Isle of Man TT – Hart am Limit

"Es ist, als könnte man fliegen!"
Bildquelle: 
Im Verleih von ASCOT ELITE

Was Olympia für Sportbegeisterte ist, stellt die «Isle of Man Tourist Trophy» für viele Motorrad-Fans dar. Eines der ältesten und gefährlichsten Strassenrennen der Welt verwandelt die sonst beschauliche Insel für zwei Wochen im Jahr in einen Hexenkessel. Die 572 Quadratkilometer kleine Insel in der irischen See beherbergt das legendäre und berüchtigte Rennen schon seit über 105 Jahren. Wer auf der kurvenreiche Strecke gewinnt, wird zum «King of the Mountain». Wer sein Leben dabei nicht verliert, kann sich glücklich schätzen.

 

Regisseur Richard De Aragues begleitete das Rennen im Jahre 2010 für diese Dokumentation. Sein Augenmerk liegt dabei vor allem auf dem britischen Rennfahrer Guy Martin, der mit dem Aussehen eines jungen Jim Morrison und dem Charisma eines James Dean ein idealer Protagonist ist. Durch die mentalen und sportlichen Vorbereitungen auf den Anlass lässt Guy den Zuschauer daran teilhaben, was in seinem Kopf in den Wochen vor dem Rennen vorgeht. Was bringt einen Fahrer dazu, mit bis zu 320 Stundenkilometern auf der über 200 Kurven beinhaltenden Strecke unterwegs zu sein? Wieso setzt man sich für ein Rennen aufs Motorrad, wenn man genau weiss, dass der Tod jedes Mal mitfährt?

 

 

Über 230 Tote hat die «Isle of Man TT» schon gefordert. Dank verschiedenen Kameraeinstellungen bekommt der Zuschauer eine Vorstellung vom Renngefühl auf der Strecke und sieht, wie knapp die Fahrer oft am Unglück vorbeischrammen. Die Bilder der Helmkamera lassen nach Luft schnappen, der Puls steigt, man schüttelt den Kopf ob der Irrwitzigkeit der Fahrer. Diverse Besucher des Rennens kommen zu Wort. Sie erklären, warum diese Reise auf die Isle of Man für jeden Motorradfahrer auf der Bucket List steht, also ein Anlass ist, welchen man unbedingt einmal im Leben gesehen haben muss. Ein Amerikaner erklärt, dass sein Vater Zeit seines Lebens davon träumte, dieses spektakuläre, einmalige Rennen zu sehen. Leider verstarb er, bevor er sich diesen Traum verwirklichen konnte, so erfüllt nun sein Sohn seinen Lebenstraum. An den gezeigten Renntagen selbst steigt der Pulsschlag des Films nochmals deutlich an. Wie wird es den Fahrern, deren Vorbereitungen man hautnah miterlebt hat, ergehen? Werden sie zu den Königen der Berge? Oder verwandelt sich ihre Maschine nach einem spektakulären Sturz zu einem tödlichen Feuerball?

 

Siegesglück oder Abtransport in der Ambulanz

 

Doch es sind nicht nur die Adrenalin-ausschüttenden Rennmomente, welche bei dieser Dokumentation unter die Haut gehen. Der Regisseur zeigt in ruhigeren Tönen die Kehrseite der Medaille. Ohne Sensationsheischen lässt er die Witwe eines verunglückten Fahrers zu Wort kommen. Und portraitiert einstige Rennteilnehmer, welche nie wieder auf einem Motorrad sitzen werden. Weil sie sich so schwer verletzten, dass sie froh sind, überhaupt noch am Leben zu sein. Es geht dabei um technische Defekte, unvorhergesehene Hindernisse auf den Strassen und darüber, wie nahe Siegesglück und Abtransport in der Ambulanz beieinander liegen.

 

 

Zwei Punkte hätten das Filmerlebnis abgerundet: Guy Martin, exzentrisch und charismatisch, ist zweifelsohne ein schillernder Charakter, der sich gut eignet für eine Dokumentation. Als Gegenpol dazu einen oder zwei andere Motorradfahrer vermehrt zu Wort kommen zu lassen, hätte den Film ausgeglichener gemacht. Und über die zweite Hauptfigur der Dokumentation, der Isle of Man, erfährt man sehr wenig. Mehr Hintergründe über das historische Rennen wären interessant gewesen.

 

Nichtsdestotrotz: der Film lässt nicht nur Motorradfans gebannt mit den Haudegen des Motorradsports mitfiebern.

 

  • Hart am Limit - Isle Of Man Tourist Trophy (UK 2010)
  • Regie: Richard De Aragues
  • Darsteller: Guy Martin, Ian Hutchinson and John McGuinness 
  • Laufzeit: 100 Minuten
  • DVD-Start: 9. August 2012

 

Alexandra Baumann / Mo, 03. Sep 2012