Was tun, wenn du keine Hilfe erwarten kannst?

Movie-Kritik: La Belle et la Meute
Bildquelle: 
© Trigon Film

«La Belle et la Meute» handelt von einer tunesischen Frau, die an einem Abend von zwei Polizisten vergewaltig wird. Noch am selben Abend möchte sie Anzeige gegen ihre Peiniger einreichen. Das ist leichter gesagt als getan. Eine Geschichte über Korruption und wie hart es als Frau ist, in so einer Welt zu bestehen. 

 

Mariam ist eine Studentin aus Tunis und organisiert eine Party für die Uni. Auf dieser Party lernt sie Youssef kennen, mit dem sie nach einem kurzen Wortwechsel nach draussen geht, um frische Luft zu schnappen. 

 

Schnitt. Auf schwarzem Hintergrund erscheint die Nummer 2. Schnitt. 

 

Wir sehen Mariam wie sie die Strasse runterrennt, aufgelöst, am Schreien. Youssef hinter ihr her. Rennt sie von ihm davon? Was ist passiert? Bald wird dem Zuschauer bewusst, dass Mariam nicht vor ihm, sondern ihren Vergewaltigern – zwei Polizisten im Polizeiauto – flüchtet. Sie fällt zu Boden und Youssef kann aufholen. Das ist der Beginn einer langen Nacht, in der Mariam und Youssef versuchen ein ärztliches Attest zu bekommen, um Anzeige gegen die Polizei zu erstatten. 

 

Eine brutale Nacht lässt Mariam verzweifeln. (© Trigon Film)

 

Mariam ist eine starke Frau, die sich gegen die grösste Macht im Lande auflehnen will: die Polizei. Sie möchte Gerechtigkeit für sich erlangen. Doch das erweist sich schwieriger als erwartet. Im Krankenhaus bekommt sie kein Attest, solange sie nicht bei der Polizei Anzeige erstattet hat. Das erste Polizeirevier, das die beiden besuchen, fühlt sich nicht verantwortlich. Bevor sie dies jedoch kommunizieren, nehmen sie sich das Recht Mariam (und Youssef) zu demütigen. Der andere Polizeiposten versucht Mariam zuerst dazu zu überreden, keine Anzeige aufzugeben und nachdem dies nichts nützt, drohen sie ihr später. 

 

Das Thema berührt und schockiert

 

Die Geschichte ist in Nummern unterteilt, passend zu den unterschiedlichsten Orten, zu denen Mariam geschickt wird. Dadurch kann der Film ohne Probleme in der Zeit springen und die Lokation wechseln ohne dass es unlogisch wäre. Der Zuschauer findet sich immer direkt in einer Szene wieder. Dadurch ist der Film schnell und dem Zuschauer werden langwierige und unnötige Ortswechsel erspart. Der Zuschauer ist stets mittendrin. 

 

Der Film ist gespickt mit kleinen Schmuckstücken. Da ist auf der einen Seite das Kennenlernen und das erste Gespräch zwischen Mariam und Youssef und auf der anderen Seite die Situation, wenn die Beiden auf dem Polizeiposten sitzen und von den Polizisten gedemütigt werden. Der Kontrast zwischen Gutmütigkeit und Böshaftigkeit liegt in «La Belle et la Meute» nah beieinander und macht den Film schrecklich und schön zugleich. Das Thema berührt und schockiert. Es ist ein aktuelles Thema und muss ernst genommen werden. Daher unterlasse ich es, mich negativ über den Film zu äussern. 

 


Sehenswert, wenn einem die Thematik interessiert.
 

  • La belle et la meute (Tunesien 2017)
  • Regie: Kaouther Ben Hania
  • Darsteller: Mariam Al Ferjani, Ghanem Zrelli, Noomane Hamda, Mohamed Akkari
  • Laufzeit: ca. 100 Minuten
  • Kinostart: im Kino 

 

Lena Imboden / Mi, 13. Dez 2017