Lana Del Rey verliert sich mit der neuen Platte
Es ist längst kein Geheimnis mehr, das zweite Album kann eine grosse Hypothek sein. Gerade, wenn das Debüt ein internationaler Erfolg war. Lana Del Rey kam damals wie aus dem Nichts, tauchte mit bewusst auf Retro gemachten Videos und einem lasziven Gesang im Internet auf und war schnell vom Geheimtipp zur Hitparadenstürmerin mutiert. Da muss ein zweites Album nachkommen, bevor das Interesse abklingt. So weit, so legitim, aber leider hat dann das neue Album auch einen bittern Nachgeschmack von Schnellschuss.
Natürlich ist es schwierig nachzuvollziehen, wie lange tatsächlich an «Ultraviolence», wie Lanas zweite Platte heisst, gewerkelt wurde. Dass sie schlecht produziert wurde, lässt sich auch nicht sagen. Die Stimme ist satt im Zentrum, drum herum mal mehr und mal weniger greifende Musik, aber immer mit viel Retro-Zuckerguss. Es scheint, als ob sich Lana Del Rey und ihre Produzenten in einer klebrigen und zuckergeschwängerten Blase in der Vergangenheit befunden hätten, denn die Songs haben allesamt wenig von der melancholischen Leichtigkeit der ersten Platte. Im Gegenteil. Abgesehen von wenigen Ausnahmen ist «Ultraviolence» in viel zu dichten Sounds gefangen. Nur schon die Stimme von Lana Del Rey hätte den einen oder anderen Effekt weniger ganz gut vertragen.
Erst die aktuelle Single, «West Coast», vermag den honigsüssen Tenor zu brechen. Wirkt etwas reduzierter und bedachter komponiert und das schafft die Single bis etwa zur Hälfte aufrecht zu erhalten, dann bricht das Gebilde wieder in sich zusammen und versinkt in der gleichen übertriebenen Soundmasse wie der Rest der Platte. Nicht ganz, denn da ist ja noch «Money Power Girl». Der Song ist die Überraschung der Platte. Er fängt mit der subtilen dunklen Melancholie an, die schon «Video Games» hatte und statt in der zweiten Hälfte erneut in den Einheitsbrei zu verfallen, zollt Lana Del Rey hier einem hörbarem Vorbild Tribut. Nämlich Kate Bush.
Der Rest der Platte ist wie gehabt, fast schon langweilig und quält sich zäh aus dem Kopfhörer. «Ultraviolence» ist Lana Del Rey nicht gänzlich misslungen, aber an die erste Platte kommt sie längst nicht ran. Sie schafft es einfach nicht, auf der musikalischen Grundlage der ersten Platte aufzubauen. Zu sehr verliert sie sich in von Effekten getriebenen Säuseleien. Dazu fehlen markante und starke Songs wie «Blue Jeans» oder «Summertime Sadness». Schade, aber den Kopf nicht hängen lassen, denn es konnten schon ganz andere nicht an das erste Album anknüpfen.
Lana Den Rey - «West Coast»
- Künstlerin: Lana Del Rey
- Album: Ultraviolence
- Verkaufsstart: 13. Juni 2014