Zwei, die anders sind

Movie-Kritik: Verliebte Feinde
Bildquelle: 
www.xenixfilms.ch

Es ist eine Welt, die wir heute nicht mehr kennen. Die Schweiz der 50er Jahre. Das Frauenstimmrecht liegt in weiter Ferne, die Gesellschaft ist von Tradition und Religion geprägt und Studentenunruhen gibt es (noch) nicht, vor allem nicht seitens einer Frau. Vor diesem Hintergrund findet die Liebesgeschichte von Iris und Peter von Roten statt, einem der einflussreichsten Paare der Schweizer Geschichte.

 

Der schüchterne, etwas verstockte Peter von Roten ist von der lebenslustigen, eigensinnigen Iris mehr als angetan, als sie sich Anfang der 40er-Jahre an der Universität Bern kennenlernen. Iris, eine der umschwärmten, wenigen Frauen an der Uni, weiss Anfangs nicht so Recht was sie mit den Avancen von Peter anfangen soll, doch die Neugier siegt. Die zwei beginnen eine Beziehung.

 

Nicht Hausfrau und Mutter sein

 

So unterschiedlich sie auch sind, verbindet sie doch ein Hang zum Querdenken. Obwohl dieser Hang bei Peter von Roten sehr viel langsamer in Erscheinung tritt als bei Iris. Sie will leben, reisen und sich ausprobieren. Ganz sicher will sie nicht Hausfrau und Mutter sein und unter der Kontrolle von Peters katholischer Familie stehen.

 

Bild 1: Iris sieht sich als selbstständige Frau. Dazu passt die Lektüre. / Bild 2: Trotzdem kennt Iris Stunden der Erschöpfung und Einsamkeit. (Mit Maus über Bild fahren)

 

Als es ihr in der Schweiz zu eng wir, beschliesst sie nach Amerika aufzubrechen. Peter ist gerade dabei politische Karriere zu machen und hätte sie gern an seiner Seite, doch sie reist alleine ab, studiert in den Staaten und beginnt ein Buch zu schreiben, das seiner Zeit weit voraus ist: das feministische Manifest «Frauen im Laufgitter».

 

Schonungslos offen und ehrlich

 

Während sie auf Reisen ist schreiben sich Iris und Peter von Roten an die 1300 Briefe, die die Grundlage zu dieser Spielfilm-Dokumentation bilden. Die Briefe zeigen eine schonungslose Offenheit und Ehrlichkeit, die damals wie heute selten ist zwischen Paaren und beinhalten wichtige politische und gesellschaftliche Themen der damaligen Zeit.

 

Bild 1 + 2: Um die Geschichte von Peter und Iris zu erzählen, wurde teilweise auf Dokumente und Fotos zurückgegriffen, aber auch mit nachgestellten Szenen gearbeitet.

 

Die wichtigen Sequenzen und Begebenheiten im Leben der verliebten Feinde werden von Schauspielern dargestellt, dazwischen ist aber immer Platz für Aussagen von Zeitzeugen sowie Fotos und Dokumenten. Der Film fühlt sich wie aus einem Guss an - keine Dokumentation und kein Spielfilm. Ein bisschen von beidem, aber immer so, dass es als Ganzes aufgeht.

 

«Verliebte Feinde» ist ein wichtiger Film sowie ein Stück Schweizer Geschichte. In Zeiten, in denen Diskussionen um die Frauenquote umherschwirren, wäre es vielleicht wichtig auch mal einen Blick zurückzuwerfen und den Heldinnen der Vergangenheit Respekt zu zollen.

  

 

  • Verliebte Feinde (CH 2011)
  • Regie: Werner Swiss Schweizer
  • Drehbuch: Werner Schweizer und Wilfried Meichtry
  • Nach dem gleichnamigen Buch von Wilfried Meichtry.
  • Besetzung: Mona Petri, Fabian Krüger
  • Laufzeit: 90 Minuten
  • Kinostart: 21. Februar 2013
Kathrin Fink / Di, 19. Feb 2013