Kummerbuben besingen die düstere Welt
Mit einer herrlich satirischen Hymne auf Freunde fängt die vierte Platte der Kummerbuben an und holt einen sofort ab. «Fründe, si die wo eim am Grab es Cherzli azünde», heisst die Quintessenz in den Lyrics zum Opener «Fründe» und damit bringen die Kummerbuben ihre Stärken schon auf den Punkt. Es ist dieser düster-optimistische Blick auf das Leben, der die Band aus Bern so einzigartig macht. Noch immer schwingt Polka mit, trampelt Tom Waits wacker durch die markant mit gezielt gewählten Worten illustrierten Welt, aber man hat die Anfänge doch hinter sich gelassen.
Gestartet sind die Kummerbuben einst als Band, die Schweizer Kulturlieder mit neuem Leben erwecken wollten. Das ist ihnen auf dem Debüt 100%ig gelungen und hat eingeschlagen wie eine Bombe. Doch inzwischen sind sie vom Konzept etwas abgewichen und komponieren eigene Songs. Dem morbiden Stil zwischen Waits und Nick Cave sind sie aber treu geblieben. Die zwölf Songs auf dem neuen Album «Dicki Meitschi» sind voller bitterschwarzer Ironie, erzählen vom Abschaum an der Hodlerstrasse in Bern, beleuchten den modernen Zombie, also den Menschen, der sich selbst nicht lieben kann und das Leben darüber zu leben vergisst, und verarbeiten wahre Begebenheiten zu cleveren Songs, wie in «Radmueterschlüssu». 08/15 sind die Kummerbuben in keinster Weise. Waren sie nie, werden sie wohl auch nie sein. Das haben sie nicht nötig, dafür sind sie zu gut und das schulden sie ihren Wurzeln im traurigen Blues.
Einst als Coverband von Tom Waits gestartet, können sich die fünf Jungs um Simon Jäggi, den Sänger mit der markant-kratzenden Stimme, nicht vom grossen Vorbild lösen. Was macht man also, wenn man in dieser Situation ist? Man benutzt die grosse musikalische Liebe als Einfluss und entwickelt liebevoll eine Symbiose aus tragisch-epischen Musikwelten und Texten über das Leben in all seinen Facetten. Ob die Kummerbuben das wollten, sei mal dahingestellt. Gelungen ist es ihnen allemal. Die «Dicki Meitschi» ist eine Platte für jene, die Wert auf gelungene Texte legen und sich dabei musikalisch im Balkan und im rabenschwarzen Schaffen von Tom Waits sehr wohl fühlen. Die Kummerbuben schaffen auch mit dem vierten Album ein sehr reifes Werk, das sehr viel Spass macht. Schweizer Musik, wie sie sei kann und gern auch sein darf.
Kummerbuben - «Fründe»
- Band: Kummerbuben
- Album: Dicki Meitschi
- VÖ: Ab sofort im Handel erhältlich