Die Macht ist erneut stark im Universum
Als der neue «Star Wars» im letzten Dezember mit hohen, wirklich haushohen Erwartungen in den Kinos gestartet ist, war der Impact im Universum riesig. In Zahlen ausgedrückt: über 2 Milliarden Dollar (Stand: April 2016) hat der neue «Star Wars» an den Kassen einspielen können. Bisher sind nur «Avatar» und «Titanic» erfolgreicher gewesen. (Nachtrag bon Mai 2020: Inzwischen führt «Avengers: Endgame» die Rangliste an.) Der Erfolg war aus zwei Gründen nicht so erstaunlich. 1. hat die Sternen-Krieg-Saga sehr viele Fans, die inzwischen Kinder haben, die auch wieder Fans sind und die rein rechnerisch sogar auch schon wieder Kinder haben könnten, die auch Fans sind. Also viele potenzielle Kinogänger - generationsübergreifend quasi. Aber die mobilisiert man nicht so einfach, denn mit Episode I – III hat Erfinder George Lucas viel Porzellan zerschlagen. Darauf einzugehen, würde jetzt aber zu weit führen. Der 2. Punkt ist aber, dass erste Trailer zum neuen «Star Wars»-Film für leuchtende Augen sorgten. Da waren die alten Helden, Han Solo und Chewbacca, und da war wieder so etwa wie das Gefühl von Magie. Es sah also ganz danach aus, als ob die Disney Studios, die inzwischen die Rechte an «Star Wars» bzw. Lucasfilm besitzen, und Regisseur J.J. Abrams viel richtig gemacht hätten.
Eine junge Frau mit viel Macht
Dann war der Tag der Premiere und – hier muss kurz inne gehalten werden. Auch wenn inzwischen viele Millionen Menschen den Film gesehen haben, gibt es bestimmt noch ein paar wenige, die den Film nicht gesehen haben. Daher werden in dieser Besprechung keine wichtigen Informationen zur Handlung verraten und schon gar keine Twists offenbart. Daher nur eine kurze Inhaltsangabe:
Der neue Querkopf im Universum: Kylo Ren. (© Lucasfilm)
Die Schrottsammlerin Rey lebt auf dem Planeten Jakku und merkt nicht, dass sich im Universum eine dunkle Macht formiert. Sie wurde als kleines Kind von ihrer Familie zurückgelassen und wartet auf deren Rückkehr. Der böse Master Snoke versucht derweil zusammen mit dem ehrgeizigen Jedi Kylo Ren «Die neue Ordnung» voranzutreiben. Zu diesem Zweck haben sie einen Todestern gebaut, der als Todeswaffe die Energie direkt aus der Sonne bezieht. Während einer Mission wird ein junger Kampfpilot des Wiederstands, Poe Dameron, gefangen genommen. Allerdings wird er von einem Sturmtruppler befreit und auf der Flucht stürzen die beiden über Jakku ab. Hier kommt Rey ins Spiel. Sie findet den Droiden BB-8, den Dameron losgeschickt hat und folgt ihm bei der Erfüllung seiner Bestimmung. Schnell wird klar, dass Rey keine normale junge Frau ist. In ihr brodelt viel Macht. Noch auf Jakku trifft sie den guten Sturmtruppler und zusammen stossen sie in die Weiten der Galaxie vor.
Viel mehr darf man zur Handlung nicht sagen, sonst ist der Spass für jene, die den Film noch nicht kennen, verdorben und das wollen wir natürlich nicht.
Schauen wir mal, ob denn «Star Wars – Das Erwachen der Macht» den Erwartungen gerecht wird. Wenn in den ersten Sekunden des Films die bekannte gelbe Schrift im All verschwindet und die kultige Musik von John Williams erklingt, fühlt sich das schon sehr stimmig an. Ab dann machen J.J. Abrams und sein Team einen «kleinen» Fehler. Man orientiert sich etwas zu sehr am ersten Film «Star Wars: A New Hope». Die Settings sind zum Teil sehr ähnlich (Wüstenplante, Todesstern) und noch andere Dinge wiederholen sich, aber die würden wieder in den Bereich Spoiler fallen. Andererseits ist diese Entscheidung aber gar nicht so falsch, denn Abrams verneigt sich damit vor dem Werk, das «Star Wars» in der Filmgeschichte darstellt. Hätten Abrams und Drehbuchautor Lawrence Kasdan, der schon beim zweiten «Star Wars»-Film vor rund sechsundreissig Jahren das Buch geschrieben hat, etwas komplett Neues daraus gemacht, wäre der Shitstorm so gross gewesen, dass die ganze Serie wohl für immer einen negativen Touch gehabt hätte. Jetzt ist die Kritik, man hätte das Drehbuch von «A New Hope» genommen und die Namen geändert, nicht mehr als ein laues Lüftchen. Kritik war zu erwarten, denn «Star Wars» hat eine sehr intensive Fankultur. Und ja, vielleicht wurde etwas auf Nummer Sicher gearbeitet, aber dabei darf nicht ausser Acht gelassen werden, dass der Film der Start in eine neue Trilogie ist. Also, gut gemacht.
Rey und der Fan-Liebling BB-8 auf wichtiger Mission. (© Lucasfilm)
Mutig ist allerdings der Cast. Gerade in Zeiten, wo Hollywood nach starken Rollen für afroamerikanische Schauspieler ruft, ist die Besetzung des renitenten Sturmtrupplers Balsam. Aber auch den Film auf die Schultern der jungen Britin Daisy Ridley zu legen, die Rey spielt, war mutig. Beides funktioniert nahezu perfekt und ist ein Versprechen für die beiden Fortsetzungen. Bei der Figur von Ridley spielen dann noch Aspekte der Macht im Universum von «Star Wars» mit, auf die einzugehen einfach noch zu früh wäre, das sie nur angedeutet werden. Es zeigt sich, dass eine endgültige Kritik von «Star Wars: Das Erwachen der Macht» noch schwierig möglich ist, ohne zu viel zu verraten und darum mache ich jetzt ohne viel weitere Analysen Schluss und bewerte den Film mit einem Zitat. Im Film sagt Han Solo zu Chewbacca: «Wir sind Zuhause.» Genauso fühlt sich dieser Film grösstenteils an. Die Magie von «Star Wars» ist wieder intakt.
Begehrte zusätzliche Szenen
Auf der Doppel-Blu-Ray, die der Redaktion für die Kritik zur Verfügung stand, sind einige spannende Extras zu finden. Natürlich in erster Linie die heissbegehrten zusätzlichen Szenen, die den fertigen Film allerdings kaum massgeblich verändert hätten. Amüsant sind sie trotzdem. Dann noch Einblicke in die Arbeit von ILM – Industrial Light & Magic, die für die visuelle Magie zuständig waren, es wird näher auf die Erschaffung einiger Kreaturen eingegangen, die Entwicklung von BB-8 wird thematisiert und man kann das Geheimnis hinter «Star Wars: Das Erwachen der Macht» ergründen. Es ist also einiges für Fans und Filminteressierte geboten.
Die Serie in die fähigen Hände von J.J. Abrams zu geben, war goldrichtig. Der neue «Star Wars» macht richtig viel Freude.
- Star Wars: Das Erwachen der Macht (USA 2015)
- Regie: J.J. Abrams
- Drehbuch: Lawrence Kasdan, J.J. Abrams, Michael Arndt
- Darsteller: Daisy Ridley, John Boyega, Oscar Isaac, Adam Driver, Andy Serkis
- Laufzeit: ca. 135 Minuten
- Verkaufstart: 19. April 2016