Emma Watson und Co. bestehlen Stars und Sternchen

Movie-Kritik: The Bling Ring
Bildquelle: 
Pathé Films AG

Prada-Kleider, Armani-Jeans, Gucci-Taschen und Louboutin-High-Heels – all dies und vieles mehr stehlen Rebecca (Katie Chang), Mark (Israel Broussard), Cloe (Claire Julien, «The Dark Knight Rises»), Nicki (Emma Watson, «Harry Potter»-Reihe, «The Perks of Being a Wallflower») und Sam (Taissa Farmiga) aus den Häusern der Stars in Hollywood. Aus Langeweile und um ein Teil dieser «Bling, Bling»-Welt zu sein, verschaffen sie sich Nacht für Nacht Zugang zu den Villen der Reichen und Schönen und nehmen alles mit, was nicht niet- und nagelfest ist. Danach gehen sie so richtig feiern und prahlen mit den neuen Accessoires. Natürlich geht das nicht lange gut. Plötzlich steht nämlich die Polizei vor ihrer Tür und die Freunde sehen sich vor dem Richter wieder.

 

 

Bild 1: Party machen mit den neuen Accessoires und alles wird mit Fotos genaustens dokumentiert  /  Bild 2: Was nicht passt oder nicht mehr Trend ist, wird verkauft. (Mit Maus über Bild fahren)

 


Mark versucht die ganze Geschichte einer Psychologin zu erklären und muss im Nachhinein zugeben: Das Ganze war ein grosser Fehler. Er kam eigentlich durch Zufall an die gleiche Schule wie Rebecca und mochte sie von Anfang an. Sie gab ihm das Gefühl toll zu sein, obwohl er sich selbst verabscheute, ja sogar hässlich fand. Plötzlich las er Rebecca aus den News vor, dass Paris Hilton an einer Party in New York weilte und sie fragte ihn, wo sie denn sonst wohne. Mark suchte die Adresse aus dem Internet raus und sie fuhren hin. Rebecca, die selbst Modedesignerin werden wollte, liess einige Designerklamotten mitgehen und wollte sogar den Chihuahua einpacken, was Mark jedoch noch verhindern konnte. Es war ja generell nicht so, dass es im Haus von Paris aufgefallen wäre, dass etwas fehlt. Paris hat Designerkleider und Zubehör im Überfluss.

 

 

 Shopping in den Häusern der Stars wird zur Sucht

 

 

Es war aber nicht das letzte Mal, dass sie dieses Haus aufsuchten. Rebecca erzählte die Geschichte ihren Freundinnen Cloe, Nicki und Sam und auch diese wollten in das Haus einsteigen. Etwa fünf Mal besuchten sie Paris, als diese um die Welt jettete. Damit aber nicht genug: Auch in die Häuser von Megan Fox und Linsey Lohan kamen sie ohne grosse Probleme rein. Zwar sagte Mark immer wieder, dass sie lieber damit aufhören sollten, aber Rebecca war wie besessen. Und sich gegen sie stellen konnte er nicht, er liebte sie schliesslich von ganzem Herzen. Auch Nicki und Sam, die zusammen im gleichen Haus wohnten, kamen von den Shopping-Nächten nicht mehr los. Zwar wurden sie tagsüber religiös erzogen, brachen abends aber ohne schlechtes Gewissen in die Häuser der Reichen und Schönen ein. Für sie schienen die Überfälle Freiheit zu bedeuten, ein Ausbruch aus ihrem öden Alltag. Aus ähnlichen Gründen hatten es alle getan. Es war nicht nur, dass man mit all den teuren Sachen zur Celebrity zu gehören schien, es war ein Kick, ein Abenteuer. Sie konnten nicht einfach aufhören. Und genau das wurde ihnen bald zum Verhängnis.

 

 

Bild 1: Rebecca fühlt sich in den grossen Häusern der Reichen am wohlsten und probiert alles in Ruhe aus.  /  Bild 2: Vor Gericht wird der Bling Ring verurteilt, aber auch berühmt im ganzen Land. (Mit Maus über Bild fahren)

 

 

«The Bling Ring» erzählt die Geschichte von fünf Freunden, die sich mehr für das Leben der Stars und Sternchen interessieren als für ihr eigenes. Sie schwänzen die Schule, um am Strand rumzuhängen und nachts brechen sie in die Häuser berühmter Leute ein, von denen sie wissen, dass sie nicht zu Hause sind. Eine Story, die zwar befremdlich scheint, sich so aber wirklich zugetragen hat. Der Film beruht auf wahren Begebenheiten. Vor einigen Jahren nämlich hielt der «Bling Ring“ die Stars in Hollywood tatsächlich in Atem und sie zitterten um ihr Hab und Gut. Diese Geschichte hat Sofia Coppola («Lost in Translation», «Marie Antoinette») nun verfilmt und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Als Zuschauer identifiziert man sich teilweise wirklich mit den Teenagern, versteht, warum sie diese Dinge tun. Natürlich bleibt ebenfalls ein Rest Unfassbarkeit zurück, weil die Naivität der Diebe für den gesunden Menschenverstand einfach nicht nachvollziehbar ist. Alle fünf Teenager scheinen zu glauben, ihre nächtlichen «for free»-Shoppingtouren können ewig so weitergehen. So geben sie auf Partys mit ihrem Tun an und provozieren regelrecht, dass sie auffliegen.

 

 

Watson begeistert in ungewöhnlicher Rolle

 


Coppola hat sich für den Film tolle, neue Schauspieler wie Emma Watson ausgesucht. Watson bietet den Zuschauern einen extremen Kontrast gegenüber ihren alten Rollen, verliert dadurch aber nicht an Glaubwürdigkeit, sondern lädt zum Staunen ein. Und auch der Rest des Casts geht neben ihr nicht unter. Auch ohne grosse Schauspielerfahrung brillieren sie.


Zwar ist der Film insgesamt unterhaltsam und interessant, trotzdem fehlt ihm eine gewisse Tiefe. Man sieht nur oberflächlich in das Leben der einzelnen Charaktere und nur dank den Kommentaren von Mark erhält man wenigstens ein bisschen Infos über gewisse Beweggründe. Trotzdem kann man während den ganzen 90 Minuten immer wieder herzlich lachen und staunen über die Dreistigkeit der Jugendlichen, was wirklich Spass macht. Ein Feel-Good Movie als Ausklang zum Sommer.

 

 

  • The Bling Ring (USA 2013)
  • Regie: Sofia Coppola
  • Darsteller: Katie Chang, Israel Broussard, Emma Watson, Claire Julien, Taissa Farmiga
  • Drehbuch: Sofia Coppola
  • Dauer: 90 min
  • Kinostart: 15. August 2013

 

Selina Berner / Mi, 14. Aug 2013