Tight Clique öffnen ihr düsteres Paradies
Startet man ohne Vorwissen in das neue Album der Dresdner Band Tight Clique, öffnet sich ein eklektischer Kosmos, ein Reich voller Sounds, ein lebhaftes Klanggemälde mit düsterer Note. Unmittelbar nimmt einen die Band an der Hand, führt durch ihre Welt, inszeniert sich aber nicht unnötig geheimnisvoll. Rasch ist klar, wo man sich befindet, nämlich auf einem satten Fundament aus Alternative Sound mit gutem Drive. Die Basis ist als klar. Abgeschmeckt wird die dicht aufgebaute Klangwand durch Genre-Einflüsse aus Metal, Elektro, Punk sowie etwas Trap und Hip Hop. Klingt nach viel und könnte leicht überambitioniert sein, funktioniert im konkreten Fall von Tight Clique aber knackig gut.
Schon «Paradise» als Opener zeigt die Marschrichtung. Die Gitarren röhren, das Schlagzeug treibt den Song an und der Gesang pendelt teilweise in ein Schreien und doch erweist sich der kraftvolle Mix als bestens arrangiert. Man fragt sich, wie der Song wohl live abgehen würde. Der Song ist zudem ein Feature mit Erk Aicrag, dem Sänger der mexikanischen Band Hocico, der sich hier mit Moritz beim Gesang abwechselt. Das Spiel mit der hellen Stimme von Moritz und dem dunklen Organ Aicrags erzeugt eine wunderbar gegensätzliche Wirkung.
Effektives Spiel mit der Dynamik
«I Feel Wasted» wirft eine gute Portion Linkin Park und viel Green Day in den Schmelzofen, heizt kräftig ein und verlässt sich beim Resultat wie selbstverständlich auf den treibenden Beat. Sehr geschickt streuen Tight Clique aber leise Momente in den Song, lassen sogar für den Bruchteil eines Augenblicks alle Instrumente schweigen. Das ist ein äusserst effektiver Move, der das Spiel mit der Dynamik antreibt und den Song lebendig macht.
Tight Clique - «I Feel Wasted»
Bei «Hot in Hell» haut der Schlagzeuger in die Felle, was seine Arme hergeben, kitzelt aus dem Instrument, was die Akustik erlaubt, und jagt eine Salve nach der anderen in den Raum. Dieses Tempo zieht er konsequent durch. «Gasoline» umweht ein Hauch von Garage, «Your Values» reizt das Spiel mit den Dynamiken nochmals richtig aus, flirtet dabei etwas mit Pop, «Pressure» ist eine düstere Ballade und «Error» lässt als Outro das Album schliesslich entspannt und irgendwie gelassen ausklingen.
Gute künstlerische Entscheidungen
Tight Clique bleiben im Herzen gradlinige Rocker, zwar mit einem klanglich düsteren Herzen, aber nicht so dark wie es der Albumtitel suggeriert. Das variantenreiche Spiel mit den Rhythmen steht dem Trio ausgesprochen gut und man bekommt über die Platte hinweg gehört den starken Eindruck, dass die Band viel Spass beim Songwriting und bei den Aufnahmen für «Dark Paradise» hatte. Futuristisch sollte der Sound werden, ist oft zu lesen. Dieses Ziel haben Tight Clique durchaus erreicht. Die düsteren, teils von Hip Hop oder Trap gestreichelten Nuancen verleihen der Musik eine besondere Note, quasi eine Art Visitenkarte. Die Band hat sich offen hörbar konkrete Gedanken gemacht und – so wirkt «Dark Paradise» - künstlerisch einige gute Entscheidungen getroffen.
«Manchmal ist Musik der einzige Weg unsere innersten Gefühle auszudrücken und das dunkle Paradies in einem Selbst zu erkunden», schreiben Tight Clique gleich selbst und unterstreichen somit den Eindruck eines Albums, das sich nicht vor emotionalen Themen scheut. In die Tiefen der menschlichen Seele sei man gestiegen, um Emotionen zu wecken und zur Reise zu sich selbst einzuladen. Tight Clique haben sich für den Zweitling «Dark Paradise» ein Konzept zurechtgelegt und sind diesem in musikalischer Sicht zielstrebig gefolgt. Die Songs erlauben aber durchaus eine individuelle Interpretation. Vielleicht rundet genau dieser Aspekt das Album ab.
Tight Clique klingen wild, teilweise roh und wuchtig, aber sie erlauben sich ruhige Momente der Reflexion und bieten ein Album, das viel Fleisch am Knochen hat.
- Band: Tight Clique
- Aktuelles Album: «Dark Paradise»
- Genre: Alternative, Rock, Metal, Hip Hop, Trap
- Veröffentlichung: Bereits im Handel
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