Waren Sie auch schon bei ihm eingeladen? Hmm … wahrscheinlich nicht. Ich glaube, ich, Nick Carraway (Tobey Maguire, «Spider-Man»), bin der einzige Mensch, der jemals zu einer seiner Partys eingeladen wurde. Die anderen kamen einfach, aus ganz New York oder von noch weiter her kamen sie, jedes Wochenende. 

Bild 1: Auf einer Party von Gatsby sind Pausen sehr willkommen: Nick und seine Cousine. / Aber hauptsächlich wird auf einer Gatsby-Party getanzt. (Mit Maus über Bild fahren)

Und da stand ich also. Um mich herum schillernde Kleider, Gelächter, dröhnende Musik und viel Alkohol. Da ich den Gastgeber, Mr. Gatsby (Leonardo DiCaprio, «Django Unchained»), nicht finden konnte, beschloss ich, es der tanzenden Menge gleich zu tun und so trank ich ein Glas nach dem anderen. Ein bisschen angesäuselt versuchte ich herauszufinden, wer und wo Gatsby war. Doch nicht einmal der Barkeeper hatte ihn jemals gesehen und überhaupt erzählte mir jeder etwas anderes über diesen Menschen. Einmal war Gatsby ein Offizier, einmal ein Spion und der Letzte behauptete sogar, Gatsby sei ein Mörder. Als er dann vor mir stand und mich anstrahlte, als sei ich die wichtigste Person auf Erden, fühlte ich mich sofort in seinen Bann gezogen. Von diesem Tag an erzählte er mir alles über sich und doch schien ich nichts zu wissen. Das Einzige, was ich mit Bestimmtheit über ihn sagen konnte, war, dass er, trotz der grossen und gut besuchten Partys, ein sehr einsamer Mensch war. 

Vom Krieg getrennt 

Aus diesem Grund tat ich ihm den Gefallen und lud Daisy (Carey Mulligan, «Drive»), meine Cousine, zum Tee ein und er, Gatsby, sollte ebenfalls kommen. Fünf Jahre lang hatten sie sich nicht gesehen, nachdem Gatsby in den Krieg geschickt wurde. Danach hatte er stets gewartet, gewartet, dass Daisy zu einem seiner Feste erschien, doch sie kam nicht. Nun standen sie wieder Angesicht zu Angesicht voreinander und noch nie hatte ich diesen Gentleman so die Fassung verlieren sehen. Und auch Daisy schien verlegen, wusste nicht, was sie sagen sollte. Da auch ich ein Gentleman war, liess ich die beiden alleine. 

Bild 1: Die schöne Daisy hat Gatsby verzaubert. / Bild 2: I Never Promised You A Rose Garden. Aber einen Wald voller Blumen muss es bei Gatsby schon sein.  

Die nächste Party feierten wir dann zusammen mit Daisy. Auch ihr Ehemann, Tom (Joel Edgerton, «Zero Dark Thirty»), kam mit. Natürlich fiel ihm bald auf, dass Gatsby ihm Daisy wegnehmen wollte. So musste es eines Tages zum Streit kommen, denn beide konnten sie nicht haben.

Ich weiss nicht, wie ich über diese ganzen Ereignisse denken soll. Tatsache ist, dass ich Gatsbys einziger Freund war und er meiner. Und in einer Welt, die sich stets nur um Geld und Spass dreht, ist das schon sehr viel, oder nicht? 

Über den Film

The Great Gatsby ist die Verfilmung des gleichnamigen Buches von F. Scott Fitzgerald aus dem Jahre 1925. Schon einige Male wurde die Geschichte verfilmt und nun hat sich Regisseur Baz Luhrmann («Australia», «Moulin Rouge») an ihr versucht - mit Erfolg. Luhrmann verführt die Zuschauer in die «Roaring Twenties» und rast mit ihnen in Luxuskarossen durch die Strassen von New York. Bei diesem Tempo und der mitreissenden Musik wird wohl niemandem langweilig beim Zusehen, auch wenn der Film mit 143 Minuten eine beachtliche Länge aufweist. Ausserdem ist die gewählte Ich-Perspektive, ausgehend von Nick Carraway, als Erzählstil spannend, weil das Publikum teilweise in seine Gedanken reinhören darf. So erklärt Nick Dinge, die einem als blosser Zuschauer nicht sofort klar gewesen wären oder wirft Fragen auf, auf die er selbst noch eine Antwort sucht.

Auf jeden Fall ist «The Great Gatsby» ein sehr gelungener und würdiger Eröffnungsfilm für das Filmfestival in Cannes.

• The Great Gatsby (USA 2013)
• Regie: Baz Luhrmann
• Darsteller: Leonardo DiCaprio, Tobey Maguire, Carey Mulligan, Joel Edgerton, Isla Fisher 
• Drehbuch: Baz Luhrmann, Craig Pearce
• Dauer: 143 min
• Budget: ca. 125 Mio. $
• Schweizer Kinostart: 16. Mai 2013

Bilder: © 2013 Warner Bros. Ent. All Rights Reserved.