«Letting Go» macht als zweiter Songs der neuen Platte des australischen Folkduos Hollow Coves bereits hellhörig. Der Song über die zentralen Punkte im Leben und wo man dieses verbringen will bzw. wo man hingehört, lässt ein erstes Mal die Stärken der Band aufblitzen. Verpackt ist der Song in entspannte Folk-Rhythmen und einem Gefühl von Aufbruch, der Heimkehr an die Sonne. So definieren Hollow Coves klar, wohin der Weg mit dem Album «Nothing To Lose» geht. Poppiger Folk ist das Credo und zusammen mit dem wechselnden Gesang, teils sogar zweistimmig, geht man den Weg sehr gerne mit, weil die Melodien so wundervoll nach Ferien und Reisen klingen, die Sonne im Herzen tragen und sehr authentisch wirken.

Inspiration aus den Seiten eines Fotoalbums aus der Kindheit

Das Duo singt über das Gefühl, gefangen zu sein («Milk & Honey»), aus dem Alltag auszubrechen und Chancen zu nutzen («Harder To Fake It») oder von sehnsüchtigen Erinnerungen («Purple»). Immer verpackt in gut verständlichen Gesang und entspannte poetische Lyrics wie etwa die greifbare Zeile «It feels like I’m drifting away, from pictures of my younger days» aus dem Song «Photographs». Der Song ist noch aus einem anderen Grund wichtig. Matt Carins und Ryan Henderson, die Hollow Coves bilden, haben in den Seiten eines Fotoalbums aus der Kindheit erste Inspiration für das neue Album gefunden.

Hollow Coves - «Photography»

Die elf Songs behandeln Themen wie die Übersättigung durch digitale Einflüsse und propagieren dafür, sich wieder an den einfachen Dingen zu erfreuen, wie ein Surfausflug am Morgen. Allgemein dreht sich viel um das Bewahren und vor allem Schätzen von kleinen Momenten und nicht nur dem Streben nach mehr zu folgen. Und irgendwo glitzert das Thema Aufbruch durch. Ob das der Aufbruch zum inneren Frieden sei oder der Aufbruch zu den Wurzeln und jenen Dingen, die einem gut tun, spielt nicht so eine Rolle. Das passt perfekt zum Folk, der oft mit Sehnsüchten und Emotionen spielt. Hollow Covers scheint dieser Punkt aber besonders am Herzen zu liegen und beachtlich ist dabei, sie verpacken ihre Themen so glaubwürdig, dass man keine Sekunden an ihren Worten zweifelt.

Alle Mosaiksteinchen machen Hollow Coves zu dem, was sie sind, eine Band für richtig coole Musik.

Der grosse Pluspunkt an Hollow Coves ist sowieso ihre Vielseitigkeit. Oft genug klingen Folkbands zugänglich, verlieren sich aber irgendwann in oft ähnlich klingenden, von Gitarren getragenen Songs. Die beiden Australier umschiffen diese Klippe wie selbstverständlich und ziehen auf der durchaus folkigen Basis Songs hoch, die rhythmisch variieren und teilweise sehr bewusst mit Pop oder Indie flirten. Manchmal wähnt man sich in einer herrlichen Mischung aus Belle & Sebastian, The Villagers und Bright Eyes bzw. Conor Oberst. Natürlich sind das nur Labels, Versuche, die Musik einzugrenzen, und natürlich sind Assoziationen so vielfältig wie die Menschen selbst, es soll zudem keineswegs die Identität von Hollow Coves schmälern. Denn diese thront bei allen Vergleichen natürlich zuoberst. Und trotzdem verströmen Hollow Coves diesen süssen Klang von musikalischer Kraft, die eben die genannten Acts auch beherrschen.

Da ist der Erfolg des Duos nicht wirklich erstaunlich. Sie sind längst Streaming-Milliardäre, platzierten sich in den Top 20 der meistverwendeten Songs für Reels bei Instagram und spielen auf der ganzen Welt Konzerte, die Menschen begeistern. Dabei ist das musikalische Verständnis kein Geheimnis. Es mischen sich nämlich kleine Welten. Da ist Ryan Henderson, der klassisch ausgebildete Pianist, und daneben steht Matt Carins, der lockerere Surfer-Attitüde einbringt, und irgendwie harmoniert dies wunderbar. Das musikalische Verständnis ist gut hörbar, aber gleichzeitig pflegen sie die Aura von Lockerheit und sich nicht stressen zu lassen. Alle diese Mosaiksteinchen machen Hollow Coves zu dem, was sie sind, eine Band für richtig coole Musik.

Mit «Nothing To Lose» zeigen Hollow Coves ein authentisches Album voller Folkpop und gutem Gefühl. Ein Album für die spätwinterlich geplagte Seele. 

• Band: Hollow Coves
• Aktuelles Album: Nothing To Lose
• Genre: Folk, Pop, Indie
• Infos: Website von Hollow Coves

Hollow Coves sind am 8. April live in Zürich. Wir verlosen hier Tickets.