Es gibt zwei Arten von Filmen. Jene, die durch klassische Kriterien wie Darstellung, Handlungsverlauf oder Kameraführung im stillen Kämmerchen zu beurteilen sind und jene, bei denen die Reaktion der Fans entscheidet. «Star Wars» gehört zur letzteren Gruppe, weshalb hier auf eine klassische Kritik verzichtet wird. Stattdessen soll über die Erlebnisse an einer Mitternachtspremiere in Bern berichtet werden.

Mehr als eine gute halbe Stunde vor Filmbeginn scheint die Demografie der Besucher im Kinofoyer klar: Männlich, Ende 20/Anfang 30, Herdentier, gutmütig, bevorzugt Bekleidung mit kultigen Motiven. 20 Minuten später hat sich die Demografie komplett geändert: Frauen, Menschen in lustigen Kostümen und Zuschauer mittleren Alters haben sich unter die Besucher gemischt. Der Saal ist so voll, wie nur alle paar Jahre mal wieder. Und das zur Mitternachtsstunde. Mitten in der Arbeitswoche und mitten im Vorweihnachtstress.

Kurz vor Filmbeginn drehen sich die Köpfe nach hinten. Eine Truppe aus perfekt eingekleideten Sturmtruppler, Jedirittern, Vaders und Prinzessinnen hat die letzte Kinoreihe in Beschlag genommen. Mehr und mehr Kinobesucher drehen ihre Köpfe um oder nehmen mit dem Smartphone Fotos auf. Dem Kinopersonal fällt das Treiben auf, die Truppe wird gebeten kurz nach vorne zu gehen und sich dem Publikum zu stellen. Lichtschwerter poppen von überall im Saal auf, während sich die Truppe den Jubelrufen der Zuschauer stellt. Die Stimmung im Saal ist aufgeheizt, aufgeregt und die Leute sind wach!

Als die ersten Töne von John Williams‘ Kultmelodie erklingen und der gelbe Prolog auf der Leinwand erscheint, gibt es kein Halten mehr. Klatschen, Jubelrufe, Lichtschwerter: das Geschehen gleicht eher einer privaten Party als einer öffentlichen Filmvorführung. Es ist der Beginn eines lang, lang ersehnten Wiedersehens. Dies wird in vielen unterschiedlichen Momenten klar. Um dies verständlicher zu beschrieben hier ein kurzer Handlungsbeschrieb:

Das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse kommt ins Wanken, als sich ein junger Jedi-Ritter gegen Luke Skywalker stellt und der dunklen Seite folgt. Das Imperium nennt sich neu «Erste Ordnung» und gehorcht einem Wesen namens Snoke. Luke verschwindet von der Bildfläche, Leia lässt nach ihm suchen. Ihr Pilot Poe freundet sich dabei mit Sturmtruppler Finn an, der die Seiten wechselt und auf Herumtreiberin Rey trifft, die sich ihrerseits wieder mit Poe‘s (welcher mittlerweile als tot erklärt wurde) Kugelrobotereinheit BB-8 angefreundet hat. Der Kugelroboter ist im Besitz einer Karte, die den Aufenthaltsort von Luke enthüllen kann. Luke ist die letzte Chance, um die Ordnung wieder herzustellen. Deshalb flüchten Rey, Finn und BB-8 vor der ersten Ordnung, entwenden aus Versehen den Millennium-Falken als Fluchtfahrzeug und treffen dabei auf Hans Solo und Chewbacca.

Rey und Finn auf der Flucht vor der ersten Ordnung.

Die Chemie stimmt universal. Auf der Leinwand zwischen Finn und Rey, Finn und Poe, zwischen BB-8 und jeder erdenklichen Figur. Und zwischen den neuen Figuren und dem Kinopublikum. BB-8 ist in die Herzen der Zuschauer aufgenommen, wie der Rest der neuen Besetzung. Diese kann den Millennium-Falken als altes Wrack bezeichnen und erhält im Gegenzug Lacher, Freudentränen und Jubelschreie. Egal was uns Regisseur J.J. Abrams vor die Augen stellt, Freude herrscht im ganzen Saal. Kultzitate («Ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache») werden als solche in Nullkommanichts erkannt und gefeiert. Die ganze Vorstellung ist ein voller Erfolg.

Dunkler Jedi-Ritter mit interessanten Familienverhältnissen.

Wie alle guten Dinge, kommt der Film zu einem Ende und begeistertes Händeklatschen setzt an. Die Euphorie ist auch vor dem Kinosaal immer noch spürbar, wo die Besucher zu Lichtschwertkämpfen um halb 3 Uhr morgens ansetzen.

«Star Wars» ist und bleibt die beliebteste «Soap»-Opera der Galaxy und gewinnt mit dieser neuen Trilogie alte und neue Fans im Sturm. Möge die Macht mit euch sein! :-)

STAR WARS VII: The Force Awakens (2015)

Regie: J. J. Abrams

Besetzung: Harrison Ford, Daisy Ridley, Adam Driver, John Boyega, Oscar Isaac, Carrie Fisher

Dauer: 135 Minuten

Die Macht ist ab sofort in euren lokalen Kinos verfügbar.