Sunset Sons: Wir wurden schon in Hosen bezahlt, Unterhosen.

Interview mit Sunset Sons
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Promobild

Interview von Rahel Inauen und Seraina Thuma

 

So stellt man sich Surfer vor. Die Jungs von den Sunset Sons haben uns nach dem Gig am Openair St. Gallen zum Interview empfangen. Wir haben eine Gruppe von Musikern getroffen, die total auf dem Boden geblieben ist und der es um die Musik geht. Im lockeren Gespräch haben sie uns erzählt, was sie mit einer Toblerone so machen würden, wann man Polizisten beschwindeln darf und natürlich war das Surfen ein Thema. 

 

Hi Guys, vielen Dank, dass ihr euch Zeit nehmt für ein Interview.

Rory: Danke an euch, wir sind ja nur eine kleine Newcomerband. Habt ihr auch Interviews mit Radiohead und Mumford & Sons?

 

Nein, leider nicht, die Grossen machen wenig oder gar keine Promo.

Rory: Oh. Ihr habt zwar nicht die grössten Künstler, dafür die besten (lacht).

 

Habt Ihr schon mal etwas von diesem Festival (Openair St.Gallen) gehört?

Rory: Ich war noch nie hier.

 

Jed: Doch, davon gehört hab ich schon. Definitiv.

 

Rory: Es sind immerhin über 110’000 Besucher hier und es sei das beste Festival der Schweiz (zwinkert mit einem Auge).

 

Was habt Ihr euch gedacht, als ihr hier den langen Weg ins Tobel gefahren seid?

Rory: Es ist echt schön.

 

Pete und Jed: Das ist so. Wir waren aber ein wenig verloren und mussten einen Polizisten nach dem Weg fragen. Der war wirklich nett, vor allem, nachdem wir gesagt haben, dass wir eine Band sind. (lacht). Wenn ihr also jemals verloren seid und einen Polizisten nach dem Weg fragt, sagt einfach ihr seid in einer Band. Da ist lügen auch okay.

 

Dann machen wir es das nächste Mal einfach so. Wie war der Gig?

Pete: Es war unglaublich. Das Publikum flippte aus. Ich ging nochmals kurz raus um ein Foto zu machen, da haben alle geglaubt, wir machen noch eine Zugabe und fingen wieder an zu jubeln.

 

 

Rory: Es ist nicht oft so, dass am Sonntag, also dem letzten von vier Festivaltagen, die Leute noch so dabei sind.

 

 

Wir haben den Auftritt gesehen und er war wirklich genial.

Rory: Oh wirklich? Danke! Man erwartet oft nicht, dass das Publikum so positiv reagiert wie heute. Vor allem nicht, weil wir eine Newcomer-Band sind.

 

Pete: Doch, ich erwarte das (lacht).

 

Rory: Wir haben aber die Band vor uns spielen gehört und die Menge ging richtig ab. Da war die Freude noch grösser, bald auch performen zu können. Es ist nicht oft so, dass am Sonntag, also dem letzten von vier Festivaltagen, die Leute noch so dabei sind.  

Rory hast du dich spontan dazu entschieden in die Menge zu gehen?

Pete: Ich dachte schon «what the fuck» macht er denn jetzt schon wieder!

 

Rory: Ich entscheide das jeweils im Moment. Denn wenn sich niemand für uns interessiert dann stehe ich da wie ein Idiot (lacht). Vor einigen Wochen hatte ich mein erstes Crowdsurfing in Irland! Ich weiss auch nicht warum ich das allen erzähle (lacht). 

Robin: Eigentlich war es mehr ein Rodeo als ein Crowdsurfing.

 

Rory: Okay, mein erstes Rodeo. Nein, ich habe vor Jahren einen Video im Internet gesehen, von einem Künstler, der in New York auftrat. Dann stand er auf der Bühne und rief in die Menge «New York Ciiiiiity!!!» und sprang ins Publikum. Aber alle sind weggegangen, keiner wollte in auffangen. Da habe ich mir gedacht «Nein, das riskiere ich bestimmt nicht.» Ich glaube nämlich nicht, dass mich die Leute so sehr mögen, dass sie mich auffangen würden. Aber sie haben es tatsächlich gemacht, ich bin sogar rückwärts gesprungen.

 

Was bevorzug ihr: Festivals oder auf Tour sein?

Rory: Festivals.

 

Robin: Das sind zwei sehr verschiedene Sachen … aber: Festivals.

 

Jed: Festivals, da bin ich irgendwie weniger erschöpft. Ich mag es, dass bei Festivals oft auch Leute dabei sind, die uns nicht kennen. Sie haben trotzdem Spass und die Hände gehen nach oben, vorwärts, links, rechts. Das ist cool.

 

Pete: Festivals! Das macht einfach viel mehr Spass, nicht?

 

Jed: Heute hatten wir wirklich einen coolen Auftritt mit vielen tollen Momenten.

 

Das ist wirklich schön zu hören, wenn Bands ihr Freude an einem Auftritt wie an diesem heute habt. Vor allem weil wir dieses Festival lieben.

Rory: Für uns ist das nicht selbstverständlich, dass wir an solchen Events wie dem Openair St.Gallen spielen dürfen. Zudem sind wir echt leicht zu begeistern. Ein paar Bier und wir sind zufrieden.

 

Robin: Freibier und Essen und wir bleiben den ganzen Tag!

 

 

Jed: Wir machen die Musik nicht für das Geld, sondern fürs Essen. Und weil wir beim Surfen nichts verdienen.

 

 

Wenn ihr auf der Bühne steht, fokussiert ihr da gezielt gewisse Personen aus der Menge oder seht Ihr nur eine riesengrosse Menschenmasse?

Rory: Man fokussiert Leute.

 

Jed: Ich liebe es damit zu spielen. Ich schau immer jemandem so lange in die Augen und lache, bis die Person dann auch anfängt zu lachen … oder zu weinen. (alle lachen)

 

Rory: Vor den Shows sitzen jeweils schon Fans da, bevor der Gig überhaupt begonnen hat und mit dem, dass man Leute fokussiert, nimmt man davon Kenntnis. Die lieben das jeweils. Ich wär genau gleich.

 

Hattet ihr schon etwas Schweizer Schokolade?

Robin: Ohh ja! Gleich als wir in Genf gelandet sind.

 

Jed: Ich war vor kurzer Zeit in Zürich und ging im See schwimmen. Da ist die Lindt-Fabrik und man konnte die Schokolade im See beim Schwimmen riechen. 

Rory: Und wir haben eine Toblerone gefunden. Ich glaub sowas gibt’s nur hier. Die war 4.5 Kilo schwer. Das ist unglaublich! Nicht, dass ich das würde, aber damit könntest du jemanden ernsthaft verletzen. Wenn jemand in mein Haus einbricht, würde ich meine Toblerone holen.

 

Was ist wichtiger Surfen oder Musik?

Robin: Die Liebe einer schönen Frau (lacht).

 

Jed: Das wollte ich sagen! (lacht). Wir machen die Musik nicht für das Geld, sondern fürs Essen. Und weil wir beim Surfen nichts verdienen.

 

Rory: Beim letzten Festival haben wir gratis Sonnenbrillen erhalten. Wir lieben die Geschenke.

 

Robin: Wir werden mit Sachen bezahlt. Wir wurden einmal in Hosen bezahlt. In Unterhosen.

 

Rory: Es klingt schlimmer als es ist. Es war nichts Spezielles. Ich habe Unterhosen benötigt und sie sagten mir, sie hätten welche. Da meinte ich nur «deal».

 

Jed: Aber wir waren hungrig in jener Woche (lacht).

 

 

Pete: Aber ehrlich, macht eure Ausbildung zu Ende.

 

 

Habt ihr noch Zeit zu surfen?

Rory: Ja klar. Kürzlich hat ein Freund von uns eine Surfparty veranstaltet. Da bist du auf weichen Surfbrettern und versuchst, die anderen runter zu schupsen. Dann hüpfst du auf die Bretter der anderen, rammst sie usw. So viel Spass hatten wir schon lange nicht mehr.

 

Pete: Rob und ich wohnen ja auch nur etwa 100m vom Strand entfernt.

 

Das ist schön, dass ihr trotz der Musik noch so viel Zeit findet, um euch zum Surfen zu treffen.

 

Rory: Ja, das ist es. 

Pete: Das ist wahrscheinlich auch der wahre Grund warum wir Festivals bevorzugen: die sind meistens am Wochenende, also können wir während der Woche wieder nach Hause gehen um zu surfen (alle lachen).

 

Rory: Unser Leben besteht aus Festivals am Wochenende, Songwriting und Surfen während all den anderen Tagen.

 

Pete: Aber ehrlich, macht eure Ausbildung zu Ende.

 

Rory: Bleibt in der Schule und sucht euch einen echten Job … nicht (lacht).

 

Was war das für ein Gefühl, als ihr einen Song von euch das erste Mal im Radio gehört habt?

Rory: Das war so komisch! Es war echt komisch. Ein Freund von mir hat mich sogar gefilmt, ich habe nur die Hände vors Gesicht geschlagen und als ich sie wieder wegnahm, hatte ich einfach einen glücklichen Smile auf dem Gesicht.

 

Jed: Pete und ich mussten an jenem Tag in London ein Auto abholen also nahmen wir den Zug, holten das Auto und fuhren danach wieder zurück. Wir hörten Radio und die Moderatoren haben begonnen, eine Band vorzustellen und ich dachte mir schon, dass das nur wir sein können. Dann habe ich mein Handy aus der Tasche genommen und begonnen, Pete beim Fahren zu filmen mit Radio 1 und unserem Song im Hintergrund. Das war cool, man. 

Rory: Ja – oder erinnert ihr , als wir in einem Van fuhren, die Scheiben runtergekurbelt haben und dann fuhr ein anderes Auto vorbeigefahren ist? Die Leute hörten denselben Sender wie wir und ich sprang beinahe aus dem Fenster: «YEAH DAS SIND WIR, DAS IST UNSER SONG!!». Ich glaube, sie haben die Welt nicht mehr verstanden. Aber hey, da waren wir im Radio, wuuuhuu!

 

Sunset Sons - «She Wants»

 

Rahel Inauen / Do, 28. Jul 2016