Zürich Openair feiert im August Jubiläum
Gegen Ende August wird auf einer Wiese im Raum Opfikon-Glattbrugg ein kleines Dorf für Festivalgenussmenschen errichtet. Innert rund vier Wochen wird mit 70 – 100 Leuten das Festivalgelände für die Jubiläumsausgabe des Zürich Openair aufgebaut. Von der Bühne über den gesamten Gastrobereich bis zu den Sitzmöglichkeiten, um sich zu entspannen. Das Gelände hat sich über die Jahre immer wieder leicht verändert, verbessert wenn man so will. So werden heute beispielsweise nicht mehr zwei Bühnen gleichzeitig bespielt, was in den ersten Jahren schon störend sein konnte. Man erinnere sich beispielsweise an den formidablen Auftritt von Belle & Sebastian, der durch den leicht verspäteten Beginn, irgendwann durch Kitty, Daisy und Lewis von der kleinen Bühne her gestört wurde. Ein besonderes Schmankerl für Aviatikfans ist die Nähe zum Flughafen Kloten. Dadurch fliegen die Flugzeuge immer wieder so tief, dass man locker erkennen kann, zu welcher Gesellschaft sie gehören. Irgendwie ist das einzigartig und amüsant.
Von Cashfree bis Secondhand
Ein wichtiger Grund für Veränderungen am Gelände ist die grössere Nachfrage. «Bei den Besucherzahlen sind wir bei der ersten Ausgabe 2010 mit ca. 40‘000 gestartet und zählten rund 82’000 Besucher:Innen im 2019. Das bedeutet, dass wir das Festival-Gelände stetig anpassen, um all den Musik- und Tanzlustigen gerecht zu werden», ergänzt das Festival. Eine wichtige Änderung, die nach anfänglichen Kinderkrankheiten sehr gut funktioniert, ist das Cashfree System, das das Zürich Openair schon 2018 als eines der ersten Festivals eingeführt hat. Man lädt Geld auf einen Chip und bezahlt damit auf dem gesamten Gelände. Zudem hat das Festival schon länger ein Depot-System auf Becher eingeführt, um Abfall zu reduzieren. Das Thema Nachhaltigkeit ist dem Festival wichtig. «Dieses Jahr stellen wir als Schweizer Openair-Premiere den Secondhand-Festivalmarkt «Secondhand Market» mit ausschliesslich Preloved-Artikeln aus zweiter Hand vor», schreibt das Festival.
Wenn man auf der Website des Zürich Openair durch die letzten zehn Ausgaben stöbert und in Nostalgie verharrt, zeigt sich deutlich ein Punkt. Das Festival versteht es, musikalisch immer wieder Highlights setzen. Etwa der Auftritt von The Libertines, die nach ihrer Reunion einen der ersten Gigs am Zürich Openair spielten. Oder das Jahr als Nine Inch Nails einen hervorragenden Auftritt zeigten und Die Ärzte für leuchtende Augen sorgten. Oder Kraftwerk mit ihrem 3D-Gig. The Killers haben schon am Zürich Openair gespielt, Billie Eilish stand auf der Bühne und die damals noch relativ unbekannte Dua Lipa hat einen der ersten Auftritte in der Schweiz am Zürich Openair gehabt. Heute füllen sowohl Billie Eilish als auch Dua Lipa ein Hallenstadion.
Vorfreude auf das Jubiläums-Line-up
Für die Jubiläumsausgabe steht bereits ein Line-up, dass viel Freude bringen dürfte. Namen wie Arctic Monkeys, Kings of Leon, David Guetta, Martin Garrix, Kygo oder Anne-Marie, die immer noch als Geheimtipp gefeierte Tash Sultana, der deutsche Rapper Casper, Festivalliebling Alt-J, Rita Ora oder der Mann mit der unverkennbaren Stimme, Lewis Capaldi, sind bestätigt. Natürlich legt das Zürich Openair grossen Wert auf das heimische Musikschaffen. «Wir haben eine blühende und vielseitige Musikszene in der Schweiz mit herausragenden Acts, die teilweise auch international anerkannt sind. Das ZOA-Line-up ist sehr international geprägt, dennoch ist es uns ein Anliegen auch eine Plattform für heimischen Acts zu sein», erläutert das Festival. So verstärken unter anderem Zian oder Steiner & Madleina, aber auch Annie Taylor, die aktuell in aller Munde sind, sowie Black Sea Dahu, Crimer, Benjamin Amaru und Lo & Leduc das Programm
Ein gutes Programm zu buchen ist nicht immer einfach. Wichtig sind dem Festival Punkte wie Aktualität und Diversität. «Schlussendlich ist es aber kein Wunschkonzert, entscheidend ist, ob die Acts auf Tour sind im entsprechenden Zeitraum, das gewünschte Datum frei, passender Slot am Festival sowie auch Umsetzbarkeit der Produktion & Gage», unterstreicht das Zürich Openair. Aktuell mischt beim Booking auch noch die Corona-Pandemie ein wenig mit, erklärt das Zürich Openair: «Viele Tours wurden verschoben oder haben gar nicht erst gestartet aufgrund des Risikos einer Absage. Festivals haben ihre Acts versucht zwei Jahre zu übernehmen und Headline-Shows wurden teilweise mehrere Male verschoben. Natürlich sind auch die Künstler:innen froh nach zwei Jahren Pause wieder Shows spielen zu können.»
Die Corona-Pandemie war für das Festival generell kein leichtes Thema. «Nach zwei abgesagten Ausgaben mussten wir auch das eigens auf die Corona-Begebenheiten angepasste ZOAlina absagen. Natürlich hat das geschmerzt. Unser Team ist aber motiviert und hat ein hochkarätiges Line-up für das Zürich Openair und weitere Überraschungen für die Jubiläumsausgabe zusammengestellt. Wir schauen vorwärts zu einem grossartigen Sommer», bringt es das Zürich Openair auf den Punkt.
Wenn das Festival vorbei ist, wird während rund zwei Wochen das kleine Festivalgeländer wieder abgebaut und alles Material sorgfältig verstaut oder für andere Events gebraucht. Etwa auf der Dolder Kunsteisbahn, wo mit dem ZOACity in diesem Sommer erstmals ein Schwesterfestival stattgefunden hat. Amy Macdonald, Katie Melua oder The Beach Boys sind nur einige Namen, die das neue Festival geprägt haben. «Zum Highlight gehört das aufwändig produzierten Festivalgelände. Die Hauptbühne wurde mit prächtigen Holzelementen und einem sommerlichen Farbkonzept versetzt. Ebenso grosszügig entfaltete sich das Ambiente in der Lounge und dem Food-Bereich», ist sich das Zürich Openair sicher.
Gelände, Gigs und Gummistiefel
Wer das Zürich Openair in den letzten zehn Jahren verfolgt hat, wird seine persönlichen Highlights und Erinnerungen haben. Mich persönlich amüsiert heute die grauenhaft verregnete erste Ausgabe. Damals war das Gelände so durchnässt, dass selbst Gummistiefel nutzlos waren, weil man so tief in den Schlamm eingesunken ist. Da bleibt irgendwann nur noch die gute Miene, aber zehn Ausgaben später ist dieses Starkstromregenfestival eine schöne Erinnerung.
Das Gelände hat als viel gesehen und viel erlebt, trockene Ausgaben und völlig nasse Gigs, viele Konfetti-Kanonen, wie bei Mumford & Sons, aber auch Gigs, die ins Blut gingen, wie etwa Seeed. Die Wiese hat sich dabei immer gut gehalten. Wie hat man diesen idealen Platz überhaupt gefunden? «Wir haben viel Zeit investiert, um ein geeignetes Gelände rund um Zürich zu scouten. Es musste bestimmte Merkmale erfüllen, wie die Grösse, Nähe zur Infrastruktur und die öV-Anbindung. Das war auch Chefsache und unser Gründer Rolf Ronner fuhr mit dem Produktionsteam jeweils vor Ort und hat sich alles angeschaut», erklärt das Zürich Openair. Aber die Wiese alleine ist nur die halbe Miete. Ein Festival dieser Grössenordnung muss mitdenken: «Wir sind Veranstalter und packen auch immer selbst mit an. Es gibt immer wieder Aspekte, die adjustiert werden - das ist von Jahr zu Jahr ganz unterschiedlich», unterstreicht das Festival. Dazu gehört auch die Planung der Einsätze. «Mit Security und Barpersonal sind gegen 1.000 Mitarbeitende für das ZOA im Einsatz», betont das Festival.
So bleibt abschliessend und im Rückblick auf die letzten beiden harten Coronajahre noch, dem Festival für die Jubiläumsausgabe alles Gute zu wünschen und auf die nächsten zehn Jahre gespannt zu sein.
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Dieser Artikel ist Teil einer Content-Partnerschaft mit den Lokalzeitungen von zuerich24.ch.