»
Das ist auch mein Plan, doch dahin zu kommen, das bedarf gutes Zuhören nach innen … Wie ich sammelt Valeria nach «Ideen in verschiedenen, emotionalen Momenten oder aus Geschichten von Menschen aus dem Umfeld und schreibe dann wenn ich das Gefühl habe, jetzt sei der richtige Moment gekommen», so komme es auch nicht zu Schreibblockaden. Einfach auf Kommando zu schreiben, könne sie aber auch nicht: «Dann bin ich völlig blockiert und merke auch schnell, dass ich nichts dagegen tun kann, der Song wird dann einfach nicht gut genug.»
Beruhigend zu wissen, dass es anderen ähnlich geht und ich bin dankbar für dieses klärende Gespräch. Aber trotzdem: Neben Ordnern gefüllt mit Notizen, Gedanken und halben Versen, ist mein Blatt für DEN Song immer noch leer.
Song zur aktuellen Gefühlslage - Natasha Bedingfield «Unwritten»:
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