The Greatest Cheater

Filmkritik: The Greatest Showman
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© Twentieth Century Fox Film Corporation.

Das Musical «The Greatest Showman» erzählt die Lebensgeschichte des Kuriositätenkabinettsgründers P.T. Barnum (Hugh Jackman, «Wolverine»). Dieser stellte Menschen mit verschiedenen Behinderungen und Sonderheiten in seinem Theater aus und machte dadurch gutes Geld. Moralische Überlegungen waren ihm dabei nicht sehr wichtig - dies impliziert das Musical - solange die Kassen klingelten. Und hier fangen die Probleme des ansonsten sehr gut inszenierten Musicals (Songs stammen aus der Feder der Oscar gekrönten «La La Land» Liedermacher) an. Nicht mal der Filmemacher selbst scheint Barnum wirklich zu mögen. Die Story ist hin- und hergerissen zwischen Imagepoliture und Schlammschlacht.

 

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Trotz glücklicher Ehe mit Jugendliebe Charity (Michelle Williams, «Dawson’s Creek») und zwei kleinen Töchtern, wird Barnums Leben von finanziellen Sorgen überschattet. Der umtriebige und risikofreudige Geschäftsmann nimmt daraufhin mit Hilfe eines Betrugs einen Kredit auf und gründet ein Kuriositätenkabinett. Dafür rekrutiert er kreuz und quer wunderliche Personen und hilft hier und da nach, um deren Andersartigkeit noch zu unterstreichen. Wider aller Wille wird das Theater zum Erfolg. Dies befriedigt Barnum, dessen wahre Ambitionen sich als die Anerkennung der feinen Gesellschaft herauskristallisieren, nicht. So organisiert er die erste US-Tour der Swedischen Opernsängerin Jenny Lind (Rebecca Ferguson). Dabei setzt er sein himmlisches Familienleben aufs Spiel.

 

Vergleicht man historische Fakten und Filmdarstellung, wird schnell klar, dass der Film von einem künstlerischen Konflikt heimgesucht wird. Barnums Lebensgeschichte liesse sich ohne Problem in die rosafarbene Kitsch-Symphonie verwandeln, als diese sich der Film in der Werbung anpreist. Zur grossen Überraschung aber, zeigt der Film all die feinen kleinen Widersprüche innerhalb Barnums Biografie und deutet sogar eine Affäre mit Lind an. Dies wirkt aber neben all den zuckersüssen, einschlägigen und zum Mitsingen verleitenden Musicalnummern ein wenig grotesk. Baz Luhrman schaffte es mit «Moulin Rouge» moderne Songtexte und -stile mit einer romantisch-tragischen Geschichte zu vereinen. «The Greatest Showman» probiert hier anzuknüpfen, fällt aber immer wieder auf die Nase, weil Barnum so überhaupt gar nicht liebenswert dargestellt wird. Am Ende wünscht man der Hauptfigur sogar schon die Pest an den Hals. Gut, gibt es dank den singenden Supertalenten Zac Efron, Zendaya und Keala Settle genug liebenswerte Nebenfiguren, die den Film sehenswert machen.

  

 

Ein Tanz am Musicalabgrund. In manchen Szenen zum Himmel hervorragend und in manchen Story-Elementen im Schwefel wälzend, spaltet dieses Musical sicherlich die Geister.

 

  • The Greatest Showman (2017)
  • Regie: Michael Gracey
  • Drehbuch: Bill Condon, Jenny Bicky
  • Besetzung: Hugh Jackman, Michelle Williams, Zac Efron, Zandaya, Keala Settle.
  • Kinostart: 4. Januar 2017

 

Tanja Lipak / Do, 04. Jan 2018