Der mit dem Wolf steppt

Movie-Kritik: Justice League
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Das Kinouniversum von Detective Comics kommt nicht zur Ruhe. Am Anfang war der Superman. Dann kämpfte Superman gegen Batman, und Superman starb. Nun sollen Batman und Wonder Woman die Invasion des Welteneroberers Steppenwolf aufhalten. Da muss natürlich ein ganzes Team her. Sie versuchen es mit einem Hybriden aus dem Lebowski-Dude und Ragnarok-Thor, einem afroamerikanischen Cyborg und einem Highspeed-Pausenclown. Und dann ist da noch die Frage, die alle beschäftigt: Wird der Stählerne wiederkehren?  

 

Regisseur Zack Snyder war für das DCU lange, was Kevin Feige bei Marvel ist. Ein Strippenzieher, der die Serie kohärent und erfolgreich hält. Doch dem visionären Filmemacher mit der schwachen Feder unterlief so mancher Fehler. Zunächst unterflog das diebische «Man Of Steel» die erwarteten Einspielergebnisse, «Suicide Squad» war narrativ und stilistisch eine wunderschöne Sauerei und die gefeierte «Wonder Woman» stimmig aber langatmig. Es sollte jedoch «Batman v Superman» sein, das trotz 900 Millionen Umsatz Snyders sukzessive Entmachtung besiegelte. Die Fans schimpften es düster, durchzogen und überladen. Sie hatten den dreistündigen Director’s Cut noch nicht gesehen.

 

Hilfe vom Chef-Avenger

 

Anfang Jahr schliesslich stieg Snyder nach einem Todesfall in der Familie ganz aus dem DCU aus, und Joss Whedon übernahm heimlich Regie. Das ist insofern pikant als dass Whedon die beiden überaus erfolgreichen Avengers-Filme drehte, also das vollbrachte, was DC bislang verwehrt blieb: Das ganz grosse Superhelden-Ensemble. Whedon liess gut einen Drittel des Films nachdrehen, was im Vorfeld böse Vorahnungen schürte. 

 

«Justice League» – der erste von zwei Teilen – ist kein Meisterwerk, doch er funktioniert. Dass zwei Regisseure beteiligt waren, merkt man stellenweise an den textlichen Bruchstellen. Nur selten bekommt man die eloquenten Dialoge geboten, für die Whedon geliebt wird. In Essenz ist der Film eine Gewaltorgie von sieben Superstarken, die alles dafür tun, den Handlungsstrang zusammenzuhalten und dabei haarscharf reüssieren. Diese Fragilität erinnert in vielen Momenten daran, welch Epos möglich gewesen wäre, hätte das Konzept von Anfang an gestimmt.  

 

Hochgezüchteter Trump-Klon

 

Dem volldigitalen Superbösewicht Steppenwolf fehlt weitgehend die Lebendigkeit, aber immerhin gelingt ihm die Hasserzeugung. Batman hingegen ist nicht länger in seiner BvS-Topform und sieht neben den anderen Liga-Mitgliedern ziemlich alt aus. Der Humor taugt bestenfalls zum Schmunzeln, aber ausser Ezra Miller versucht auch niemand, kampfhaft lustig zu sein. Es gäbe weitere Punkte zu bemängeln, doch es sind die dunklen, aussichtslosen Stunden, in denen ein Held aufsteigen wird, um die Welt daran zu erinnern, weshalb sie ihn braucht. Weshalb sie Superheld*innen braucht. 

 

«Zack weiss, wie man Verpackungen gestaltet und Joss liefert grossartige Inhalte. In Kombination mit kleinen Gesten wie Danny Elfmans «Batman-Theme» aus den Tim Burton Filmen ergibt sich das Heldenspektakel, das dem DCU schon so lange zu gönnen war.»  

  • Justice League, (USA 2017)
  • Regie: Zack Snyder (und Joss Whedon)
  • Darsteller: Ben Affleck, Gal Gadot, Jeremy Irons, Jason Momoa, Ezra Miller 
  • Laufzeit: 120 Minuten
  • Kinostart: 16. November 2017 

 

 

Mike Mateescu / Fr, 17. Nov 2017