Kettenreaktion in der Eiszeit
Das trottelige Hörnchen Scrat hat in der «Ice Age»-Serie schon viel gebastelt, die Entstehung der Kontinente geht beispielsweise auf sein Konto. Im jüngsten Teil der Saga löst der Nüsschen-Süchtige beim Verstecken seines Schatzes einen Kometen aus, der die Welt bedroht. Wie Scrat das macht, ist mehr schreiend komisches Mittel zum Joke, denn sinnvoll, aber geschenkt, es bringt die Handlung in Schwung und hat Witz, bis hin zur Referenzen an Kubrick «2001 - A Space Odyssey» oder die Mondlandung.
Während Scrat also am Kosmos herumpfuscht, sind auf der Erde unsere Helden aus der Eiszeit dabei, es sich gemütlich zu machen. Mammut Manny spielt mit Töchterchen Peaches Eishockey, Säbelzahntiger Diego geniesst das Leben mit etwas wilderer Partnerin und Sid, ja Sid, der ist am Daten und nicht sehr erfolgreich. Gemeinsamer Treffpunkt ist eine gemütliche Eiszeit-Bar. Kurz: die Welt ist also in Ordnung. Gemeinsam haben sich die Freunde eine Oase geschaffen, wo alle Familien geschützt miteinander leben. Wenn da nur nicht Julian, der Schwiegersohn in spe für Mammut Manny wäre, der ihm die Beschützerrolle für Peaches streitig macht. Wie wenn das nicht genug wäre, droht der Meteoritenschauer von Scrat auf die Welt zu fallen und alles Leben auszulöschen. Jetzt ist guter Rat teuer und Hilfe kommt von unerwarteter Seite.
(Halb-)Traumwelt mit spuckendem Lama
«Ice Age 5: Kollision voraus» ist das fünfte Abenteuer der schrulligen Eiszeittruppe. Erfreulicherweise liegt der Fokus nach dem etwas schwächeren Teil vier wieder mehr auf der Familie und das tut der Geschichte gut. Wirklich viele neue Ideen bringt der Film zwar nicht und die Spässe sind nach fünf Teilen auch nicht mehr so knackig, aber der Charme der Figuren wirkt nach wie vor. Das liegt zu grossen Teile an der Entwicklung, die die Figuren über die fünf Filme gemacht haben. Und irgendwie menschlich sind sie auch, angefangen bei der umgekehrten Psychologie von Manny und Ellie, um die Tochter beim Rudel zu halten über den tollpatschigen Sid, dem einfach nichts so richtig gelingen will, bis zur langsam aufkeimenden Selbstständigkeit von Peaches. Eigentlich ist «Ice Age 5: Kollision voraus» das (vorläufig) letzte Kapitel im Porträt einer kunterbunten Familie, die sehr modern ist. «Ice Age»-Filme schaut man ja längst nicht mehr wegen der vielschichtigen Geschichten, sondern um die lieb gewonnen Figuren zu sehen.
Das Highlight im Film ist jedoch eine farbenbunte (Halb-)Traumwelt im Innern eines Meteoriten. Zeitlose Jugend, stimmulierende Dämpfe und den ganzen Tag Yoga. Ein psychedelischer Hippietraum mitten in der Eiszeit. Dazu ein blauer Hase, der die Faultier-Oma «massieren» will, ein Lama-Guru, der zwischen spucken und Blödsinn labern hin und her schwankt und diverse andere herrlich-verrückte Figuren. Die schrägen Ideen in «Ice Age 5: Kollision voraus» machen ihn kurzweilig und sorgen für die eine oder andere erfreulich komische Situation. Wenn der Film wirklich, wie es kommuniziert wurde, der letzte Teil sein sollte, wurde die Animations-Serie würdig zu Ende gebracht. Auf Blu-Ray kommen die gestochen scharfen Bilder besonders zu Geltung und auch in 3D sieht die «Ice Age»-Welt hervorragend aus.
Ein bemerkenswertes Highlight ist die pointiert-ironische wissenschaftliche Erklärung von Astrophysiker Neil deGrasse Tyson in den Extras der Disc. Er unterstreicht mit witzigen Kommentaren die Geschichte, indem er mit eine Augenzwinkern erklärt, was möglich wäre und was nicht. Stichwort: Entstehung unseres Sonnensystems.
«Ice Age 5: Kollision voraus» ist voller verrückter Ideen, die aber auch ein wenig von der vorhersehbaren und wenig kreativen Grundgeschichte ablenken. Spass macht der Film aber auf alle Fälle.
- Ice Age 5: Kollision voraus
- Regie: Michael Thurmeier
- Deutsche Stimmen: Otto, Michael Fritsch, Thomas Nero Wolff, Daniela Hoffmann
- Laufzeit: ca. 94 Minuten
- Veröffentlichung: Oktober 2016 (2D + 3D)