In den Gassen, Katakomben und Gruften: Hier lässt es sich zu Halloween gut gruseln
Wenn der Herbst seinen samtig-kühlen, Mantel über die Welt wirft, die Blätter langsam zu Boden tanzen und die Tage spürbar kürzer werden. Wenn sich der Nebel morgens stimmungsvoll durch die Strassen und zwischen den Häusern hindurch suppt und abends schwummrige Lichter die Gassen erhellen, hält die Zeit des wohligen Gruselns wieder Einzug. Passend zur morbiden Stimmung rund um Halloween haben wir drei Tipps, um im weitesten Sinne in gruselig-düstere Stimmung zu kommen. Und was wäre da naheliegender als der Besuch auf einem Friedhof. Ein Friedhof als Empfehlung könnte für manche etwas morbide daherkommen. Aber darum geht es an Halloween doch gerade.
Im Jahr 1877 eröffnet ist der Friedhofs Sihlfeld die grösste Begräbnisstätte in der Stadt. Auf einer weitläufigen Fläche von 290 000 Quadratmetern vermischen sich hier Historie und Vergänglichkeit. Mittels eines Audioguides können interessierte Besucherinne und Besucher in die Welt der Toten eintauchen.
Zwischen Gräbern und Gruften
Nicht zuletzt ist der Friedhof Sihlfeld auch die letzte Ruhestätte so mancher berühmter Persönlichkeiten. Henry Dunant etwa, der das Internationale Rote Kreuz gegründet hat. Oder Johanna Spyri, die Heidi literarisch auferstehen liess, sowie ihr Kollege Gottfried Keller. Aber auch Stadt Zürcher Legenden wie Emily Lieber- herr, die hart für das Frauenstimmrecht gekämpft hat, oder FCZ-Spieler und Nati- Trainer Köbi Kuhn. Gut möglich also, dass sich bei einem abendlichen Spaziergang über den Friedhof der Geist der Ge- schichte auf dem Gelände ausbreitet.
Wer bei Nacht einen Abstecher auf den Friedhof Sihlfeld wagt, dem ist eine gruselige Stimmung, die für kribbelnde Gänsehaut sorgt, gewiss. Nur schon das eindrückliche Eingangsportal beim Sihl- feld A wirkt wie eine überdimensionale Gruft. Wednesday aus der gleichnamigen Netflix-Serie hätte mit Sicherheit diebisch viel Freude daran.
Betritt man den historischen und be- rühmten Friedhof bei Einbruch der Däm- merung, dürfte die einsetzende Dunkel- heit gerade auf die Bäume und Gräber zugreifen. Und so braucht man schon bald ein Licht, eine Kerze vielleicht, um sich zwischen den Gräbern zurechtzufin- den. Vielleicht ist das leise Knacken links vorne oder das kaum wahrnehmbare Rauschen nebenan einer der grossen Na- men, der gerade beobachtet. Und viel- leicht hält das wohlige Gruseln beim Ver- lassen an, wenn der Weg zurück in Rich- tung Stadt führt.
Grusel-Gang durch die Geschichte
Inmitten der Altstadt liegt ein Geheimnis verborgen. Versteckt hinter einer un- scheinbaren Holztüre offenbart sich ein Kapitel von Zürich, das leicht morbide, aber durchaus spannend ist. Leicht zu übersehen öffnet die besagte Türe an der Schifflände ein Tor in die Vergangenheit.
Hier befindet sich der Eingang zum Ehgraben. Ab dem Spätmittelalter bis zur Kloakenreform von 1867/68 wurden dort Küchenabfälle und Exkremente der Zürcherinnen und Zürcher aus den Häusern in eine offene Latrine gekippt. Erst mit der Reform wurden Kanalisati- onsrohre in den Boden verlegt. Nach dem ersten Weltkrieg wurde das bis heute gebräuchliche Schwemmsystem übernommen.
Steht man im steinigen Kanal und lässt sich die Funktion dieser histori- schen Baute durch den Kopf gehen, fasziniert und stösst es zugleich ab. Man hat wirklich einst einen Strom an Fäkalien zwischen den Häusern fliessen lassen. Fast glaubt man den Geruch in der Nase zu riechen. Vermutlich reicht die Vorstellungskraft nicht annähernd aus, um den tatsächlichen Duft zu erahnen. Wie viele Menschen wohl in diesem Graben ihr braunes Grab gefunden haben? Spukt vielleicht sogar der eine oder andere Geist hier unten herum? Zeichnungen deuten aber darauf hin, dass niemand so leicht in den Graben plumpsen konnte. Da wurde schon auf Sicherheit geschaut. Aber es passt allemal zu Halloween.
Man kann den Ehgraben aber auch neugierig begehen, sich an den Infotafeln schlaulesen und vom interessanten Gefühl, unter den Häusern des Niederdorfs zu schlendern, begeistern lassen. Egal, ob man sich sanft gruseln oder lieber ein Stück Zürcher Geschichte sehen will, der Ehgraben ist ein Besuch wert.
Der Schlüssel, der die Tür öffnet, kann kostenlos im Stadthaus am Schalter S ausgeliehen werden. Aber Vorsicht: Der Ehgraben ist nichts für schwache Nerven. Da der Graben teilweise nur 40 Zenti- meter breit ist, ist ein Besuch nichts für Menschen mit Platzangst.
Kirche, Krypta und Gebeine
Nur wenige Meter vom Ehgraben ent- fernt, auf der anderen Seite der Limmat, befindet sich unter der Fraumünster- kirche eine Krypta. Die uralten Mauern zeugen von einem Stück Zürcher Ge- schichte. Man kann zwischen den Ruinen durchlaufen und diese genau betrachten. Flankiert wird das geschichtsträchtige Mauerwerk von aufschlussreichen Doku- menten und Infotafeln. So erfährt man wie bei Bauarbeiten zur Jahrtausend- wende von 1900 unter dem Chor der Kirche Mauerreste einer Krypta gefunden wurden. Deren Entstehung dürfte irgend- wann auf das 9. Jahrhundert datiert sein. Ursprünglich wurden in der Krypta Gebeine wichtiger Persönlichkeiten und Reliquien aufbewahrt. Dieser Geschichte widmet sich die multimediale Aus- stellung in den hell gestalteten Katakom- ben unter der Kirche.
Kostenpunkt für einen Besuch in der Krypta sind 5 Franken. Und wenn man sowieso schon in der Fraumünsterkirche ist, bietet sich auch ein Abstecher zu den weltberühmten Kirchenfenstern von Marc Chagall an, die unmittelbar neben dem Eingang zur Krypta-Ausstellung zu finden sind.
Schaurige Spannung zu Halloween
Wer rund um Halloween dem Spuk in Zürichs Altstadt Gassen entfliehen und stattdessen dem Herbstblues passender- weise mit Horrorfilmen frönen möchte, sind Klassiker wie «Der Exorzist», «Das Omen» oder «Halloween» eine sicherer Grusel-Garant. Und auch bei «Die Schlange im Regenbogen», wo Zombies und lebendige Tote auf Voodoo- Kult treffen, ist das Grauen garantiert. Schaurige Spannung versprechen aber auch neuere Filme wie etwa «Hereditary», «Talk To Me» oder «Der Babadook». Wer hingegen lieber Serien mag, kann «Wednesday» bei der Auflösung einer Mordserie, die eine ganze Stadt in Schrecken versetzt, begleiten. Oder aber in «Brand New Cherry Flower» einer Filmemacherin auf ihrem Pfad der Rache folgen.
Ob nun hinter verschlossenen Türen oder aber auf Zürichs Friedhöfen: Wer sich rund um Halloween gruseln will, wird zweifelsohne auch diesen Herbst Wege finden, um auf seine Kosten zu kommen.
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* Dieser Artikel ist Teil einer Textpartnerschaft mit den Loaklzeitungen von zuerich24.ch.