Die vier von der Kleinstadt

Kinokritik: Jersey Boys
Bildquelle: 
Warner Bros Ent.

Wer kennt sie nicht? Ob «Sherry», «December 1963» oder «Big girls don´t cry», die Hits der Four Seasons aus den 1960er sind dank ihrem Ohrwurmcharakter auch heute noch allseits beliebt und bekannt. Kein Wunder also, wurde die Bandgeschichte der vier Jungs aus New Jersey in ein Musical verwandelt und am Broadway aufgeführt. Die dritte Etappe der Neuinterpretation ihrer Lieder überrascht da wesentlich mehr. Kein geringerer als Kino-Urgestein Clint Eastwood machte sich daran, das Musical in einen Film resp. ein Filmmusical zu verwandeln.

 

 

 

Sie hiessen «The Variatones», «The four Lovers» und dann irgendwann nach einigen Jahren Bandgeschichte The four Seasons. Sie, dass sind Tommy DeVito (Vincent Piazza), Bob Gaudio (Erich Bergen), Nick Massi (Michael Lomenda) und der Leadsänger Frankie Valli (John Lloyd Young). Vier Jungs aus New Jersey, die sich mit Diebstahl und Konzertauftritten über Wasser hielten, ehe sie ihren ersten Plattenvertrag an Land zogen und Musikgeschichte schrieben. Wie das alles ablief, erzählt der Film. Dabei werden insbesondere die unterschiedlichen Charaktere und deren wiederkehrende Zerwürfnisse untereinander thematisiert. Während DeVito trotz Musikerfolg die Hände nicht von krummen Geschäften lassen kann, Gaudio von weiteren musikalischen Geniewürfen träumt und Valli nur seine Familie zusammenhalten möchte, hat Nick, der introvertierte der Truppe, irgendeinmal genug vom Ganzen. Das Ende einer Erfolgsstory naht.

 

 

 

Clint Eastwood mag auf den ersten Blick eher deplatziert wirken als Regisseur, setzt die Geschichte aber gekonnt um. Insbesondere sehenswert ist dieser Film aufgrund des immer wechselnden Protagonisten. So erzählt immer einer der vier Jungs  die Geschichte für einen bestimmten Teil, wodurch das Ganze ein wenig runder, objektiver und amüsanter wirkt. Dabei wendet sich der aktuelle Protagonist zielgerade in die Kamera und bezieht das Publikum mit ein. Es macht grosse Freude den vier Darstellern zuzusehen, schliesslich wirken sie überraschenderweise sehr harmonisch. Dies ist ein grosser Verdienst, wenn berücksichtigt wird, dass John Lloyd Young seinen Frankie Valli bereits am Broadway verkörperte, einen Tommy-Award einheimste, während der Film für Erich Bergen den Beginn einer vielversprechenden Karriere darstellt. So unterschiedlich die Darsteller sind, so unterschiedlich verkörpern sie ihre Rollen. Umrundet wird das  Vierpacket von glanzvollen Nebenrollen wie bspw. der von Christopher Walken als Gangster Gyp DeCarlo.

 

«Jersey Boys» ist ein melancholischer Blick zurück in eine Zeit in der Popsongs, die Welt regierten. Kein Oscarkandidat, aber auch keine schlechte Option für einen verregneten Sommertag.

 

  • Jersey Boys (2014)
  • Regie: Clint Eastwood
  • Darsteller: John Lloyd Young; Vincent Piazza; Erich Bergen; Michael Lomenda; Christopher Walken
  • Dauer: 134 Minuten
  • Der Film läuft in den Deutschschweizer Kinos.

 

Tanja Lipak / Do, 07. Aug 2014