Der nächste Knüller aus dem Norden.
Ich muss gestehen, als ich die Inhaltsangabe zu «Small Town Killers» gelesen habe, dachte ich « oh nein». Zwei verheiratete Männer wollen ihre Frauen mit Hilfe eines Profikillers umbringen lassen, weil ihnen eine Scheidung zu teuer kommen würde. Die beiden Frauen finden das durch einen unglücklichen Zufall heraus und engagieren eine Killerin. Nach dem Motto: So wie du mir, so ich dir.
Doch dann hat sich herausgestellt, dass es sich bei diesem Film um eine dänische Produktion handelt. Bis jetzt hatte ich noch keinen schlechten dänischen Film gesehen und mit einer Starbesetzung wie dieser (Ulrich Thomsen, Nicolas Bro, Lene Maria Christensen und Mia Lyhne), kann der Film gar nicht schlecht sein. Einzig die Sparte «schwarze Komödie» hat mich bisschen stutzig gemacht. Ich mag düstere Filme, doch in Kombination mit Humor nicht immer. Als ich mir jedoch den Trailer anschaute, habe ich zwei Minuten durchgelacht.
Der Film selber beginnt damit, dass das Ehepaar Ib und Gritt in einer Paartherapie sitzt. Die Therapeutin spielt mit ihren viel zu grossen und lauten Armreifen. Es geht um Sex. Dieses Thema zieht sich durch den ganzen Film: Zum einen um die Männer, die dauerspitz sind, aber keinen Sex mehr bekommen. Zum anderen um die sexuell unzufriedenen Frauen. Die eine möchte gerne Kinder, die andere wird nicht befriedigt. Die Sprache ist vulgär und die Thematik nimmt viel Platz in dieser Geschichte ein.
Da die Männer in ihrem Sexleben so unglücklich sind, möchten sie sich scheiden lassen. Doch da sie die Hälfte ihres harterarbeiteten Geldes abgeben müssten, engagieren sie einen Profikiller aus Russland. Als die Ehefrauen absurderweise erfahren, dass ihre Stunden gezählt sind, lassen sie kurzerhand eine Auftragskillerin aus England einfliegen. Ab da ist das kleine Dorf nicht mehr sicher. Es beginnt ein Katz- und Mausspiel. Es stellt sich einzig und allein noch die Frage: Wer wird eigentlich von wem gejagt? Und wer bringt wen um?
Ich gehe mit geteilter Meinung aus dem Kino. Filme machen können die Dänen. Das steht ausser Frage. Bildausschnitt, Schauspieler, Musik und Stimmung: alles perfekt. Du schaust dir den Film an und bist begeistert von der Bildsprache, der perfekten Bilderwelt und dem Filmrhythmus. Der russische Profikiller Igor (gespielt von Marcin Dorocinski) ist grossartig. Obwohl er dauerbesoffen ist, ist er sofort klar im Kopf, wenn es ums Töten geht. Wenn er im Bild ist, wird gelacht.
Auch die Kombination der leicht hysterischen Hausfrauen mit der abgebrühten, englischen Killerin, die ihre Opfer gerne leiden lässt, funktioniert super und bringt Spass beim Zuschauen. Nach und nach sterben durch unglückliche Zufälle Menschen. Niemand ist traurig. Man hat zwar Mitleid, aber die Morde werden so gut inszeniert, dass am Schluss nur noch das Lachen bleibt.
Doch was hat gefehlt? Nur weil der Mann nicht mehr zum Schuss kommt, gleich die Scheidung eingereicht werden muss, ist sehr melodramatisch. Die Tiefgründigkeit einer bunten Gefühlswelt fehlt. Die Sex-Witze sind teilweise platt und überspitzt. Der Film arbeitet mit vielen Figurenklischees wie beispielsweise dem Russen, der dauernd Vodka trinkt, oder einer Engländerin ohne Herz. Die Ehemänner, die durch Schwarzgeld zwar viel Geld verdienen, jedoch während des ganzen Filmes dieselbe Arbeitskleidung tragen. Im Kontrast dazu stehen die Frauen, die das Geld für auffällige Kleider und teure Autos ausgeben. Auch die inhaltliche Erzählweise ist nicht neu.
Eine schauspielerische Topleistung und eine makellose Inszenierung machen die dünne Story dennoch sehenswert.
- Small Town Killers (Dänemark
- Regisseur: Ole Bornedal
- Produzent: Peter Bose, Jonas Allen
- Besetzung: Ulrich Thomsen, Nicolas Bro, Lene Maria Christensen, Mia Lyhne
- Laufzeit: 90 Minuten
- Kinostart: 06. Juli 2017