Piraten entern das KKL

Hauptprobe von «Pirates of the Caribbean»
Bildquelle: 
© Disney/KKL Luzern/21CO

Text von Patrick Holenstein und Tamara Lipp

 

Der Grundstein für die imposante Welt, deren Tore im Dezember im KKL Luzern geöffnet wird, wurde 2011 mit der Aufführung des ersten Teils der Blockbuster-Serie «Pirates of the Caribbean» gelegt. Die Begeisterung des Publikums brachte die drei Partner KKL Luzern, 21st Century Symphony Orchestra und The Walt Disney Company zum Schluss, einen Schritt weiter zu gehen. Die Inszenierung des zweiten Teils sollte einen Eventcharakter bekommen. «Wir haben über ein Jahr mit der Planung verbracht», erklärt Stephanie Hug, die als Junior PR-Managerin bei Disney arbeitet und stark in die Planung für die Live-Interpretation von «Pirates of the Caribbean – Dead Men’s Chest» involviert war. «Jetzt sind wir auch froh, dass es los geht», fügt sie lächelnd hinzu. 

 

Skizze des Empfangsbreichs.

 

Zuerst betreten wir eine Landkarte, die sich irgendwann in einem 90°-Winkel hebt und so den Eintritt in die East India Trading Company freigibt. Kenner der Film-Quadrology wissen, dass die Company von einem etwas aristokratischen, englischen Stil bestimmt wird. So ist auch der Saal, in dem die Besucher sich zu einem Apero einfinden, sehr stilvoll, aber kühl gehalten. Die dominierende Farbe ist weiss. Sogar Szenenbilder aus dem Film sind als dreidimensionale Scherenschnitte an den Wänden arrangiert. «Die Lösung mit den Bildern hat sich so ergeben, weil das Mutterhaus von Disney mit den Bildrechten etwas Schwierigkeiten gemacht hat», erklärt Stephanie Hug. Die elegante Lösung wirkt aber wunderbar und passt zum Stil des KKL. Bei der Einrichtung wurde sehr viel Wert auf Detailtreue gelegt. So stehen auf einem Tisch verschiedene Gegenstände, wie eine Flasche Rum, eine Waage oder alte Bücher mit Szenenbildern. Wer später den Film aufmerksam schaut, wird einige der Dinge in ähnlicher Weise wiederfinden. Der Zugang zum Speisesaal wird hier noch von einer grossen antik wirkenden Karte verdeckt. Roger Krüttli, von der Agentur kwerk in Baar, ist der Creative Director der Inszenierung und für ihn ist der Gang durch die Karte als Konzept gedacht. 

 

Vier Motoren straffen den Kompass

 

Beim nächsten Schritt in den nicht wieder erkennbaren Luzerner Saal erklärt uns Krüttli: «Wichtig war es für uns, den Spagat zwischen der modernen Architektur des KKL und der dreckigen Filmwelt zu machen.» Ein Blick in den imposant gestalteten Raum genügt, um zu verstehen, was er meint. An den Wänden sind lange Leinwände gespannt. Durch stilvolle Projektionen wird dem Saal ein pirateskes Flair verliehen. «Die Motive sind selbst gezeichnet und bewusst rau gehalten», betont Krüttli. Die Animationen sind eindrucksvoll und warten auch noch mit einigen Überraschungen auf. Zur Decke hin bilden die Leinwände einen Bogen, ähnlich einem Globus, der über den Esstischen hängt. «Die Motoren straffen die bedruckte Leinwand des Kompasses», erzählt uns Roger Krüttli. Der Saal bietet Platz für bis zu 400 Menschen. Sie werden nach allen Regeln der Kunst von Christian Iten, dem Executive Chef des KKL und Besitzer von 15 Gault Millau Punkten, verwöhnt. Ziel der ganzen Inszenierung ist es, den Leuten nicht nur einen Film zu zeigen, sondern ein Eintauchen in die Piratenwelt zu ermöglichen. 

 

Der imposant dekorierte Luzernersaal.

 

Dann werden wir in den Konzertsaal gebeten, es ist Zeit für den Film. Der Konzertsaal ist unverändert, also nicht dekoriert, aber nicht minder überwältigend, und das 21st Century Symphony Orchestra ist beeindruckend gross. Das bis zu 90-köpfige Orchester ist weltweit angesehen. So bezeichnet es Randy Newmann, der die Titelmusik zum Pixarfilm «Toy Story» geschrieben hat, «für die Aufführung von Filmmusik als eines der Besten auf der Welt». Bei der Hauptprobe herrscht noch ein lockerer Umgang. Das Orchester sitzt in bequemer Kleidung unter der grossen Leinwand und auch Chef-Dirigent Ludwig Wicki ist gut aufgelegt. Sehr ernst genommen wird hingegen die Musik. Sobald der Film läuft, sind alle 100%-ig bei der Sache. Die Probe verläuft ohne nennenswerte Zwischenfälle. Einmal wird der Film gestoppt, aber niemand weiss so genau wieso. Damit so eine Idee umgesetzt werden kann, gilt es einige Klippen zu umschiffen. Primin Zängerle, der Präsident des Orchesters, hatte schon früh Kontakt mit Disney und auch zum Büro von Hans Zimmer, der die Filmmusik komponiert hat. «Man macht ja eine Rekonstruktion des Soundtracks», erklärt er und führt weiter aus, dass er die Partituren von der Disney Concert Library bekommen habe. Damit war es aber noch lange nicht getan. 

 

Time-Codes als Hilfe für den Dirigenten

 

«Die Musik im Film stimmt wegen des Schnitts nicht mit den Partituren überein», sagt Zängerle. Für ihn bedeutete das, dass eine eingehende Beschäftigung mit dem Film sowie den Partituren erforderlich wurde. Schliesslich ist die Filmmusik ein elementarer Bestandteil. Von dieser Herausforderung können wir während der Vorstellung nichts mehr hören. Da passt alles. Aber wie wird denn genau vertont, wenn beide Faktoren zusammenstimmen? «Der Dirigent hat vor sich einen kleinen Monitor, auf dem er den Film und die Time-Codes sieht», erklärt Zängerle. Das heisst also, dass der Dirigent über dem Film jeweils einen weissen Balken sieht, der ihm genau zeigt, wann ein musikalischer Einsatz erforderlich ist. Da die Medienleute sich auf dem Balkon frei bewegen konnten, war dieses Zusammenspiel zwischen Monitor und Orchester sehr schön zu beobachten. Bei der Hauptprobe hat das Orchester schon unter Beweis gestellt, dass alle Beteiligten die Herausforderung, die eine Live-Vertonung mit sich bringt, bestens gemeistert haben. Nur die Dialoge gingen gelegentlich im Klang des Orchesters unter. Aber genau um solche Dinge zu erkennen, macht man ja Hauptproben.  

 

Der Film wird im Konzertsaal gezeigt. Unter der Leindwand sitzt das Orchester.

 

Als wir das KKL verlassen, sind wir schwer beeindruckt. Am gesamten Konzept ist schnell zu erkennen, dass hier Leute mit viel Leidenschaft etliche Stunden an Zeit und Planungsarbeit investiert haben, damit einige tausend Leute in den Genuss einer durchwegs gelungenen Inszenierung kommen. Bei der Hauptprobe wurde bereits klar, dass das Konzept weit über den Film hinaus geht und der Fokus auf einer ganzheitlichen Kombination aus Erlebnisgastronomie, mit passendem Ambiente, und hochwertigem Filmgenuss angelegt ist. 

 

«Pirates Of The Caribbean - Dead Man’s Chest» kann mit Abendessen oder ohne gebucht werden und wird noch an folgenden Daten aufgeführt:

 

• Sonntag, 9. Dezember 2012, 18.30 Uhr
• Donnerstag, 20. Dezember 2012, 19.30 Uhr
• Freitag, 21. Dezember 2012, 19.30 Uhr
• Samstag, 29. Dezember 2012, 19.30 Uhr
• Montag, 31. Dezember 2012, 20.30 Uhr - SILVESTER-GALA

 

Tickets gibt es nur noch wenige bei artproductions.ch

 

 

Alle Bilder: © Disney/KKL Luzern/21CO

Patrick Holenstein / Mo, 03. Dez 2012