Das Ende einer Legende

Moviekritik: The Dark Knight Rises
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© 2012 Warner Bros. Ent. All Rights Reserved.

Acht Jahre sind seit dem Tod von Harvey Dent (Aaron Eckhart «The Dark Knight»)  vergangen und Gotham City feiert ihn nun als Helden, welcher der Stadt Ruhe und Ordnung brachte. Nur Polizeichef Gordon (Gary Oldman, «Harry Potter», «Léon») macht die jährliche Gedenkfeier zu Dents Andenken Kopfzerbrechen. War es richtig, Batman als Sündenbock hinzustellen? War es in Ordnung den Beschützer von Gotham City in ein Schattendasein zu verbannen?

 

Bild 1: Sucht Bösewicht Bane nach Harvey Dent? / Bild 2: Deutlich sichtbar: die Atemhilfe von Bane. (Mit Maus über Bild fahren)

 

«The Dark Knight Rises» fängt dort an, wo der letzte Film endete. Zwar ist viel Zeit vergangen, doch Bruce Wayne (Christian Bale, «Little Women», «American Psycho»), trauert immer noch seiner verlorenen Liebe Rachel Dewes nach. Zurückgezogen und einsam lebt der gebrochene Held in seinem Luxusanwesen bis eine diebische Magd (Anne Hathaway, «Becoming Jane», «The Devil wears Prada») ihn zurück ins Leben lockt. Dies ist gut so, denn unter Gothams Strassen bahnt sich eine neue Bedrohung an, angeführt vom furchtlosen Bane (Tom Hardy, «Inception», «This means War»).

 

Wer ist John Blake? 

 

Wie der Titel es bereits vorwegnimmt, geht es im letzten Teil um die Auferstehung von Batman. Regisseur Christopher Nolan («Inception», «Prestige») schafft es dabei, nicht nur seine beiden letzten Batman-Filme zu toppen, was Drama, Spannung und Action anbelangt, sondern gibt jeder Figur genug Platz, um sich entfalten zu können. Besonders Letzteres überzeugt, da im dritten Teil neue - jedoch in der Batman-Welt nur allzu bekannte - Charaktere eingeführt werden. Sie sind allesamt so geschickt in die Story eingeflochten, dass es schwer fällt zu glauben, diese Figuren noch nicht gesehen zu haben. Allen voran Polizist John Blake, gespielt von Joseph Gordon-Levitt («50/50», «500 Days of Summer»), der als loyaler Freund und Mitstreiter von Batman, wie auch Kommandeur Gordon, überzeugt. Wie Blakes zweiter Vorname lautet, wird erst sehr, sehr spät enthüllt, wenn der Name Batman-Kennern bereits längst klar sein dürfte. 

 

Bild 1: Catwoman in voller Montur… / Bild 2: … und getarnt als diebische Magd. 

 

Eine weitere - allseits bekannte – Neueinführung ist Catwoman, gespielt von Anne Hathaway. Der weibliche, in der Vergangenheit als eindimensionaler sexy Hexy dargestellte Batman-Counterpart verleiht der ansonsten eher düsteren und ernsten Verfilmung ein paar lustige und heitere Momente. Nolan gibt Hathaway die wohl vielschichtigste Rolle ihres Lebens, für welche sie sich mehr als fähig erweist. Dies ist ebenfalls eine Verbesserung seitens Nolan, welcher bei den letzten beiden Batman-Filmen kein glückliches Händchen bei der Wahl seiner weiblichen Besetzung besass. Nolan nimmt sich hier auch erstmals den bereits im Comic vorhandenen weiblichen Charakteren an, statt selbst eine neue Figur zu erschaffen, wie er es in den Vorgängern mit Rachel Dewes getan hat. Dies erfreut nicht nur eingefleischte Batmanfans, sondern bietet zum ersten Mal Platz für eine weibliche Protagonistin, die Bruce Wayne ebenbürtig ist und auf Augenhöhe entgegentritt. 

 

Die Wahl von Marion Cotillard als nette, grüne Unternehmerin Miranda überrascht nicht wirklich, hat sie doch wie Tom Hardy, Joseph Gordon-Levitt, Cillian Murphy und Michael Caine bereits bei «Inception» mit Nolan gearbeitet. Zum ersten Mal spielt Cotillard hier an der Seite von Christian Bale und die fehlende Chemie zwischen den beiden überrascht zunächst, findet aber im Verlauf der Geschichte ihre Erklärung. Eine der grössten Herausforderungen für Nolan war, nach Heath Ledgers eindrücklicher Darstellung des Jokers in «The Dark Knight», sicherlich die Wahl des Bösewichts. Mit Tom Hardy hat er einen guten Schauspieler gefunden, der nur mit ausdrucksstarker Augen- und Körpersprache Angst und Schrecken verbreitet. Seine Stimme erinnert stark an Darth Vader, denn wie der berühmte Star-Wars-Schurke trägt auch seine Figur Bane eine Maske, welche ihm das Atmen erleichtert. Jedoch schützt die Maske Tom Hardy auch. Den im direkten Vergleich mit Ledger würde er wohl den Kürzeren ziehen. 

 

Bild 1: The Dark Knight auf nächtlichem Streifzug… / Bild 2:  … und konzentriert in der Bathöhle.

 

Neben der kriminellen Bedrohung muss sich Bruce Wayne in diesem Film zum ersten Mal einer anderen Krise stellen: dem finanziellen Ruin. Denn anders als die bisherigen Kontrahenten, will Banes Bande die soziale Schere zwischen den Bewohner in Gotham City vermindern. So entwickelt sich Banes Charakter stückweise zum modernen, aber brutalen Robin Hood. Erinnerungen an die Occupy-Bewegung kommen hoch und lassen einen grübeln, was denn Nolan mit dem Finale genau aussagen will. Laut Angaben des Regisseurs sind dies aber nur zufällige Koinzidenzen, das Drehbuch sei nämlich lange vor der Occupy-Bewegung fertig geschrieben gewesen. Ob das Skript auch vor dem Drehbeginn zu Marvels «Avengers» fertig war, bleibt fraglich, den das furiose Finale erinnert doch sehr stark an den Blockbuster des konkurrierenden Comicverlages. Und ähnlich wie Tony «Iron Man» Stark bei den Avengers, lernt Bruce Wayne im letzten Teil der Trilogie, dass nicht sein Vermögen und die daraus resultierenden Waffen und Fahrzeuge ihn zum Superhelden machen, sondern vielmehr seine Verbündeten. Wiederholt lässt Batman den Satz «Batman could be anyone» fallen, wenn er nach seiner wahren Identität gefragt wird. Und so kämpfen am Ende viele Helden in der Schlacht um Gotham City, jeder mit seinen Fähigkeiten und Ressourcen. 

 

Nolans letzter Akt 

 

«The Dark Knight Rises» beinhaltet noch mehr Figuren, da neben den neu eingeführten Gesichtern auch alte Bekannte, wie beispielsweise Crane (Cillian Murphy, « Red Eye», «28 Days Later»), sich nochmals die Ehre geben und ein schlüssiges und logisches Finale einläuten. Nolans letzter Akt ist ein Ensemblefilm, der Raum und Platz für Charakterstudien lässt, auch wenn dies bei einem Superhelden-Actionfilm überraschen mag. Kenntnisse aus «Batman Begins» wie auch «The Dark Knight» sind deshalb auch notwenig, um der mit vielen Wendungen ausgearbeiteten Story folgen zu können. Im Verlauf des Filmes werden zudem viele Hinweise und Andeutungen, wie die Geschichte um Batman zu Ende gehen wird, gemacht. Christian Bales letzte Szene sollte für aufmerksame Zuschauer daher keine Überraschung sein.

 

Bild 1: Bruce Wayne und Lucius Fox alias Batman und sein Techniker. / Bild 2: Polizist John Blake im Einsatz. 

 

Mit «The Dark Knight Rises» ist Christopher Nolan ein Meilenstein gelungen. Nicht nur als Abschluss einer unvergesslichen Saga, sondern auch deshalb, weil er neue Ansprüche an zukünftige Superheldenepen stellt. Mit jedem weiteren Teil der Trilogie wuchsen nicht nur die Erwartungen, sondern wurden allesamt jedes Mal übertroffen. Die «Batman»-Reihe ergibt am Schluss ein solch stimmiges Ganzes, wie es der Filmwelt zuvor nur selten gelungen ist. In diesem Sinne bleibt zu hoffen, dass Nolan sein Gotham City nicht abgibt, trotz der offenen Türe am Ende des Filmes.

 

  • The Dark Knight Rises (USA 2012)
  • Regie: Christopher Nolan
  • Drehbuch: Christopher Nolan, Jonathan Nolan, David S. Goyer, Bob Kane
  • Besetzung: Christian Bale, Anne Hathaway, Michael Caine, Gary Oldman, Joseph Gordon-Levitt, Marie Cotillard, Tom Hardy
  • Laufzeit: 164 Minuten
  • Kinostart: 26. Juli 2012

 

 

Bildquelle: © 2012 Warner Bros. Ent. All Rights Reserved.

Tanja Lipak / Sa, 21. Jul 2012