UN vollendet
Gerry Lane (Brad Pitt, «Fight Club») freut sich über seinen vorzeitigen Ruhestand. Doch die erste Ausfahrt mit seiner Frau Karin (Mireille Enos, «The Killing») und den Kindern endet abrupt, als in ihrer Heimat Philadelphia schwere Unruhen ausbrechen. Blanke Tollwut scheint die Bevölkerung befallen zu haben und nur Dank Gerrys altem Arbeitgeber, den Vereinten Nationen, schaffen es die Lanes aus der Stadt und an Bord einer Schiffsflotte, wo gerade ein Gegenschlag ausgeheckt wird. Obwohl er seine Vergangenheit abgeschlossen glaubte, muss Lane, einst der Mann fürs ganz Grobe, erneut der UN dienen, weil seine Familie sonst auf das verseuchte Festland ausgeflogen wird. So macht er sich mit einem Expertenteam zur anderen Seite des Planeten auf, um den Ursprung der Pandemie zu ermitteln …
Bild 1: Familienvater Gerry will mit seinen Lieben einen Ausflug machen und findet sich unverhofft inmitten eines Zombie-Ausnahmezustandes (Bild 2). (Mit Maus über Bild fahren)
Mit seiner Zombie-Trilogie schrieb Autor Max Brooks (Sohn von «Spaceballs»-Vater Mel Brooks) geistreiche Genre-Geschichte. Schon die Kassenschlager-Komödie «Zombieland» basierte lose auf seinem cleveren «Zombie Survival Guide» und darum sicherte sich Brad Pitt früh die Rechte für seine Produktionsfirma «Plan B». Obwohl ausserordentlich gut recherchiert, gestaltete sich die Umsetzung des Romans, der eine Aneinanderreihung wissenschaftlicher Berichte und UN-Rapporte ist, zunächst schwierig. Brooks war kaum an der Entstehung beteiligt, zeigte sich aber erfreut, dass Scifi-Legende und «Babylon 5»-Schöpfer J. Michael Straczynski das Drehbuch verfasste. Weiter holte sich Pitt unseren Marc Forster auf den Regiestuhl, und dessen nüchterner Stil, der in «Quantum of Solace“ noch so spröde gewirkt hatte, passt herrlich zur Prämisse. «World War Z» zeigt erschreckend authentisch auf, wie es sich anfühlen muss, mit einer Untoten-Apokalypse konfrontiert zu werden. Ganz besonders im ersten Drittel. Bis zu 1000 Statisten rennen da fauchend durch ein auf Philadelphia getrimmtes Glasgow, und die computergenerierten Zombies sind nicht minder spektakulär. Sie lassen die Monster aus «I am Legend» wie Knetmännchen aussehen. Gesichter und Handlungsorte wechseln im Zehn-Minuten-Takt und in diesen Wirren werden selbst verdienten Schauspielern wie Matthew Fox («LOST») und David Morse («Langoliers») nur wenige Minuten Nuschelzeit eingeräumt. Doch ähnlich wie in der Geschichte liefen die Dinge irgendwann auch hinter den Kulissen aus dem Ruder. So sehr, dass Pitt und Forster nur noch über Mittelsmänner kommunizierten. Auch wurde das abgedrehte Ende verworfen und ausgerechnet die beiden LOST-Autoren Damon Lindelof und Drew Goddard mit einer Neufassung des Schlusses betraut. Nachbesserungen sind in dieser Budget-Klasse zwar so sehr an der Tagesordnung wie die Glättung gewisser politischer Elemente, um den Verleih in den betreffenden Ländern (wie hier etwa in China) nicht zu gefährden. Nur leider führten die marketingtechnischen Interventionen in diesem Streifen beinahe zum Stilbruch.
World War Zweidrittel
Herausgekommen ist ein weitgehend furchteinflössender Horror-Thriller mit viel Tod und Tempo, der zuletzt doch unter der Last seiner Ambitionen ächzt. «World-War Z» drückt das Gaspedal schon in der ersten Viertelstunde durch und hält diese Rasanz zwei Drittel lang. Danach stürzt er im doppelten Sinne ab und der Zuschauer wacht in einem fernen Kapitel auf. Statt konsequent ein fieses Finale zu finden, siecht die Handlung dahin, irgendwann läuft Moritz Bleibtreu durchs Bild, und gemeinsam erzwingt man - einer etwaigen Fortsetzung zuliebe - den plausiblen aber glanzlosen Konsens. Die Macher hatten wohl übersehen, dass der Zeitgeist durchaus mehr Geradlinigkeit und Integrität zugelassen hätte, ohne damit zwingend die Einnahmen an der Kinokasse zu gefährden. Damit verpasst Marc Forsters Werk leider die grosse Chance, ein Meilenstein des Genres zu werden und muss trotz vielen überwältigenden Momenten eindeutig hinter «28 Days Later» und «Zombieland» eingeordnet werden.
- World War Z (USA, 2013)
- Regie: Marc Forster
- Darsteller: Brad Pitt, Mireille Enos, James Badge Dale, David Morse, Matthew Fow, Moritz Bleibtreu
- Buch: Max Brooke
- Drehbuch: J. Michael Straczynski, Damon Lindelof, Drew Godard
- Dauer: 116 Minuten
- Budget: ca. 200 Mio. $
- 3D: erhältlich
- Kinostart Deutschschweiz: 27. Juni 2013
Bilder: © 2011 Paramount Pictures. All Rights Reserved