Simple Minds - auch ohne Greatest Hits überzeugend
Sie spielten nicht ihre Greatest Hits – aber Simple Minds waren trotzdem grossartig. Der Altersdurchschnitt im gut gefüllten, aber nicht ausverkauften Komplex 457 war erwartungsgemäss etwas höher. Will heissen: Der Grossteil der Zuhörer zählte wohl in den 80er-Jahren zu den jüngeren Fans. Aber dieses Konzert war ja auch so etwas wie ein Geschenk von Simple Minds an ihre Fangemeinde. Und die erschien treu aus der ganzen Schweiz. Die Briten spielten in Zürich im Rahmen ihrer «5x5 Live Tour» zwei Sets à 55 Minuten. Diese umfassten jeweils 5 Hits ihrer ersten 5 und für nachfolgende Bands einflussreichsten Alben «Life In A Day», «Real to Real Cacophony», «Empires and Dance», «Sons And Fascination/Sister Feelings Callings» und «New Gold Dream (81, 82, 83, 84)».
Das Publikum klatschte vom ersten Takt weg mit. Den Musikern merkte man ihre über 30-jährige Bühnenerfahrung an. Als alte Hasen überzeugten sie mit Präzision und erstklassigem Sound. Dass Sie von aufwändigen Shows nichts halten, bewiesen sie auch gestern. Das Konzert bot keine Überraschungen, dafür solide Musik aus der Post-Punk-Arä. Auch als jüngerer Zuhörer konnte man nachvollziehen, warum diese Band einst Stadien füllte und Wegweisend für den Dance-Sound der 80er war.
Die Songauswahl war gelungen – bei «Someone Somewhere In Summertime» und «Promised You A Miracle» wie auch «Celebrate» wurde die Band gesanglich lauthals vom Publikum unterstützt. Überhaupt schütze gestern niemand Müdigkeit vor. Gegen Ende wurden die Zuhörer immer euphorischer. «Chelsea Girl» oder auch «Changeling» verleitete den einen oder anderen sogar zu einem wilden Tänzchen. Dass das Publikum auf Jim Kerrs Aufforderung «one, two three, four… Zurich, let’s go» bis in die hinteren Reihen hüpfte und klatschte, verstand sich dann quasi von selbst.
Wer sich so lange im internationalen Musikgeschäft halten kann, über den kann man sagen, was man will. Simple Minds füllen vielleicht kein Hallenstadion mehr wie vor 23 Jahren, das gestrige Konzert war aber durch und durch gelungen. Was sicherlich vor allem daran lag, dass Simple Minds eben genau DIE Songs spielten, die sie einst ausmachten. Bevor sie mit den - für viele Fans - nicht immer geglückten musikalischen Experimenten begannen.