Wie dunkel ist der Mond?
Schon das Cover macht deutlich, wo man sich befindet. Eine venezianisch anmutende Maske liegt auf der dunklen Seite des Mondes. Klassischer Stoff versus Dark Side of the Moon? Vom Debüt von The Moonling darf also ein Ungetüm zwischen Theatralik und den eigenen Helden erwartet werden.
Der Opener «Anima Maris» bricht zwar kurz mit den Assoziationen, reisst in nautische Tiefen und empfängt mit Sonarklängen und Walgesängen. Als aber Neil Armstrongs geschichtsträchtigen Worte vor dem ersten Schritt auf dem Mond erklingen und die Gitarre in schönster Pink-Floyd-Dark-Side-Of-The-Moon-Manier klimpert, ist man bei «Brain Damage» und die Welt, oder immerhin deren Trabant, scheint wieder in bester Ordnung. Zurücklehnen und schauen, wohin die Reise geht.
Eklektisches Mosaik
Und die Reise führt durch ein turbulentes Debütalbum. Die junge Zürcher Band The Moonling hat sich viel überlegt, sehr viel Energie in das pointierte Songwriting gesteckt und sie bekennt sich zur Länge. Nur ein Song streift knapp die populäre Länge von unter vier Minuten. Vielmehr suhlt man sich genüsslich in langen Instrumentalparts. Die Texte stammen allesamt von Sebastian Möhr. Der theateraffine bekennende Pink-Floyd-Fan nutzt verschiedene Sprachen für die gelegentlich kryptischen Texte. Ein Konzeptalbum ist «iMask» zwar nicht, aber ein Konzept steckt deutlich hörbar dahinter. Und wenn es nur die Referenzen an die eigene Begeisterung für Kultur sind – die Details verraten viel und wenig. «Welcome To The Show» manifestiert sich als Bastard aus Zigeunermusik aus dem Balkan und Queens «Innuendo», während «Feverdance» wie eine Referenz an den film noir klingt, aber feine Background-Vocals in breitem Wiener Dialekt birgt, womit unweigerlich die Stimmung von «The Third Man» im Gedächtnis flackert. Gewollt? Unbewusst? Das ist das Reizvolle am Debüt von The Moonling. Man weiss es schlicht nicht und das vielschichtige Album lädt zur Entdeckung und Interpretation ein.
Vielleicht muss man sich aber auch von der theatralischen Inszenierung lösen und die Platte musikalisch als eklektischen Flickenteppich betrachten, der sie eigentlich ist. Und vielleicht muss «iMask» auch als feine Referenz zu Brecht verstanden werden, der sein Publikum in die Vorstellungen integriert hat. Die Platte lässt sich zwar mühelos zur Unterhaltung hören, aber besonders spannend ist es, sich auf die Spur der Gedanken hinter den Worten und unter der Musik zu machen und sich das Mosaik selbst zu zimmern. Brecht hätte seine Freude gehabt.
Alle Infos zur Band gibt es auf der Website von The Moonling.