Wenn die Realität zum Glücksspiel wird

Moviekritik: Runner Runner
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© 2013 Twentieth Century Fox Film Corporation.

Was tun, wenn einem das nötige Kleingeld für ein Studium an einer Elite-Uni fehlt? Man kann auf ein Stipendium hoffen, oder – was noch unrealistischer ist – einen sehr gut bezahlten Studentenjob finden, oder beim Online-Poker alles auf eine Karte setzen. Richie Furst (Justin Timberlake, «In Time», «Friends with Benefits») entscheidet sich für Letzteres – und verliert alles. Überzeugt davon betrogen worden zu sein, entschliesst er sich kurzerhand dazu nach Costa Rica zu fliegen und Ivan Block (Ben Affleck, «Argo»), den Betreiber der Pokerseite, zur Rede zu stellen. Die Konfrontation mit Ivan, der mit dubiosen Mitteln ein Glücksspiel-Imperium auf die Beine gestellt hat, entpuppt sich für Richie rasch als DIE grosse Gelegenheit. Beeindruckt von Richies Wissen und Talent bietet ihm Ivan einen Job an, der auf den ersten Blick perfekt scheint. Geblendet von der Welt des Reichtums sagt Richie zu, muss aber mit der Zeit auf schmerzhafte Weise lernen, dass nicht alles mit rechten Dingen läuft und dass Ivan sehr unangenehm werden kann, wenn man sich ihm widersetzt. Als sich auch noch der FBI-Agent Shavers (Anthony Mackie, «The Hurt Locker») an Richies Fersen heftet, um mit dessen Hilfe Ivan zu fassen, dämmert ihm endlich in was er da hineingeraten ist und er sieht als einzigen Ausweg nur noch die Flucht nach vorne. Zusammen mit Blocks Geschäftspartnerin und Ex-Freundin Rebecca (Gemma Arterton, «Hansel & Gretel: Witch Hunters») schmieden sie einen Plan, um den Boss in die Falle zu locken. Doch kann Richie ihr wirklich vertrauen?

 

Bild 1: Richie stellt Ivan Block zur Rede und sieht sich (Bild 2) bald mitten in dessen Geschäften wieder. (Mit Maus über Bild fahren)

 

Nach «The Take» und «The Lincoln Lawyer» ist «Runner Runner» der dritte Spielfilm des Regisseurs Brad Furman. Der auf Hochglanz getrimmte Thriller wartet zwar mit einer hochkarätigen Besetzung und einem vielversprechenden Thema auf, aber es gelingt ihm dennoch nicht zu überzeugen. Das liegt vor allem daran, dass es der Handlung an Tiefe fehlt. Innert kürzester Zeit werden unterschiedliche Themen angeschnitten, die aber nicht weiterverfolgt werden und wodurch die Ereignisse unmotiviert und oberflächlich erscheinen. Das schnelle Erzähltempo soll Richies rasanten Aufstieg im Zockerparadies verdeutlichen, doch es führt vor allem dazu, dass der Zuschauer nie die Gelegenheit bekommt in die Ereignisse einzutauchen. 

 

Optisch zu lang geratenes Hip-Hop-Video

 

Verstärkt wird dieses Gefühl der Oberflächlichkeit ausserdem durch die Protagonisten des Films, die keine Nähe zulassen und den ganzen Film über platt und unglaubwürdig wirken. So wird den Schauspielern bedauerlicherweise die Möglichkeit verwehrt, ihr Können unter Beweis zu stellen. Justin Timberlake vermag deshalb bei den Zuschauern kein Mitgefühl zu erwecken, Ben Affleck nimmt man den erbarmungslosen Bösewicht nicht ab und die von Gemma Arterton verkörperte Figur wirkt, als ob sie nur zur Zierde in die Geschichte eingefügt worden wäre. 

 

Bild 1: Blocks Ex-Freundin und Geschäftspartnerin Rebecca wickelt Richie um den Finger und bald (Bild 2) weiss er nicht mehr, wem er trauen kann.

 

So ist es denn auch nicht weiter verwunderlich, dass der Film auf Klischees zurückgreift. Costa Rica wird als eine Welt voller Luxus, Glamour, gefährlicher Typen, korrupten Polizisten und hübschen, halbnackten Frauen inszeniert – optisch ein zu lang geratenes Hip-Hop-Video, in dem sich Richie zuerst fasziniert und später voller Angst von einer Party zur nächsten bewegt. 

 

Aber eigentlich möchte der Film die dunklen Machenschaften hinter der glänzenden Fassade der Casinowelt verdeutlichen und versucht gleichzeitig auch unterschwellig Kritik an der Finanzwelt zu üben. Denn auch an der Wall Street geht es gemäss den Protagonisten nur darum zu zocken und zu spekulieren. Der Vergleich mag nicht neu sein, aber trotzdem würde diese Thematik das Potenzial zu einer spannenden und actionreichen Geschichte bieten, das hier nicht genutzt wird. So bleibt «Runner Runner» ein seichter Unterhaltungsfilm, der aber durch den raffiniert geschnittenen Trailer wohl den einen oder anderen Zuschauer ins Kino locken wird.

 

  • Runner Runner (USA 2013)
  • Regie: Brad Furman
  • Drebuch: Brian Koppelmann, David Levien
  • Darsteller: Ben Affleck, Justin Timberlake, Gemma Arterton, Anthony Mackie
  • Laufzeit: ca. 96 Minuten
  • Kinostart: 17. Oktober 2013
Sule Durmazkeser / Mi, 16. Okt 2013