Gelassenheit, mehr Rock und die grosse Freiheit

Myron über Freiheit, Plattenfirmen und Musik.
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http://www.myron.ch

Bereits ein halbes Jahr ist das neue Album von Myron auf dem Markt. «Butterfly» heisst der Silberling und tönt so ganz anders als der Vorgänger «Never Regret» und doch ganz nach Myron. Die Platte wirkt energiegeladener, rockiger, frecher. Myron haben es geschafft, die nächste Base zu nehmen. Kein Stillstand, keine Belanglosigkeit, sondern handgemachten, eingängigen Pop – oder wohl eher: Pop-Rock. Bäckstage hat Manu und Chris, die beiden Köpfe von Myron, zum Interview getroffen und über «Butterfly» geredet.

 

Welche Feedbacks habt ihr zu eurem Album erhalten?

Chris: Dieses Mal habe ich fast nur positive Reaktionen gehört. Aber wenn ich ganz ehrlich bin: Ich habe gar nicht so genau hingehört, und das ganz bewusst. Man wird mit jedem Album gelassener im Umgang mit Kritik, nimmt sie einfach zur Kenntnis und akzeptiert sie. Für mich zählt einzig und allein, dass wir grosse Freude an der Produktion hatten und haben. Und dieses Gefühl möchte ich mir wahren.

 

In einer Kritik auf cede.ch schreibt ein User: «Never regret war musikalisch besser; ‚das rockt’ ist für eine Popband nicht unbedingt ein Kompliment». Was sagt ihr dazu?

Chris: Das kann man jetzt sehen, wie man will (grinst)! Scheinbar fällt es auf, dass unsere Songs rockiger geworden sind. Dann haben wir unser Ziel ja auch erreicht.

 

Manu: Wir hatten immer mit Vorurteilen zu kämpfen. Man hat immer versucht, uns in Schubaladen zu stecken, in die wir dann eben doch nicht ganz passen. Zudem gibt es immer noch Stimmen, denen wir beweisen müssen, dass wir eine gute Live-Band sind… Solche Dinge blendet man irgendwann aus. Wir sind beide Vollblutmusiker und können davon leben. Es wird immer Leute geben, die cool finden, was wir machen – und Leute, die es schrecklich finden. So ist das halt. Das tut uns nicht weh. Früher habe ich das viel näher an mich rangelassen.

 

Da ihr keine Plattenfirma hattet, gabs für euch bei der Produktion von «Butterfly» keine vorgelegten Grenzen. Hattet ihr denn Angst, dass ihr zu sehr eingeschränkt werdet vom Pop-Korsett der Plattenindustrie?

Chris: Nein, das wars nicht – diese Gedanken haben wir uns gar nie gemacht. Es hat sich einfach so ergeben. Trotzdem war die Freiheit bei dieser Produktion toll. Wir konnten einfach loslegen und das machen, was wir wollten. Ich denke, wenn wir in der gleichen Situation ein neues Album machen würden, würde es anders tönen als «Butterfly».

 

 

Manu: Ich muss schon ein bisschen zirkeln. Mein Projekt mit Remday ist ja auch ein 365-Tage-Job. Trotzdem gilt: Wenn Myron ist, dann hat Myron Priorität.

 

 

Hat man denn im Pop-Business nie Angst, in die «Banalität» des seichten Radio-Pops abzudriften? Ihr wart ja schon immer eher radiotauglich unterwegs.

Manu: Nein, ich glaube auch darauf kann man es nicht runterbrechen. Bei uns funktioniert das nicht so, «komm, lass uns einen Radio-Song schreiben». Wir sitzen zusammen, haben eine Idee, und die gefällt uns dann – oder nicht. DEN Hit schreiben kann man sowieso nicht, das geht gar nicht. Unsere Songs werden von verschiedenen Seiten beeinflusst. Und ganz am Anfang steht sowieso nur eines, und das ist die Freude an der Musik. Bei der Produktion dieser Platte stand ich im Studio, habe die Songs eingesungen und gedacht: «Ich finds mega geil!» Das ist die Quintessenz. Das ist alles, was zählt.

 

Chris: Es geht uns ja auch in keiner Weise ums Radio. Wir haben das Glück, dass uns die Radiostationen bis anhin immer sehr gut gesinnt waren. Darüber freuen wir uns – produzieren aber deshalb nicht extra radiotaugliche Songs.

 

Kann man sich, wenn man ein Album so ganz ohne Grenzen produziert, denn auch irgendwann in der Produktion verlieren?

Manu: Ich glaube, dass wir den Faden verloren hätten, wäre gar nicht möglich gewesen. Chris hatte den kompletten Lead. Und da er fast alles selbst eingespielt und alles selbst aufgenommen, gemischt und gemastert hat, hat er sich selbst einen gewissen Druck gemacht. Er wusste, dass sein Kopf an diesem Album hängt.

 

Chris: Genau. Da sagt man sich selbst, dass man das schaffen will, dass man es in einer gewissen Zeitspanne zu Ende bringen will. Es war ein selbst gemachter Druck, aber der von der guten Sorte. Ich wollte ja auch nicht die Musik von Myron neu erfinden. Die Liebe zu unserer Musik ist dieselbe, wir haben immer noch dieselben Ideen. Und falls wir eine komplett andere Richtung eingeschlagen hätten, und es für beide gestimmt hätte, dann wär es ebenfalls in Ordnung gewesen.

 

 

Chris: Das mit dem Universal-Deal hat sich so ergeben, unser Manager hat das eingefädelt. Eigentlich sind wir nicht davon ausgegangen, einen neuen Plattenvertrag zu erhalten und wollten es in Eigenregie machen. Aber so wie es jetzt ist, ist es natürlich auch toll.

 

 

In eurer Bandbio liest man, dass ihr «dem zunehmenden Alter und der wachsenden Reife» trotzen wollt. Muss man denn das überhaupt?

Chris: Nein, muss man nicht. Solche Einschätzungen werden uns ja auch auferlegt. Trotzdem hoffe ich, dass wir so bleiben, wie wir sind, nämlich noch immer flippig und kindlich – und dabei professionell. In diesem Business ist es enorm wichtig, sich selbst treu zu bleiben. Das war für uns zum Glück nie ein Problem, denn wir haben uns nie für irgendjemanden verbogen. Auch nicht für eine Plattenfirma.

 

Stichwort Plattenfirma: Die habt ihr ja gewechselt, ihr seid neu bei Universal Music (vorher: Sony Music). Hat sich damit irgendetwas für euch verändert?

Manu: Es sind neue Köpfe, die anders heissen. Jede Plattenfirma hat dieselbe Maschinerie. Es ist also eigentlich alles beim Alten.

 

Hattet ihr nie den Plan, ganz ohne Plattenfirma zu arbeiten und das Album auf eigene Faust herauszugeben?

Manu (lacht und zeigt auf Chris): Du schon!

 

Chris: Ja, natürlich. Das mit dem Universal-Deal hat sich so ergeben, unser Manager hat das eingefädelt. Eigentlich sind wir nicht davon ausgegangen, einen neuen Plattenvertrag zu erhalten und wollten es in Eigenregie machen. Aber so wie es jetzt ist, ist es natürlich auch toll. Vielleicht wird das dann in Zukunft mal ein Thema.

 

Manu, du bist neben Myron auch noch sehr erfolgreich als Manu-L mit Remady unterwegs. Wer hat Priorität bei dir? Oder kommen die Projekte gut aneinander vorbei?

Manu: Ich muss schon ein bisschen zirkeln. Mein Projekt mit Remaday ist ja auch ein 365-Tage-Job. Trotzdem gilt: Wenn Myron ist, dann hat Myron Priorität.

 

Inwiefern hat dein Projekt mit Remady Einfluss auf die Musik von Myron?

Manu: Es ist eher umgekehrt, Myron hat Einfluss auf Remady & Manu-L. Obwohl es wahrscheinlich nicht die Musik von Myron ist, die den Einfluss hat, sondern ich als Person, ich als Musiker und Songwriter. Meine Ideen, Einflüsse und meine Art, wie ich Songs schreibe, beeinflusst sowohl Myron als auch meine Songs mit Remady.

 

Myron - «One Step Closer»

 

 

Wer den Direktvergleich machen möchte: Myron und Remady & Manu-L spielen am Pro7 Mountain Jam in Engelberg. Mehr Infos und Tickets gibt’s unter www.prosiebenmountainjam.ch.

Claudia Senn / Mo, 17. Mär 2014