Das Wunderpferd
Der blutjunge Albert beobachtet auf einer Weide die Geburt eines Pferdes. Sofort verliebt er sich in das Fohlen und ist überzeugt, es sei ein besonderes Pferd. Wenig später lässt sich ein armer Bauer bei einer Pferdeauktion zum überteuerten Kauf eines Pferdes hinreissen. Sein Sohn Albert erkennt sofort, was es für ein Pferd ist, versucht das Tier zu erziehen und schafft, was unmöglich scheint. Er zähmt das Vollblut, tauft es Joey und bringt ihm bei, sich zum Pflügen einspannen zu lassen.
Bild 1: Joey und Albert. / Bild 2: Wie Albert sein Pferd bekam. (Mit Maus über Bild fahren)
Dann bricht der erste Weltkrieg aus und die beiden werden getrennt. Capitan Nicholls, der Joey übernimmt, verspricht Albert, dass er auf ihn aufpassen wird und das tut er auch. Bis er im Krieg fällt. An dieser Stelle begleitet die Geschiche längst Joey durch die Wirren des Kriegs. Joey bleibt am Leben. Er trifft auf Günter und Michael und begleitet die beiden deutschen Kriegsverweigerer, bis sie geschnappt und erschossen werden. In der Mühle, in der die zwei Brüder erwischt wurden, findet Emily den armen Joey. Doch auch ihr wird das Tier weggenommen und vor Kanonen gespannt. Die Kanonen werden platziert und beschiessen eine Stadt. Die Kugeln dienen als Perspektivewechsel, denn bombadiert wird Albert, der inzwischen ebenfalls im Krieg ist. Die Geschichte verbinden nun langsam die Erlebnisse von Albert im Schützengraben mit jenen von Joey.
Ein Blick des Tieres spricht Bände
Ein grosses Problem, das der Film hat, ist, dass der Krieg zwar grausam sein soll, aber dargestellt wird er in etwa so unblutig wie die Schlachten in der ersten «Narnia»-Verfilmung. Allerdings ist «War Horse» klar ein Märchen, also per se blutarm. Das merkt man schon an den glücklichen Fügungen, die Joey mehr als einmal vor seinem Schicksal retten. Das zweit Manko des Films ist, dass er kaum Gelegenheit bietet, sich mit den Figuren zu verbinden. So tut es kaum leid, als Emily ihr Pferd verliert oder Albert mit viel Mühe den Acker gepflügt bekommt. Der Film stellt seinen Hauptdarsteller, das Pferd, so massiv in den Vordergrund, dass die Menschen ein wenig zurückstehen müssen. Ein Glücksgriff ist hingegen das Pferd. Manchmal spricht ein Blick des Tieres Bände. Etwa wenn er sich für ein anderes Pferd vor den Karren spannen lässt und ihm dann nachschaut als hätte er die Schrecken des Kriegs in seiner ganzen Grausamkeit verstanden.
Bild 1: Joey als Jungpferd mit seiner Mutter. / Bild 2: Emily mit den gefundenen Pferden.
Spielberg mag Kriegsszenen, das ist kein Geheimnis, aber hier sind einige Kriegsszenen deutlich zu lang und das verbrauchte Zelluloid hätte gut zur Empathie mit den Figuren beigetragen. Auch wenn die Ästhetik toll ist und keine Bildkomposition langweilig wirkt, etwa wenn zu Kriegsbeginn die Reiter durch ein Weizenfeld angreifen, so schafft die auf die Stimmung der grossen Filmeben gestylte Stimmung doch nicht, über die Mangel der Story hinwegzusehen. Spielberg wollte ein Epos à la «Vom Winde verweht», was die Schlusssezene ganz deutlich impliziert, und schafft «nur» ein starkes Filmdrama, das durch seine handwerklich tolle Machart über einige Schwächen hinweghelfen kann und so über die volle Länge sehr gut unterhält. Zu überraschen vermag «War Horse» zwar nicht, dafür ist er zu vorhersehbar. Denn die dichte Inszenierung und die stringente Erzählweise halten die Geschichte zwar nie unnötig auf, lassen aber auch keinen Zweifel über den Verlauf der Story. Das gewünschte Kriegsepos in der Tradition von «Vom Winde verweht» ist es aber nicht geworden, dafür wollte Spielberg viel zu viel auf einmal.
- War Horse (USA, 2011)
- Regie: Steven Spielberg
- Darsteller: Jeremy Irvine, Emily Watson, Peter Mullen, Niels Arestrup
- Laufzeit: 146 Minuten
- DVD-Start: 16. August 2012
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