Tosender Sturm & ruhige See: Sophia in der Schüür
Was für ein Glück für die Schweizer Fans von Sophia: Das Konzert in der Schüür in Luzern war zuerst für diese Tour gar nicht geplant und fand nur durch einen sehr engagierten Fan statt. Doch trotz dem, dass Sophia schon lange nicht mehr als Band in der Schweiz waren und Frontmann Robin Proper-Sheppard meist alleine um die Welt tourte, fanden sich an diesem Sonntagabend nicht viele Fans in der Schüür ein. Dies stellte sich aber als grossen Vorteil heraus, da man eine richtig intime Show erleben durfte und das Publikum andächtig still und respektvoll dem Schaffen dieses Indie-Giganten lauschte. Denn ein Gigant ist dieses Band-Projekt von Proper-Sheppard auf alle Fälle und obendrein auch noch ein viel zu oft unterschätzter. Jedoch haben Sophia noch nie die Geschmäcker von vielen Leuten bedient. Eher erschaffen sie mit ihrer Musik ein Nischenprodukt, mit welchem nur wenige wirklich etwas anzufangen wissen.
virtuose Qualität
Ihre Musik ist seit jeher schwer, melancholisch und herzzerreissend. Nur selten wagte Proper-Sheppard sich bisher musikalisch aus diesem grauschwarzen Loch seiner Seele heraus in etwas lichtere Gegenden. Wenn das jedoch geschah, dann funkelten und glänzten diese Stücke wie Diamanten im Sonnenlicht. Man muss sich auf die Musik einlassen können, man muss sich in diesem Seelenschmerz geborgen fühlen – erst dann versteht man die virtuose Qualität dieser Songs.
Proper-Sheppard, der durchgehend mit geschlossenen Augen performte, bewies mit seiner Band an diesem Abend viel Mut: Er spielte das gesamte neue Album, «As We Make Our Way», als erstes durch. Dies kann gehörig schief gehen, wie wir auch schon erlebt haben (so zum Beispiel bei Europe). Jedoch schafften Sophia diese Gratwanderung ziemlich gut und die neuen Songs kamen live allesamt wuchtig und gehaltvoll rüber. Das einzige Problem war aber auch hier, dass dies sehr viel Zeit in Anspruch genommen hatte und die eigentlichen Hits, auf welche die Fans sehnsüchtig gewartet hatten, erst am Schluss angereiht wurden. Einerseits hiess das, dass Sophia eine erstaunlich lange Spielzeit an den Tag legten, andererseits war es schwierig, die Aufmerksamkeit so lange im Spannungsbogen zu halten. Proper-Sheppard war sich dessen scheinbar bewusst und belohnte die Geduld mit einigen Juwelen aus der tiefsten Vergangenheit der Band.
Alles in allem war es ein wirklich wunderbares Konzert für Fans der Band. Wenn man allerdings Sophia noch nicht so gut kannte, war es wahrscheinlich etwas eintönig, denn die Hits und richtig imposanten «Kracher» kamen erst gegen Ende des Konzerts.
Man kann nun einfach hoffen, dass sie nicht mehr so lange auf sich warten lassen, damit man beim nächsten Mal wieder ein etwas homogeneres Set zu hören bekommt.