Nemo mit besonderer Setlist für die Baloise Session

Kritik: Nemo an der Baloise Session
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©Shirley / loadsofmusic.com

Der Gang zu den Hallen, der Blick nach oben durch das markante «Fenster zum Himmel» am Messeplatz, bevor man in die pink-blaue Welt der Baloise Session eintaucht und der herzliche Empfang von Angestellten und Helfern – das bekannte Konzertformat in Basel bleibt einzigartig. Am 5. November stand das Thema «Colours of Music» auf dem Programm, mit Teddy Swims (US) und Nemo (CH).

 

Keine Regeln, keine Vorgaben

 

In Baggy-Hosen, einem engen hautfarbenen Top mit pinkem BH-Print und schwarzem Blazer erschien Nemo pünktlich um 21:45 Uhr auf der Bühne. Was sofort auffiel: Bei Nemo darf jeder so sein, wie er will – es gibt keine Regeln. So trägt auch Nemos Band kein einheitliches Bühnenoutfit, und das Publikum durfte bereits während des zweiten Songs bis zur Bühne vorrücken, was normalerweise erst nach dem dritten Song an der Baloise Session erlaubt ist. «Ja klar, kommt nach vorne, so schön!», rief Nemo strahlend und lebt dabei eine wichtige Botschaft vor: Mach, worauf du Lust hast – solange es für dich stimmt.

 

Nach dem dritten Song erklärte Nemo, dass sie eine ganz besondere Setlist für diesen Abend vorbereitet hätten: «Es wird eine Reise durch mein Leben sein.» Der perfekte Einstieg in diese «Reise durch Nemo’s Zeit» war natürlich mit Titeln wie «Himalaya» und «Ke Bock» gegeben. Vor allem diejenigen, die Nemo noch aus früheren Zeiten kennen und nicht nur vom diesjährigen ESC, wurden mit den alten Stücken sofort abgeholt.

 

Fotos: Danke an Shirley von loadsofmusic.com

 

«Wie viele sind denn jetzt aus Basel hier?», rief Nemo ins Publikum und diverse Arme flitzten in die Höhe. «Wow, doch so viele? Freut ihr euch auf den nächsten ESC?», fuhr Nemo fort und erntete ein begeistertes Jubeln. «Das nächste Lied habe ich mit 18 Jahren geschrieben. Vielleicht kennt ihr das: Da gibt es diese Connection - du weisst, du solltest sie eigentlich loslassen, aber du kannst es einfach nicht.» Es folgte ein weiterer Song auf Mundart, «Crush Uf Di», bevor Nemo die Reise langsam, aber sicher in Richtung englischer Titel lenkte. Dazwischen nahm Nemo sich Zeit für Autogramme am Bühnenrand und demonstrierte das Effektgerät auf der Bühne. Mit den verschiedenen Effekten verwandelt sich die Stimme in eine tiefe, dann in eine Mickey Mouse-ähnliche Tonlage. Ein Lachen ging durch den Saal, die Stimmung lockerte sich, und das Set setzte sich mit «Certified Pop Queen» und «Spotless Carpet» fort.

 

Echte Verbindung und Raum zu heilen

 

«Obwohl es eine Zeitreise durch mein Leben sein soll, gehen wir jetzt kurz noch einmal zurück ins Jahr 2017», sagte Nemo, während die Band die Bühne verliess. Es wurde ruhiger im Saal und Nemo setzte sich auf den Riser des DJ-Sets in der hinteren Mitte der Bühne. Ein bisschen verloren, ein bisschen klein, ein bisschen für sich sass Nemo da und wurde von hunderten Augenpaaren gespannt angestarrt. Wo vorher die Energie im Raum fast greifbar war, war dieser plötzliche Stimmungswechsel nun ebenso deutlich spürbar. Man hat das Gefühl, dass Nemo die Kunst nicht nur macht, um zu unterhalten, sondern um zu verbinden, zu heilen und einen Raum zu schaffen, in dem sich jeder ein Stück weit verstanden fühlt.

 

Begleitet von sanften Pianoklängen sang Nemo langsam «Du», ein bekanntes Lied aus den frühen Jahren von Nemos Gesangskarriere. Die hohe Kopfstimme und das gesangliche Talent kamen bei diesem Stück besonders zur Geltung und erfüllten die Messehalle mit einer kraftvollen Ruhe.

 

Ob Nemo nun mit einem breiten Lächeln das Publikum anstrahlt oder sich in leisen, intimen Momenten der Musik hingibt, es ist immer klar: Nemo ist ganz bei sich, ist ehrlich, und als Person unglaublich zugänglich.

 

Zwischenfötelis und die B-Stage

 

Nach einer Stunde Show neigte sich der Abend langsam dem Ende zu, aber natürlich wusste jeder im Saal, dass mindestens noch ein bekanntes Stück fehlte - und niemand würde nach Hause gehen, bevor Nemo diesen Titel nicht gespielt hätte. Die Rede ist von «The Code», mit dem Nemo 2024 den Eurovision Song Contest für die Schweiz gewonnen hat.

 

Bevor Nemo diesen performte, nahm Nemo sich Zeit für «Zwischenfötelis» mit Fans und verschwand dann mit der gesamten Truppe von der Bühne. Nach heftigem Beifall tauchte die Band kurz darauf wieder auf, und Nemo selbst erschien plötzlich in der Mitte des Publikums auf der B-Stage. Dort performte Nemo zunächst die neueste Single «Eurostar» und schliesslich auch das langersehnte «The Code». Während «The Code» leistete Nemo der Band wieder Gesellschaft auf der Bühne, um die Show dort gemeinsam zu beenden. Unter tosendem Applaus verabschiedeten sich Nemo und Band vom Publikum und beendeten die «Colours Of Music»-Nacht bei Standing Ovation.

 

Rahel Inauen / Sa, 09. Nov 2024